Herdecke/Wetter. . Für einen 21-Jährigen hat die Kletterei an einem der Wahrzeichen Herdeckes ein Nachspiel. Er musste sich wegen Hausfriedensbruch verantworten.

Ein „Lost Place“, ein verlassener Ort, stand auf der Liste der Ziele, die sich ein Dortmunder (21) und sein Freund ausgesucht hatten. Dabei handelte es sich um den Cuno-Schornstein in Herdecke. Später zeugte ein öffentliches Video von der riskanten Aktion in schwindelerregender Höhe. Nun hatte das Ganze ein juristisches Nachspiel vor dem Amtsgericht Wetter.

Am 29. Oktober betraten der 21-Jährige und sein zwischenzeitlich verstorbener Freund das Gelände und kletterten ungeachtet der großen Gefahr ungesichert auf den Schornstein. Oben angekommen, filmten sie das Ergebnis ihrer Anstrengungen. Das Video postete der junge Mann dann bei Facebook – ohne zu ahnen, welche Lawine er damit lostreten würde. Der Film blieb Kraftwerk-Betreiber MarkE mitnichten verborgen. Das Unternehmen, das trotz zahlreicher Sicherungsmaßnahmen wie Zäune, Schlösser, Türen und Tore sowie entsprechenden Hinweisschilder regelmäßig leidvolle Erfahrungen mit ungebetenen Gäste gemacht hat, erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen Unbekannt. Tatsächlich wurde der Dortmunder ermittelt. Sein Fall und das Video, das er postwendend aus dem Netz nahm, sorgten für Furore. In einem Interview mit unserer Zeitung beteuerte er aber später: „Wir sind nicht kriminell, gelangweilt oder blöd.“ Es sei sein Hobby, verlassene Orte zu erkunden. Sein Hobby, explizit das Besteigen des Cuno-Schornsteins, brachte ihn gestern nun auf die Anklagebank. Ärger, den er nicht einkalkulierte, als er die Aktion startete, die er selbst als einmalige Sache bezeichnete. „Ich war total erschrocken, weil ich damit nicht gerechnet habe.“ Das Betreten inklusive Erklimmen des Schornsteins räumte er unumwunden ein. Dabei war es ihm jedoch wichtig zu betonen, dass sie sich nicht gewaltsam Zutritt verschafft hätten. Auch versicherte er, dass an dem Abend viele Personen vor Ort gewesen seien. „Das hatte was von Park oder Museum.“ Und auf die Idee sei er gekommen, weil es etliche Videos gebe, wie Personen diesen Turm besteigen würden. „Ich interessiere mich für industrielle Bauten“, erklärte er und wies darauf hin, dass es ihm nicht um den Nervenkitzel ging.

„Es macht natürlich einen Unterschied, ob Sie etwas aufbrechen oder ob sie etwas relativ widerstandslos betreten können“, kommentierte Richter Dr. Johannes Kuhn. Um einen Hausfriedensbruch habe es sich dennoch gehandelt, zumal das Gelände eingezäunt sei. „Die Konstellation zeigt schon, dass ein Betreten nicht erwünscht ist.“ Das Verfahren gegen den 21-Jährigen, der sich in der Vergangenheit lediglich eine kleine Jugendsünde leistete, wurde schließlich gegen Zahlung von 300 Euro Geldbuße eingestellt. „Beschränken Sie Ihre Hobbys künftig auf Kicks, die legal sind“, so der eindringliche Appell von Richter Dr. Johannes Kuhn.

Während auf der Wunschliste des 21-Jährigen nun eine Fahrt nach Tschernobyl steht, hat MarkE die Sicherungsmaßnahmen verstärkt und Kameras installiert.