Herdecke. Nico Fischer und Team wandeln einen Kleinlaster in einen Krankenwagen um. Dennis Prokofiev, Arzt in Herdecke, vermittelt diesen in die Ukraine.

Mit einer Mahnwache haben kürzlich Menschen aus Herdecke und der Ukraine an den Jahrestag des russischen Angriffskriegs erinnert. Neben den Rednerinnen und Rednern stand ein imposantes Fahrzeug in der Fußgängerzone. Passend zum Anlass. Denn dieser zu einem Rettungswagen umgebaute Transporter dürfte in einigen Tagen womöglich wertvolle Dienste direkt an der Front leisten.

Wie berichtet, hat Nico Fischer mit seinem sehr fleißigen Werkstatt-Team und seinem Vater den Lkw umgebaut. „Das war bedeutend aufwändiger als gedacht“, erzählt der Herdecker, der auch im Rat der Stadt sitzt. Die Tüftler entdeckten unplanmäßig einige Mängel an dem Fahrzeug, so dass sie mehr Zeit und Geld investieren mussten als vorgesehen. Von den erfolgten Spenden konnte die Truppe eine Summe für Materialien einsetzen. „Wir haben gewissermaßen unsere Arbeitszeit und auch einige Teile gespendet. Zum Glück bekamen wir auch zusätzliche Unterstützung von einer Tischlerei.“

Nun ist dieser besondere Großraumgeländerettungswagen einsatzbereit. „Es war nicht ganz einfach, die benötigte Krankenwagen-Technik an diesen Offroad-Lkw anzupassen“, berichtet Fischer. Um verletzte Menschen auf Liegen zur Ladefläche hochschieben zu können, mussten die Handwerker beispielsweise die Rampe verlängern und den Winkel verändern. Kurz: Manches war eine Herausforderung, insgesamt hat es aber auch Spaß gemacht. Man freut sich ja, wenn man Menschen helfen kann.“

Jetzt wird beladen

Aktuell steht noch ein wichtiger Zwischenschritt an. „Der Lkw wurde abgeholt und wird nun beladen“, teilt Dr. Dennis Prokofiev mit. Der gebürtige Ukrainer und Arzt, der seit 2021 in Herdeckes Frühlingstraße 1 eine urologische Praxis führt und im Klinikum Dortmund aktiv ist, organisierte seit Monaten immer wieder Hilfsaktionen für das Land. Erfreulicherweise erhält er dafür immer wieder und weiterhin (finanzielle) Unterstützung aus der heimischen Bevölkerung. „Auf das VCS-Konto gehen immer noch Gelder ein.“ Dadurch kann er beispielsweise Medikamente besorgen, die in Kürze zur Ausstattung des Fahrzeugs gehören.

„Das Team von Nico Fischer hat viel Arbeit in den Umbau gesteckt, das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt der 42-Jährige. Eine installierte Standheizung, ausreichend Licht, Defibrillator, Beatmungsgeräte und weitere Utensilien für kleinere Notfall-Operationen befinden sich bereits jetzt oder bald an Bord. „Auch die Zielgruppe hat bereits Fotos gesehen und mir mitgeteilt, dass sie diesen Wagen gut gebrauchen können.“

Verein unterstützt die Herdecker

Neue Entwicklung: Prokofiev ist froh, dass ihm nun der Verein „Odessa wir helfen“ unter die Arme greift. Die Truppe aus Essen, Hattingen, Radevormwald, Gevelsberg und Witten nahm Kontakt zu dem Arzt auf, zumal sie selbst seit März 2022 einige Hilfstransporte in ukrainische Städte wie Lviv, Kalush, Rivne und natürlich auch nach Odessa im Süden des Landes organisiert hat. „Bei unserem Treffen hatte ich gleich ein gutes Gefühl. Auch der Herdecker Lions-Club war bei diesem Gespräch dabei und sagte ebenfalls Unterstützung zu“, so Prokofiev.

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Sie alle vereinbarten, dass der umgebaute Transporter nicht – wie ursprünglich geplant – nach Mykolajiw (für Krankenhäuser in dieser südukrainischen Stadt hat Prokofiev bereits Hilfsgüter gesammelt und geliefert) gehen soll. „Wir haben uns gemeinsam umgehört und entschieden, dass der Lkw direkt an die Front im Osten gehen soll.“

Vereinsleute von „Odessa wir helfen“ mit passendem Führerschein wollen sich voraussichtlich Mitte März an das Steuer des Magirus 130 D9 setzen und nach Osteuropa aufbrechen. „Das soll in einem Konvoi mit zwei weiteren Fahrzeugen erfolgen. Zwei bleiben dann vor Ort, ein Transporter kommt zurück nach Deutschland.“ Und hier plant Dr. Dennis Prokofiev auch in Zukunft weitere Aktionen, um leidende Menschen in der Ukraine anhaltend zu unterstützen.