Ende. Rund 100 Wohnungen sollen „Am Berge“ in Herdecke auf bisherigen Schulflächen entstehen. Die Grünen fordern mehr Innovation und Nachhaltigkeit.
Drei Varianten für eine Bebauung der bisherigen Schulflächen am Berge hat NRW.Urban als Projektpartner der Stadt Herdecke bei einer Informationsveranstaltung im Juni vorgestellt. Die Kritik der Grünen daran, verkürzt: Das Vorhaben ist nicht modern genug, nicht auf der Höhe der Zeit, wenn es um ressourcen-schonendes und nachhaltiges Entwickeln von Baugebieten geht. Dabei ist die Stadt Herdecke – anders etwa als bei der Bebauung am Ufer der Ruhr – in der komfortablen Lage, als Eigentümer der Fläche aufzutreten.
Noch stehen die Gebäude, in denen einst die Grundschule im Dorf, die Albert-Schweitzer-Förderschule und dazu das Jugendzentrum MiTTendriN untergebracht waren. Aber der Abriss steht bevor. Rund hundert Wohneinheiten sollen hier entstehen, die Hälfte davon als sozialer Wohnungsbau gefördert. Diese Quote hat die Herdecker Politik bereits vorgegeben.
„Das Wohnprojekt am Berge ist für die Stadt Herdecke derzeit das wichtigste Bauprojekt überhaupt“, sagt Andreas Disselnkötter, Fraktionschef der Grünen im Rat. Es gehe um guten und bezahlbaren Wohnraum, fährt er fort. Und durchaus um noch mehr Möglichkeiten für Gemeinschaft, so Sarah Rosa Gerigk, Mit-Vorsitzende der Grünen in Herdecke.
Für Alex Störzner ist das Bauprojekt aber vor allem „eine Chance für Herdecke, zu zeigen, dass die Stadt die Zeichen erkannt hat.“ Störzner berät in Dortmund Architekten bei nachhaltigen Lösungen und ist Experte der Herdecker Grünen für nachhaltige Bebauung und Städteplanung. Die Zeichen der Zeit stehen für ihn auf Ansätzen für eine Kreislaufwirtschaft bei den Baustoffen – Teile der jetzigen Schulgebäude könnten recycelt Verwendung finden. Herdecke könne sich zwischen konventionell und oder nachhaltig entscheiden. Auch Sarah Rosa Gerigk erwartet mehr, als die bisher vorgestellten Varianten zu bieten haben: „Wenn man das Glück hat, über ein städtisches Grundstück zu verfügen, muss man innovativ sein“, so die Forderung.
Baubeginn frühestens im Frühjahr 2022
Rund 13.000 Quadratmeter Bauland stehen am Berge in Ende zur Verfügung, dazu kommt noch einmal die Hälfte in Form von einer bewaldeten Böschung.
Partner der für die Entwicklung der Fläche ist die landeseigene Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban. Sie stellte den Bürgern Mitte Juni drei erste Planungsvarianten mit je weils um die 100 Wohne inheiten vor.
„Wir stehen noch am Anfang unserer Planungen. Frühestens im Frühjahr 2022 können wir mit dem Baubeginn rechnen“, erklärte Daniel Matißik, Leiter der Bauabteilung bei der Stadt.
Die Politik beriet Mitte Juli.
Klimafreundlich muss nicht teurer sein
Die Herdecker Grünen wollen nun, dass ein möglichst hoher Anteil aus recycelbarem Material zum Thema gemacht wird – und ein „ausgewogenes Sozialgefüge“. Andreas Disselnkötter versteht darunter unter anderem mehr Generationenwohnungen und Alten-WGs. Einen entsprechenden Vorstoß gab es bereits im Sozialausschuss. Sarah Rosa Gerigk wünscht, „dass von dem wunderschönen Waldgebiet möglichst viele Menschen etwas haben“. Und Axel Störzner bringt Dach- und Fassadengrün ins Gespräch. Wichtig sei auch, dass die Nachhaltigkeitserfolge nachprüfbar seien – bei der Versiegelung, bei den Grünflächen, bei der Vielfalt der Arten. Und: Konkret soll die Verwaltung prüfen, ob man das Wohnquartier am Berge autofrei halten kann, Wege also nur in Ausnahmefällen zum Transport von PKW genutzt werden dürfen.
Die Kostenrechnung laufe bei den Grünen mit, versichern sie. „Klimafreundlicher muss ja nicht teurer sein als konventionell“, sagt Sarah Rosa Gerigk, und Axel Störzner gerät ins Schwärmen angesichts von „super ansprechender Architektur mit Holz als Baustoff.“ Er hält es außerdem „für zu kurz gesprungen, wenn immer nur auf die Erst-Investitionen geschaut wird. Eine spätere Anpassung kann unter dem Strich viel teurer kommen.“
Auf den Prüfstand gehört nach Ansicht der Grünen auch das bisherige Investorenmodell. Bei der Vermarktung der Restfläche von Westfalia am Ruhrufer hätten die privaten Eigentümer auf Investoren gesetzt. Hier aber, so Andreas Disselnkötter, könne die Stadt doch selbst „die Zügel in der Hand behalten.“