Herdecke. Mahnwache in Herdecke: Am Jahrestag des Ukraine-Kriegs bewegen vor allem die Worte einer Ukrainerin, die mit ihren Töchtern vor den Bomben floh.

Nein, gutes Wetter hätte zu diesem traurigen Anlass nicht gepasst. Zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs hatte Herdeckes SPD mit der Unterstützung von fünf weiteren Parteien eine Mahnwache in der Fußgängerzone organisiert. Am verregneten und nasskalten Freitagnachmittag kamen fast 100 Interessierte zum Frederuna-Brunnen, um acht Redebeiträgen zuzuhören. Sie wollten allesamt ein Zeichen für Frieden und vor allem gegen Gewalt, Tod sowie Zerstörung setzen.

Die Vertreter aus der Politik, von Kirchen, Bürgerinnen sowie Bürger und auch einige Geflüchtete spitzten besonders am Ende der knapp 30-minütigen Veranstaltung die Ohren, als Anna Dvornichen das Mikrofon ergriff und ihre Geschichte andeutete. Die Ukrainerin verließ vor etwa zwölf Monaten ihre Heimat und fand mit ihren beiden Töchtern in Herdecke eine Zufluchtsstätte. „Wir träumen von einer Rückkehr“, sagte die 37-Jährige auf Englisch. Als die Bomben der Russen fielen, wollten viele das osteuropäische Land verlassen. „Wir sind froh, hier zu sein und danken allen Deutschen für ihre unglaubliche Unterstützung.“ Trotz dieses „für immer“ anhaltenden Gefühls der Dankbarkeit habe sie einen konkreten Wunsch: „Hoffentlich endet der Krieg in naher Zukunft.“

Mitorganisator Klaus Klostermann von der SPD hatte in seiner Begrüßungsrede Ähnliches formuliert. „Jeder einzelne Tote und Verletzte ist einer zu viel.“ Da konnte Herdeckes Bürgermeisterin nur zustimmen, zumal der Krieg in der Ukraine „ja uns alle betrifft, wir kämpfen um nichts Geringeres als die Demokratie. Der Tag heute bewegt uns alle sehr. Ich bin froh, dass wir hier als starke Gemeinschaft ein Zeichen setzen und alle Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen“, sagte Katja Strauss-Köster ergriffen.

Ein Tag der Trauer

Der Europaabgeordnete Dietmar Köster wies an diesem „Tag der Trauer“ auf russische Kriegsverbrechen hin. „Wir stehen an der Seite der Ukraine“, sagte der SPD-Politiker aus Wetter. Er forderte mehr Mut zur Diplomatie und einen Waffenstillstand, damit das unerträgliche Leid nicht noch mehr zunimmt.

Kirsten Deggim von den Herdecker Grünen dankte allen Ehrenamtlichen für ihr Engagement und die Willkommenskultur, die hier herrsche. Christopher Huck (FDP) hob menschliche Werte hervor, Dieter Kempka von der Linken appellierte an die Vernunft und wünscht sich Verhandlungen statt Waffenlieferungen. Georg Torwesten (CDU) mahnte an, weiter Haltung zu zeigen und dabei nicht abzustumpfen.

Die Stadt Herdecke hatte auf Anfrage kurz zuvor mitgeteilt, dass derzeit 235 ukrainische Geflüchtete hier leben. Einige von ihnen schwenkten zur Mahnwache blau-gelbe Flaggen und Fähnchen. Der einzige Farbtupfer an diesem 24. Februar 2023, einem düsteren Tag.

Viele wohnen in privaten Unterkünften

Die Geflüchteten sind überwiegend in privaten Unterkünften untergebracht oder in von der Stadt angemieteten Wohnungen. Da diese Menschen nach einer kurzen Übergangszeit Leistungen des JobCenters beziehen, kenne Herdeckes Verwaltung die Gesamtzahl der Zurückgekehrten nicht. Bei den seitens der Stadt untergebrachten Geflüchteten handele es sich jedoch nur um einzelne Familien oder Männer, heißt es auf Anfrage der Lokalredaktion.

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Die Stadt selbst sei „durch vorausschauendes und frühzeitiges Handeln im Rahmen der Beschaffung von Unterbringungsmöglichkeiten bisher nicht in einen Engpass bezüglich der Unterbringungsplätze gekommen“, heißt es aus dem Rathaus. Das Thema Belegung von Sporthallen, wie es in vielen anderen Orten aktuell ist, konnte daher vermieden werden. Seit August 2022 lasse sich zudem aus dem Spendentopf „HerdeckeHilft“ eine Sprachmittlerin beschäftigen.

Das Ehrenamt spiele eine wichtige Rolle, sei es über das Möbellager, die persönliche Unterstützung, die Bereitstellung von Wohnraum und vieles mehr. Daher weist die Stadt Herdecke noch auf einen Termin hin: Am kommenden Dienstag, 28. Februar, findet um 17 Uhr nach der längeren Coronapause wieder ein Ehrenamtstreffen in der Begegnungsstätte Frühlingsstraße statt. Hier erhalten die Freiwilligen Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und zusammen mit den Beteiligten der Stadtverwaltung Überlegungen für die Zukunft anzustellen.