Herdecke. Das Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke macht sich fit für einen hart umkämpften Markt. An Ideen herrscht kein Mangel.
Bagger rollen schon. Dabei ist die Finanzierung der geplanten Baumaßnahmen, mit denen das Gemeinschaftskrankenhaus in die Zukunft starten will, noch nicht einmal unter Dach und Fach. Aktuell werden die Fundamente für einen Anbau an die Ambulanz gesetzt, um das neuen MRT-Gerät, das in Zusammenarbeit mit Toshiba angeschafft wurde, unterzubringen. Auch eine 2-Ebenen-Angiografie-Anlage vornehmlich für die Schlaganfallbehandlung wird neu installiert. Beides eine Investition in die Zukunft, aber noch längst nicht genug, um als Krankenhaus in einem umkämpften Markt zu überleben.
Herausforderung: Bauen im Bestand
Mehr als 100 Millionen will das GKH in den kommenden Jahren investieren, vor allem in Gebäude. Seit mehr als einem Jahr laufen die Planungen, extra dafür wurde ein Projektleiter engagiert. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, um die Planungen, die bereits im Haus erstellt worden sind, nochmals zu überprüfen und „vielleicht noch bessere Lösungen zu finden“, so GKH-Geschäftsführer Christian Klodwig. Und damit auch tatsächlich am Ende die besten Ideen zum Zuge kommen, hat man sich durch eine Honorarregelung die Ideen aller Teilnehmer am Wettbewerb gesichert. „Wir können also einen Sieger küren, müssen seine Idee aber nicht eins zu eins umsetzen. Vielleicht haben ja die anderen Bewerber für bestimmte Bereiche die bessere Lösung.“
Um Lösungen geht es vordringlich, mehr als um eine beeindruckende Optik. Denn Grundlage für alle Planungen ist die Optimierung der Prozesse in der Klinik. Und das ist beim Bauen im Bestand eine echte Herausforderung. „Ein neues Haus lässt sich leicht planen, wir müssen aber weitgehend mit dem arbeiten, was bereits steht“, erklärt Klodwig. Natürlich will das anthroposophisch ausgerichtete Haus auch nicht sein Gesicht verlieren. „Aber auch hier wollen wir etwas Neues finden, organische Architektur neu interpretieren“, sagt Dr. Alfred Längler, einer der beiden Ärztlichen Leiter des GKH. 30 Architekturbüros hatte man zu Beginn des Prozesses im Blick, 17 sind schließlich angeschrieben worden, ob sie sich am Wettbewerb beteiligen wollen. Übrig geblieben sind vier Büros, die national und international im Bereich Krankenhaus Erfahrungen bieten können.
Mit diesen Büros sind die hausinternen Planer nochmals einen Schritt zurück gegangen. „Wir wollten den Prozess nicht zu weit ein-
schränken, lediglich in der Struktur sind die Vorgaben relativ festgelegt“, erklärt Klodwig. Dennoch sei die detailreiche Vorarbeit wichtig gewesen, „um nun auch die richtigen Fragen stellen zu können. Nur dann bekommen wir auch die besten Lösungen.“
Breite Diskussion
Wie die Abläufe in der Klinik künftig aussehen sollen, wer mit wem am besten eine enge Nachbarschaft eingeht, was auf den Stationen wichtig ist – all diese Fragen sind in Arbeitsgruppen innerhalb der Belegschaft diskutiert worden. „Wir wissen noch nicht, wo die einzelnen Schreibtische stehen, aber es ist wichtig, dass alle so weit wie möglich beteiligt werden“, beschreibt Alfred Längler den Prozess. Und auch bei der Suche nach dem Sieger im Architektenwettbewerb setzt die Geschäftsführung auf eine breite Diskussion. In der Jury sind neben dem Stiftungsvorstand und der Geschäftsführung die Pflegedienstleitung, die Ärztlichen Direktoren und auch der Betriebsrat vertreten – alle mit einer Stimme. Dazu hat der Förderverein eine Stimme und die Stadt Herdecke. „Es ist uns wichtig, die Stadt als Partner in die Entscheidung einzubeziehen“, so Klodwig. Die Bürgermeisterin und der Baudezernent teilen sich dabei eine Stimme.
Damit aber nicht nur fachfremde über eine komplizierte Materie entscheiden, gibt es beratende Jury-Mitglieder. Ein erfahrener, aber nicht am Wettbewerb beteiligter Krankenhausarchitekt, ein Architekt der Alanus Hochschule sowie ein erfahrener Bauherr in Sachen Krankenhaus unterstützen die Jury bei der Entscheidungsfindung. Anderthalb Tage hat man sich dafür am 7. und 8. Juli eingeplant.
Parallel zu den Bauplanungen treibt die Geschäftsführung natürlich auch die Gespräche mit möglichen Geldgebern voran. Und die brauchen die Herdecker, denn das Land beteiligt sich maximal mit zehn Prozent der Gesamtkosten. „Und das über einen langen Zeitraum gestreckt“, so Längler. Als Privatunternehmen ist das Gemeinschaftskrankenhaus insolvenzfähig, muss also wie ein Wirtschaftsbetrieb eine sichere Finanzplanung vorlegen, um überhaupt Kreditgeber zu finden.
In der Regel schließen sich bei derart großen Projekten mehrere Banken zusammen. „Die Begeisterung für unser Projekt haben wir bei einigen Instituten wecken können“, ist Klodwig optimistisch, dass eine Finanzierung möglich ist. „Letztlich wird bei den Banken aber auch nach Zahlenlage entschieden“, weiß der Geschäftsführer des Gemeinschaftskrankenhauses, dass das Gesamtpaket überzeugen muss.
Schnell soll es gehen, das sieht man auch daran, dass für die neuen Geräte die notwendigen Anbauten bereits errichtet werden. Und auch beim Thema Parken wollen die Klinik-Chefs Druck machen. „Da gibt es ein vorgezogenes Verfahren“, erklärt Längler. Ein Verkehrsgutachten sei erstellt worden, 2017 soll mit dem Bau eines Parkhauses begonnen werden. Früher könne man nicht anfangen. Schließlich wäre es schade, wenn dann dort ein Parkhaus stehe, wo ein Architekt für das gesamte Haus eine geniale Lösung präsentiere.