Herdecke. . Der für einen hohen Millionen-Betrag anvisierte Umbau des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke fällt kleiner aus. Neue Parkplätze ab Sommer.
Der Architekten-Entwurf sah eine liegende Doppel-Acht vor – ein visionäres Ziel. Denn nun ist klar, dass die großen Um- und Neubau-Pläne am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH) vorerst eine Nummer kleiner ausfallen. Stand über Jahre eine dreistellige Millionensumme für drei oder vier Bauabschnitte im Raum, soll das beauftragte Büro Sander Hofrichter die Umgestaltung wegen veränderter Rahmenbedingungen nicht ganz so kostspielig konzipieren.
„Es dürfte aber weiter eines der größten Krankenhaus-Projekte in Nordrhein-Westfalen sein“, sagen GKH-Geschäftsführer Christian Klodwig und Prof. Dr. Alfred Längler als Ärztlicher Direktor. Bis zum Jahresende wollen die Verantwortlichen der Stiftung als Mehrheitsgesellschafterin ein beschlussfähiges Konzept mit konkreter Finanzierung vorlegen. Dabei sollen die Kosten für den ersten Bauabschnitt deutlich unter den zunächst veranschlagten 70 Mio. Euro, aber immer noch in zweistelliger Millionen-Höhe liegen. Fortgeschritten seien die Gespräche mit der Stadt Herdecke zum Bebauungsplan. Sobald Klarheit bezüglich der Örtlichkeit herrscht, soll es um den Gebäude-Zuschnitt gehen.
Ausgeglichenes Geschäftsergebnis
„Wir wollen nun so planen, dass wir für die Zukunft weitere Optionen haben und sinnvoll Ergänzungen vornehmen können“, erklärt Klodwig. Dabei sei die finanzielle Entwicklung am GKH weiter gut. Erwirtschaftete die Ender Klinik nach eigenen Angaben in den Vorjahren einen Überschuss in Millionenhöhe und konnte das Eigenkapital zugunsten der Kreditwürdigkeit auf knapp zwölf Mio. Euro anwachsen, so rechnet das Krankenhaus für das Geschäftsjahr 2018 mit einem ausgeglichenen Ergebnis. „Dafür erhalten unsere rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun nach vielen Jahren der Angleichung den vollen Tarif des öffentlichen Dienstes (TVöD) und zudem bereits seit Jahren eine betriebliche Altersvorsorge“, so Klodwig zu den gestiegenen Personalkosten. Zudem verschlechterten sich demnach aufgrund veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen die Abrechnungsbedingungen für die erbrachten Leistungen.
Belegschaft informiert
Über die veränderten Pläne habe die Geschäftsführung die Belegschaft u.a. auf einer Mitarbeiterversammlung informiert.
Bei der Kommunikation sei es im eigenen Haus auch zu Missverständnissen gekommen.
Im November stand auch fest, dass auch die erhoffte Geldschenkung zur Finanzierung des zweiten Bauabschnitts ausbleibt. „Einen dreistelligen Millionenbetrag hätten wir nicht erwirtschaften können und hätten uns sicher auch die Banken nicht gewährt, also haben wir Kontakte zu Personen und Stiftungen aufgenommen“, sagt der Geschäftsführer. Ergebnis: Nur Investoren signalisierten Bereitschaft. „Wir wollen aber eigenständig bleiben und keine Anteile verkaufen. Bei uns soll weiter das Patienteninteresse vor der Rendite stehen. Und Kredite bekommen wir auch bei der Bank.“
Also habe das GKH für den ersten Bauabschnitt seine Prioritäten neu sortiert. Als da wären: neue Operationssäle, Aufstockung der Intensiv- und Überwachungsbetten. „Angesichts vieler Notfall- und Schlaganfall-Behandlungen merken wir, dass wir für das geplante Wachstum in diesem Bereich vor allem auf der Intensivstation weitere Räume brauchen könnten“, erläutert Längler. Da dafür aber im Bestand kein Platz sei, soll ein Neubau her. Wo? Unklar. Eine Option sei weiterhin die Wiese zwischen dem Gerhard-Kienle-Weg und der Straße In der Schlage.
Rekord-Zahlen von der Geburtshilfe
Schließlich stehen auch weiterhin Sanierungen im Bestand und bei laufendem Betrieb an. Dabei sieht Längler das GKH medizinisch gut aufgestellt. Die Patientenzahlen gehen demnach in die richtige Richtung, wobei sich die Verweildauer angesichts vieler Schwerkranker erhöhe. 2018 standen auch interne Abläufe bei den Ärzten auf dem Prüfstand, zwei Leitungsposten (Innere und Psychiatrie) seien derzeit zu besetzen. Neue Rekord-Zahlen vermeldet die Geburtshilfe: 1647 Kinder erblicken 2018 im GKH das Licht der Welt (1553 in 2017). „Und der Januar-Wert 2019 liegt auch schon wieder über dem des Vorjahres“, so Längler.
Kurzum: „Wir wollen auch angesichts des wachsenden Wettbewerbs und des aggressiveren Konkurrenz-Drucks unter den Krankenhäusern weiter unser Profil schärfen: Hochleistungsmedizin mit anthroposophischen Grundlagen“, kündigt Klodwig an.
87 neue Parkplätze im Sommer fertig
Die vielfach herbeigesehnte Aufstockung der Parkplätze steht laut Geschäftsführung unmittelbar bevor. Sobald letzte Bodenfragen geklärt seien, sollen die Arbeiten im Frühjahr beginnen. Klodwig hofft, dass im Sommer 87 neue Stellflächen nahe des Hubschrauber-Landesplatzes zur Verfügung stehen.
„Das sollte für den ersten Schritt auskömmlich sein“, sagt Klodwig und verweist auf die vorliegende Baugenehmigung. „Das lässt sich womöglich zu einem späteren Zeitpunkt sukzessive erweitern.“ Derzeit stehe in den Sternen, ob mal ein Parkdeck gebaut wird, obwohl dafür laut Längler ein Architekten-Entwurf vorliegt. Auch dies hänge von der Entwicklung ab, entsprechende Optionen für die Zukunft will sich das GKH offen halten.
Auch die künftige Zufahrt erfolge weiterhin an der bestehenden Schranke. Wobei Besucher dann mit einer Gebührenerhöhung rechnen müssen. „Das ist unpopulär, das weiß ich. Wir sind aber im Krankenhaus-Vergleich so günstig wie kaum jemand anders“, meint Klodwig. „Solche Erweiterungen haben nun mal ihren Preis. Und wir wollen das auch nicht über die Patienten-Leistungen finanzieren.“ Die Höhe orientiere sich an den schon heute üblichen Tarifen umliegender Krankenhäuser.
Während der Geschäftsführer auch auf die geringe Unterstützung durch Landesmittel bei Umbau-Plänen verweist, wirbt er im eigenen Haus für ein neues Mobilitäts-Konzept. Derzeit laufen Gespräche mit dem Betriebsrat, wie sich Regelungen beim Mitarbeiter-Parken oder die Situation für Radfahrer bzw. Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel gestalten lassen.