Volmarstein. Nach langer Zeit sorgt Corona 2020 trotz guter Umsätze für rote Zahlen in der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Die saniert Berufsbildungswerk

Der Begriff verdeutlich die Dimension: In der Jahresbilanz 2020 der Evangelischen Stiftung Volmarstein (ESV) stehen Gesamtbeträge unter dem Stichwort „Konzern“. Beim Pressegespräch fällt auch dem Vorstands-Duo immer wieder auf, wie verzweigt das diakonische Unternehmen mittlerweile ist. Wetters größter Arbeitgeber hat schwierige Monate hinter sich, die Pandemie lässt grüßen. Doch Pfarrerin Dr. Sabine Federmann und Markus Bachmann als kaufmännischer Verantwortlicher blicken mit etwas Stolz zurück, da die ESV die Herausforderungen gut gemeistert habe.

Corona

Der wegen der Pandemie eingerichtete ESV-Krisenstab tagt seltener – ein weiteres Zeichen, dass das Virus nicht mehr alle Geschäftsfelder der Stiftung dominiert. Auch die Impfquote bei Mitarbeitenden und Bewohnern stimme den Vorstand hoffnungsfroh. „Wir hatten es in unseren Einrichtungen meist nur mit Einzelfällen zu tun, von einem größeren Ausbruch blieben wir zum Glück verschont“, sagt Sabine Federmann, die den Angestellten in vielfacher Hinsicht dankt. Gleichwohl präg Corona die Jahresbilanz 2020.

Finanzen

Erstmals nach langer Zeit kann die ESV ein Jahr trotz eines erneut gestiegenen Umsatzes nicht mit schwarzen Zahlen abschließen. Markus Bachmann rechnet nach 2020 auch 2021 mit einer negativen Bilanz. „Damit stehen wir ja längst nicht alleine da. Es muss sich aber niemand Sorgen machen, es wird keine Einschnitte geben“, meint der kaufmännische Vorstand, der Investitionen wie geplant umsetzen möchte. Im Geschäftsfeld Soziales kam die Stiftung demnach ordentlich durch die Krise, trotz verschiedener Schutzschirme lief es bei den Krankenhäusern deutlich schlechter. Mit Blick auf die Finanzen in den zwei Fachkliniken Volmarstein und Dortmund spricht Bachmann von „einem Desaster, das trifft uns bis heute hart“.

Mitarbeiter

3887 Angestellte beschäftigte die Stiftung 2020, einige (wenige) von ihnen mussten während des ersten Lockdowns vorübergehend in Kurzarbeit. In dieser Phase hatte die ESV auch einen Engpass zu überstehen: Rund 650 Krankheitsmeldungen in einer Woche hat der Vorstand als rekordverdächtig in Erinnerung.

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Aktuell gehören 3920 Mitarbeiter zum ESV-Kollegium. „Wir brauchen – das war schon vor Corona der Fall – fast überall neues Personal. Hätten wir alle offenen Stellen besetzt, hätten wir die Marke 4000 längst übertroffen“, berichtet Bachmann und erwähnt den Fachkräftemangel, der der Stiftung trotz der eigenen Bildungsakademie zu schaffen macht. „Daher suchen wir auch vermehrt im Ausland neue Kräfte“, so Federmann.

Krankenhäuser & Gesundheit

Satte 66 Millionen Euro betrug der Umsatz 2020 im „Mops“, dem Krankenhaus der ESV im Hagener Stadtteil Haspe. In der Orthopädischen Klinik auf dem Stiftungsgelände waren es 35,6 Mio., das Geld aus den Rettungsschirmen inklusive.

Investitionen in Höhe von 18,8 Millionen Euro

Der Umsatz der Evangelischen Stiftung stieg im Vorjahresvergleich um 17,1 (nicht wie geplant um rund 21 Mio.) auf 319,3 Millionen Euro in 2020. 18,8 Mio. Euro investierte die ESV 2020 vor allem für Gesundheitsthemen, am meisten in Haspe am „Mops“.

Die Stiftung will in der Bildungsakademie Volmarstein selbst Fachkräfte anlernen, mit 120 Auszubildenden seien dort aber nun Grenzen erreicht. Daher schaut sich ein Duo der Integrationsstelle auch nach Personal im Ausland (u.a. Afrika) um, jetzt im Sommer kommen beispielsweise 16 Kollegen von den Philippinen. Eine Welle mit eigenen Ruheständlern komme erst demnächst auf die ESV zu.

Zum neuen Geschäftsfeld Gesundheitspflege und Dienstleistungen („Healthcare Service“) zählen wiederum das Rechenzentrum Volmarstein mit 41,3 Mio. Euro Umsatz im vergangenen Jahr oder auch das inklusive SteriCenter in Herdecke. In dieser medizinischen Reinigung „sind wir noch unser eigener Kunde, das hat aber Potenzial“, meint Bachmann und will nach dem Ende der Corona-Krise verstärkt Klienten anlocken. Knapp 800.000 Euro kosteten Übernahme und Einrichtung. Für einen Roboter in der Orthopädie-Technik gab die ESV 1,8 Mio. Euro aus.

Soziales

Gut nachgefragt sind laut Vorstand Einrichtungen der Behindertenhilfe, Demenz-Wohngemeinschaften, Seniorenhäuser oder auch die Kinder- und Jugendhilfe. „Unsere ambulanten Anlaufstationen wollen wir weiter positiv entwickeln“, sagt Markus Bachmann, denkt aber auch an die Übernahme der Kita Pusteblume auf dem Stiftungsgelände und das Volmarsteiner Berufsbildungswerk (BBW). Hier wie dort will die ESV investieren und modernisieren. Im „alten Klotz“ BBW laufen seit fünf Jahren Arbeiten. Nach diesen kleinen Schritten für 2,7 Mio. folgt nun der große Wurf: In den nächsten sechs Jahren stehen 18 Millionen Euro für diesen baulichen „Kraftakt“ im Budget bereit.