Wetter/Hagen. . Zwei Lkw-Fuhren Waschbetonplatten haben Unbekannte auf eine Zufahrt zu den Hagener Ruhrauen an der Volmarsteiner Straße gekippt. Der Rentner Hermann Wirtz aus Wetter ist empört.

Hermann Wirtz ist leidenschaftlicher Gärtner. Seit der 78-Jährige aus Volmarstein im Ruhestand ist, hat er sich in den ­Ruhrauen ein kleines Paradies geschaffen. „Eigentlich bin ich fast täglich hier“, sagt Wirtz. Doch auf einmal war der Zugang zu seinem Paradies versperrt. Mit Waschbetonplatten!

Ein Fall mit besonderer Dimension

Als Hermann Wirtz die Geschichte am Telefon erzählt, tauchen vor dem geistigen Auge die Bilder von abgekippten Renovierungsmüll auf, die man kennt. An schwer einsehbaren Ecken finden sich Möbel, Säcke mit Müll oder auch schon mal eine alte Toiletten-Schüssel. Dinge, mit denen die Ordnungsämter der Städte regelmäßig zu kämpfen haben. Doch beim Versuch, den wetterschen Rentner in seinem Garten zu besuchen, wird klar: Dieser Fall hat eine andere Dimension.

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„Da muss jemand ziemlich mutig gewesen sein“, ist auch der Leiter der Hagener Umweltbehörde, Ralf Rainer Braun, über die Dreistigkeit des Müllfrevlers erstaunt. Zwei Lkw-Ladungen mit alten Waschbetonplatten hat der Unbekannte am Ende einer Bahnunterführung an der Volmarsteiner Straße gegenüber dem neuen Gewerbegebiet abgekippt.

„Und der muss auch noch zwei Mal angefahren sein“, sagt Hermann Wirtz mit Blick auf die beiden riesigen Haufen, die nicht nur die Zufahrt zu seinem Garten versperren. Sein Gartennachbar, ebenfalls aus Wetter, hatte ihn vor zwei Wochen auf die versperrte Zufahrt aufmerksam gemacht. Ein Glück, denn im Dunkeln waren die beiden Haufen am Ende des Bahntunnels kaum auszumachen.

Warnbaken für Radfahrer

Nachdem der Nachbar mit diversen Behörden telefoniert hatte, sorgten Warnbaken dafür, dass auch Radfahrer, die durch die Unterführung in die Ruhrauen gelangen, aufmerksam wurden. Sie müssen ihr Rad über die Plattenreste tragen. Hermann Wirtz balanciert derweil über ein paar Bruchstücke am Rand des Haufens vorbei. „Die habe ich mir dahin gelegt, damit ich überhaupt noch in den Garten komme.“

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Trotz des Hindernisses kommt der Wetteraner täglich an die Ruhr. „Vögel füttern und beobachten und die Ruhe genießen“, sagt er. Seit Freitag können Hermann Wirtz und sein Nachbar dann auch wieder ohne zu kraxeln zu ihrem Garten gelangen. „Wir haben die Platten entsorgen lassen“, sagt AVU-Sprecherin Britta Worms über die Lösung des Problems.

Energieversorger hat den Schwarzen Peter

Der Energieversorger hat den Schwarzen Peter, weil ein Teil der Platten auf seinem Grundstück liegt. Die andere Hälfte ist auf Bahn-Gelände abgekippt worden. Beide Unternehmen haben sich geeinigt, dass die AVU die Entsorgung übernimmt. Ob gleichzeitig Anzeige gegen Unbekannt erstattet wird, konnte Britta Worms noch nicht sagen.

Bußgelder für illegalen Bauschutt zwischen 800 und 5000 Euro 

Eine Anzeige könnte den Verursacher, wenn er ermittelt wird, teuer zu stehen kommen. Ab einer Menge von 5 Kubikmetern Bauschutt sind zwischen 800 und 5000 Euro Bußgeld möglich. „Der Bußgeldrahmen in Herdecke geht sogar bis 50 000 Euro“, erklärt Stadtsprecher Dennis Osberg und bestätigt ebenso wie Stadtbetriebsvorstand Ludger Willeke in Wetter, dass die städtischen Mitarbeiter regelmäßig Müll aufladen müssen.

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„Meist an den Container-Standorten“, sagt Osberg. Doch auch an Waldwegen oder schwer einsehbaren Parkplätzen werde regelmäßig Müll abgeladen, von der Tüte mit Hausmüll bis zum Elektro-Herd. „Dabei ist die Entsorgung von Elektroschrott sogar kostenlos“, sagt Ludger Willeke und ist erstaunt, warum Menschen ein Busgeld riskieren.

Illegale Müllentsorgung auf Kosten der Bürger

Eine „relative große Dimension“ habe die illegale Müllentsorgung in Herdecke, sagt Dennis Osberg. „Das kommt nicht nur einmal im Monat vor.“ Die Kosten, die bei der Entsorgung anfallen, rechnet die Stadt in die allgemeinen Entsorgungskosten ein. Das heißt: Wer illegal Müll entsorgt, tut das auf Kosten aller Bürger der Stadt.

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Das Problem dabei: Nur selten gelingt es, einen Müllfrevler dingfest zu machen. Selbst Adressen, die sich auf im Müll gefundenen Papieren befinden, zählen nicht als Beweis. „Die können ja auch von jemand anderes dort hingeworfen worden sein“, erklärt Willeke. Eigentlich müsse man einen Täter auf frischer Tat ertappen.

Hermann Wirtz ist sicher, dass es in seinem Fall gute Chancen gibt, den dreisten Kipper zu finden. „Es muss doch irgendwo aufgefallen sein, wenn zwei Ladungen Betonplatten abgefahren werden“, hofft er, dass sich nun Zeugen melden.