Wetter. Sie ist die erste theologische Vorständin der ESV in Volmarstein. Ihre Aufgaben lassen Dr. Sabine Federmann die Menschen in den Blick nehmen.
Das neue Gesicht der Evangelischen Stiftung Volmarstein hatte wegen Corona noch gar nicht richtig Gelegenheit, sich überall umzusehen und vorzustellen: Im November schon hat Dr. Sabine Federmann ihren neuen Job angetreten, seit 1. Februar ist sie als theologische Vorständin neben Kaufmann Markus Bachmann nun Teil der Doppelspitze der ESV mit Sitz in Volmarstein und Einrichtungen auch in den Städten drumherum.
Sie kommt von der Evangelischen Akademie in Villigst. Um Fragen von Kirche und Gesellschaft ging es da. „Wo kommen wir als Kirche vor in der Gesellschaft?“, fragt Sabine Federmann beim Vorstellungsgespräch für die Presse und gibt sich selbst die Antwort: „In der Bildung ist Kirche stark und in der Diakonie“, in kirchlichen Kindergärten beispielsweise oder Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen. In der ESV kann die Theologin Beides miteinander verbinden.
„Diakonie ist tätiger Glaube“, definiert sie spontan. Wer glaube, könne nicht tatenlos bleiben. Daher gebe es seit 2000 Jahren diese Form der Zuwendung zum Nächsten.
Im Dienst des Nächsten
Um „Nächstengerechtigkeit“ gehe es auch bei der Arbeit der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Hier wird sie zuständig sein für Unternehmenskultur und Unternehmensentwicklung. Das heißt für sie vor allem Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Gute Mitarbeiter in der Pflege sind umworben. Da gilt es, zu punkten. Als christlich orientiertem Unternehmen kommt es der ESV dabei nicht auf das Gebetbuch der Mitarbeitenden an. In der Evangelischen Akademie in Villigst war auch der interreligiöse Dialog ein fortwährendes Thema. Daher kann sich die neue Vorständin der ESV auch erklären, „dass Muslime gerne bei uns arbeiten: Auch ihnen ist die Grundidee der Nächstenliebe wichtig.“ Und noch aus ihrer Zeit als Gemeindepfarrerin in Hattingen weiß sie, wie beliebt evangelische Kindergärten für muslimische Eltern sein können.
Die Zahl der Mitarbeitenden bei der ESV ist in den letzten Jahren unter ihrem Vorgänger Pfarrer Jürgen Dittrich „enorm gewachsen“, wie sie weiß. Mit guten Angeboten der persönlichen Weiterentwicklung wie auch zum beruflichen Fortkommen im Unternehmen möchte sie Mitarbeiter halten und dazu gewinnen. Im Moment läuft eine Plakatkampagne der Evangelischen Stiftung. Mitarbeitende verkünden großflächig, was sie denn zu stiften haben. „Ich stifte gute Arbeitsmöglichkeiten“, könnte sich Sabine Federmann als ihren Textbeitrag zu der Imagekampagne vorstellen.
Ankommen im Quartier
Unternehmenskultur ist auch eine Stilfrage. Was haben die weit über 3000 Beschäftigten der ESV von ihrer theologischen Vorständin zu erwarten? „Ich möchte, dass Menschen Chancen haben, Ideen selbst zu entwickeln“, gibt sie zur Antwort, und setzt noch einmal nach: „Bei guten Ideen möchte ich die Ermöglicherin sein.“ Aus der Gemeindearbeit wisse sie, dass diese nur im Miteinander funktioniere. Ob das für einen solchen Mammutbetrieb auch passt? Das gehört zu den „Erdungsfragen“, auf die sie in ihrer neuen Tätigkeit nach Antworten sucht.
Die ESV ist in den letzten Jahren stark gewachsen, und sie ist – bildlich gesprochen – zunehmend herunter gekommen vom Volmarsteiner Berg. Die Dezentralisierung und das Wachsen sollen weiter gehen, sagen Sabine Federmann und Markus Bachmann. „Wir wollen uns verbinden“, präzisiert die Pfarrerin, Entwicklungen in den Quartieren mitbekommen und mitgestalten. In Alt-Wetter etwa errichtet die Wohnstättengenossenschaft gerade einen Neubau an der Gartenstraße. Einziehen sollen ein integrativer Kindergarten, betrieben von der ESV, ebenso wie die geplante WG für Menschen mit Demenz. Die ESV sei trotz der mit Corona verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten weiter gut aufgestellt, versichert Markus Bachmann. Wachstum scheint möglich. Sabine Federmann jedenfalls erklärt: „Die Aufrufe auf den Plakaten, sich zu bewerben, sind ernst gemeint.“
Zur Person: Sabine Federmann
Dr. Sabine Federmann ist 53 Jahre alt, ist verheiratet und hat zwei schon große Kinder.
Zehn Jahre war sie als Gemeindepfarrerin tätig, einen Teil davon in Hattingen.
Zehn Jahre auch hat sie die Evangelische Akademie in Villigst geleitet.
In der Akademie hat sie sich mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen beschäftigt.
Palliativmedizin oder die Arbeitswelt waren darunter.
Vielfach ging es aber auch um Aufgaben und Problemfelder in der diakonischen Arbeit der Kirche, etwa die Behindertenarbeit.