Herdecke. . 140 Millionen Euro hatte das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke für einen Großumbau eingeplant. Wegen neuer Modalitäten fällt der nun kleiner aus.

  • Für Großprojekt stehen weniger Mittel zur Verfügung
  • Mitarbeiter und Stadt informiert
  • Architektenwettbewerb ist entschieden

Es ist ein wenig so, als müsste man mitten im Rennen die Pferde wechseln. Im Jahr 2015 hat die Geschäftsführung des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke (GKH) erstmals Pläne für einen umfangreichen Neu- und Umbau vorgestellt. Kosten: 140 Millionen Euro. Die Zahl der Betten sollte sich um gut 100 erhöhen. Geplant war, in vier Bauabschnitten neue Bettenhäuser, einen Funktionstrakt für Ambulanzen, OP-Säle und Kreißsäle zu bauen. Jetzt muss neu nachgedacht werden, denn ein 2016 verabschiedetes Krankenhausfinanzierungsgesetz macht buchstäblich einen Strich durch die bisherige Rechnung.

„Mit dem neuen Gesetz sollen die Fallzahlen an den Krankenhäusern begrenzt werden“, sagt GKH-Geschäftsführer Christian Klodwig. Werkzeug dazu ist der so genannte Fixkostendegressionsabschlag. Hinter diesem Wortungetüm versteckt sich eine neue Regelung für erbrachte Mehrleistungen, die nur die Finanzierungsexperten der Kliniken wirklich verstehen.

Krankenhäuser haben Krankenkassen künftig auf Ortsebene nachzuweisen, ob der Anteil der fixen Kosten an den Fallpauschalen für die erbrachten Mehrleistungen – also zum Beispiel einer Blinddarm-Operation – geringer als 50 Prozent sind. Gelingt dieser Nachweis, werden im Minimum 35% der Vergütung in Abzug gebracht. Gelingt dies nicht oder nur zum Teil, wird bis zu 50 Prozent der Vergütungen gekürzt. Mit fixen Kosten sind jene gemeint, die (fallzahlunabhängig) für Personal- und Sachkosten wie medizinisch-technische Geräte anfallen. Allen Krankenhäusern, die mehr Leistungen als zuvor vereinbart erbracht haben, soll dieser Anteil bei allen abgerechneten Mehrleistungen ab­gezogen werden.

„Für uns bedeutet die Änderung, dass wir unsere Planungen anpassen müssen“, sagt Christian Klodwig. „Es ist unrealistisch, dass wir alle Wachstumswünsche im bisherigen Umfang durchsetzen und refinanzieren können.“ Auch der aktuelle Verhandlungsstand zur Struktur der Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen, die Landeskrankenhausplanung, lässt diesen Rückschluss zu.

Die neue Krankenhausfinanzierung sieht der Geschäftsführer des GKH kritisch. Man wolle vermeiden, dass Kliniken immer mehr Indikationen stellten, um sich besser finanzieren zu können. Eine solche Stellschraube zur Senkung der Gesundheitskosten treffe aber auch ein Haus wie das in Herdecke, das seinen „guten Ruf daraus bezieht, dass eine maßvolle Indikationsstellung betrieben wird“, so Klodwig. Heißt: Das GKH will aufwändige Behandlungen und Operationen vermeiden, wenn sie nicht zwingend erforderlich sind. Dass dennoch die Patientenzahlen steigen, liege an den guten Angeboten des Krankenhauses.

Geringere Baukosten

Für die Zukunftsplanung muss die Krankenhausgeschäftsführung also nun mit weniger Mitteln auskommen. Die Bedarfsplanung wird derzeit aktualisiert. Geringeres Wachstum, optimierte Fläche, geringere Baukosten – so lauten die Maßgaben. Zudem versuche das Haus, Erlösquellen neben dem Budget der gesetzlichen Krankenversicherung zu erschließen. Aus Sicht des Geschäftsführers könnte das zum Beispiel ein neu geschaffener Komfortbereich sein, für den Patienten zuzahlen müssten.

Parallel zu den neuen Planungen verhandelt die GKH-Geschäftsführung seit Monaten mit möglichen Geldgebern. Das Land spielt dabei keine große Rolle, „aus dieser Richtung ist nicht viel Unterstützung zu erwarten“, sagt Christian Klodwig. Man sei also auf andere Geldgeber angewiesen, für eine konkrete Finanzierung müsste allerdings eine fertige Entwurfsplanung vorliegen.

Bei einem Architektenwettbewerb waren mehrere Fachbüros aufgerufen, ihre Ideen für den Um- und Neubau vorzustellen. Den Zuschlag bekam das Ludwigshafener Büro Sander Hofrichter. „Der Entwurf hat die Jury wegen seines durchdachten Designs überzeugt“, so Klodwig. Die Architekten hätten viele Aspekte des anthroposophischen Bauens aufgegriffen, gleichzeitig auch die Anforderungen eines modernen Krankenhausbaus beachtet. Der vorliegende Entwurf könne aber nur als Ideen-Skizze angesehen werden. Zumal nun die veränderten Anforderungen berücksichtigt werden müssen.

Mitarbeiter informiert

Den GKH-Mitarbeitern sind die ersten Ansichten bereits vorgestellt worden. Ein wichtiger Schritt, da die Verantwortlichen in den unterschiedlichen Stationen eng in die Planung einbezogen werden sollen. Begleitet werden sie dabei zusätzlich von einem Betriebsorganisationsplaner. „Damit am Ende der Bauzeit der Arzt möglichst viel Zeit mit dem Patienten verbringen kann und nicht in Treppenhäusern“, sagt Klodwig. Jetzt sollen die neuen Planungen auch der Politik – voraussichtlich im März – und schließlich den Bürgern vorgestellt werden. Dies soll der Auftakt zu einer Reihe an Info-Terminen sein.

Klodwig betont, dass die Planungen für den Um- und Neubau in enger Abstimmung mit Herdeckes Stadtverwaltung stattfinden und ausschließlich die dafür im Bebauungsplan der Stadt ausgewiesenen Flächen betreffen. Verändern wird sich aber das Aussehen der Gebäude, das ist schon jetzt absehbar.

Vorgezogen wird der Ausbau der Parkflächen. Statt der bisher 500 Plätze wird es nach dem Ausbau 650 geben. In einem ersten Schritt soll die bestehende Flächen besser ausgenutzt werden, um etwa 60 bis 80 zusätzliche Parkplätze zu schaffen. „Wir wollen zusätzliche Parkplätze für möglichst wenig Geld schaffen“, so Klodwig. Auch, damit die Parkgebühren für die GKH-Besucher nicht über Gebühr steigen.