Herdecke. Der Cuno-Schornstein in Herdecke leuchtete: Mit „Night of light“ wollte eine Initiative auf die Corona-Krise der Veranstaltungsbranche hinweisen.
Am Montagmorgen gab es aus Herdecke grünes Licht für eine Aktion, die durch die Signalfarbe rot auf die Not der Veranstaltungswirtschaft hinweisen sollte. Seit Mitte März machen Organisatoren von Volksfesten, Firmenfeiern, Konzerten oder Messen quasi keinen Umsatz mehr. So schreibt es eine Initiative aus Castrop-Rauxel, woraufhin ein Essener Unternehmer das Corona-Rettungs-Motto „Night of Light“ ins Leben rief.
In der Nacht von Montag auf Dienstag sollte der Politik ein Licht aufgehen, um diese leidende Branche zu unterstützen. Zu den vielen illuminierten Örtlichkeiten, an denen ein flammender Appell zu sehen sein sollte, gehörte auch der Cuno-Schornstein in Herdecke.
„Eine Beleuchtung des Kamins hat es nach meiner Kenntnis – und ich bin jetzt auch schon viele Jahre im Unternehmen – noch nie gegeben“, sagte Andreas Köster. Der Sprecher des Energieverbunds Enervie, zu dem auch Mark-E als Eigentümerin des Cuno-Kraftwerks gehört, berichtete von einigen Sicherheitsaspekten, die es vor der nächtlichen Aktion zu berücksichtigen galt. Laser waren zum Beispiel verboten: Die Verantwortlichen mussten auch Irritationen für den Flugverkehr ausschließen und sich mit der Stadt Herdecke abstimmen. „Wir als Enervie-Gruppe haben am Freitag eine Anfrage zum seit Jahrzehnten nicht mehr genutzten Schornstein erhalten. Wir haben dann das Gelände zur Verfügung gestellt, ohne dass für uns Werbung gemacht werden musste“, so Köster.
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Den 240 Meter hohen Kamin am Harkortsee können auch Mitarbeiter der Firma Go4it aus Hagen sehen. Der Dienstleister für Event-Technik kennt sich in Herdecke aus, hat die Truppe um Geschäftsführer Dirk Hildebrandt doch schon Aktivitäten bei der Maiwoche, im Zweibrücker Hof, bei Dörken oder für die heimische Sparkasse organisiert. Da das Coronavirus für Alarmstufe Rot in der Veranstaltungsbranche gesorgt habe, „wollten auch wir uns solidarisch zeigen und haben uns an der Aktion beteiligt, schließlich sitzen wir alle in einem Boot“, sagte Hildebrandt. „Der Cuno-Schornstein als weithin sichtbare Landmarke bot sich dafür einfach an. Wir hatten auch noch das Koepchenwerk im Visier, das ließ sich aber nicht realisieren.“
Motto: Regional bekannte Objekte mit einer (im wahrsten Wortsinn) großen Strahlkraft ins rechte Licht rücken und damit Aufmerksamkeit erzeugen. Vor zehn Tagen begannen die Pläne zur Erleuchtung des langen Lulatsch im Ardeygebirge. Vorteil: „Wir konnten unsere Erfahrungen von vergleichbaren Aktionen am Dortmunder Florianturm nutzen“, berichtete Dirk Hildebrandt, als er am Montagabend mit seinem Team fast 60 LED-Scheinwerfer mit 470 Watt oberhalb der Wetterstraße in Stellung brachte.
Drei Stunden verschiedene Farben
Mit Einbruch der Dunkelheit platzierten die Veranstaltungsexperten auch 24 Spezialleuchten in verschiedenen Einstellungen, um den Schornstein zu erhellen. „Die Winkel-Positionierungen kann man sich wie mit einer Taschenlampe vorstellen“, erklärte der Geschäftsführer, dessen Firma Go4it bisher passabel (ohne Kurzarbeit, aber mit roten Zahlen) durch die Krise kam.
Massiver Umsatzausfall
Für den Initiator der Aktion „Night of Light“, Tom Koperek aus Essen, steht die gesamte Veranstaltungswirtschaft auf der Roten Liste der aussterbenden Branchen: „Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht! Die aktuellen Auflagen und Restriktionen machen die wirtschaftliche Durchführung von Veranstaltungen quasi unmöglich.“
Er rechnet mit einem Umsatzausfall von 80 bis 100 Prozent über mindestens acht Monate.
In mehreren Durchläufen erstrahlte der Kamin meist rot, gelegentlich mal flackernd oder orange. Schriftzüge und Sektionsbeleuchtungen rundeten die fast dreistündige Aktion ab. „Das war angesichts der Rahmenbedingungen schon besonders, die Illumination selbst ist für uns nichts Neues“, sagte Hildebrandt. „Vielleicht lässt sich das hier ja fortsetzen, etwa am Viadukt...“
Vereint für mehr Unterstützung
Im Pressetext hieß es noch: Innerhalb kürzester Zeit haben die behördlichen Auflagen im Zuge der Corona-Krise die gesamte Veranstaltungswirtschaft an den Abgrund gedrängt. In der Mitteilung einer dazugehörigen Initiative heißt es weiter: „Einem riesigen Wirtschaftszweig ist praktisch über Nacht die Arbeitsgrundlage entzogen worden, eine Pleitewelle enormen Ausmaßes droht: mit gravierenden Folgen für den Arbeitsmarkt und die kulturelle Vielfalt als tragende Säule unserer Gesellschaft.“
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Mit der überregionalen Kampagne „Night of Light“ wollen die Organisatoren Marktteilnehmer aus allen Bereichen der Veranstaltungswirtschaft vereinen, um in einer konzertierten Aktion ein Zeichen für eine vom Aussterben bedrohte Branche zu setzen und zu einem Dialog mit der Politik aufzurufen, wie Lösungen und Wege aus der demnach dramatischen Lage entwickelt werden können.
In der Nacht zu Dienstag haben laut Pressetext die Teilnehmer bundesweit in mehr als 250 Städten verschiedene Gebäude, Bauwerke, Spielstätten und ähnliches mit rotem Licht illuminiert. Die leuchtenden Mahnmale stellten einen flammenden Appell zur Rettung dar.