Hagen. . Die Zahl der Flüchtlinge, die nach Hagen kommen, ebbt nicht ab. Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder. Den Schwächsten der Schwachen widmet die Stadtredaktion ihre Weihnachtsaktion. Das Motto: „Hagen reicht Flüchtlingskindern die Hand.“
Immer freitags kommen die Reisebusse. Und die bringen zwar Menschen aus vielen Nationen, aber keine Touristen. Sie kommen von den Auffanglagern des Landes und bringen Flüchtlinge sowie Asylbewerber. Menschen, die oft eine abenteuerliche Flucht hinter sich haben und durch das, was sie in ihren Herkunftsländern erlebt haben, traumatisiert sind. Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder. Den Schwächsten der Schwachen widmet die Stadtredaktion ihre Weihnachtsaktion „Hagen reicht Flüchtlingskindern die Hand“. Ein eigenes Spendenkonto ist eingerichtet.
Diejenigen, die in unsere Stadt kommen, werden mehr. Menschen aus 32 Nationen leben in Übergangsheimen. Und stellen die Kommune vor neue Herausforderungen.
Die Unterbringung
Die Stadt sucht händeringend nach Unterkünften für Asylbewerber und Flüchtlinge. Aktuell gibt es derer drei: in Haspe, in Boele und am Loxbaum. Insgesamt 417 Menschen können hier in kleinen Einheiten leben. Hinzu kommen Übergangswohnungen, in denen vor allem Familien wohnen, bei denen es wahrscheinlich ist, dass sie länger in Hagen bleiben dürfen.
Politik rückt Flüchtlinge in den Fokus
Auch die Hagener Politik hat sich gestern im Haupt- und Finanzausschuss mit dem Thema Flüchtlinge und Asylbewerber beschäftigt.
Während die SPD-Fraktion einen Fragenkatalog eingebracht hat, der sich mit den Schwerpunkten Unterbringung und soziale Betreuung beschäftigt, fordern CDU, die Grünen, Hagen Aktiv und die FDP einen runden Tisch, an dem alle sitzen, die mit Flüchtlingsarbeit zu tun haben.
Ziel ist es, eine neue „Willkommenskultur zu etablieren.
Weil aber der Flüchtlingsstrom zunimmt, braucht es weiteren Wohnraum. Über sämtliche Stadtteile hinweg – darunter Vorhalle, Haspe und Hohenlimburg – sucht die Stadt nach geeigneten Gebäuden. „Wir haben einen Bedarf von mindestens 100 weiteren Plätzen“, so Klaus Gierke, im Fachbereich Soziales zuständig für die Migranten. Ein problematisches Unterfangen: Denn neben Vorbehalten von Nachbarn und der generellen Eignung von Gebäuden spielt auch der Brandschutz eine ganz wesentliche Rolle.
Die Konflikte
Bislang waren alleinstehende Männer und Familien getrennt voneinander untergebracht. Die einen wohnten in Haspe, die anderen am Loxbaum und in Kabel. Weil aber das Wohnheim in Haspe mit 80 Personen aus allen Nähten platzt, müssen 46 Männer an den anderen Standorten untergebracht werden. Hinzu kommt, dass es an Orten, an denen Menschen auf engstem Raum zusammenleben, ohnehin zu Problemen kommen kann. Die Bewohner sind oft traumatisiert, haben psychische Probleme. „Der Einsatz eines Sicherheitsdienstes ist noch kein Thema“, sagt Reinhard Goldbach, Leiter des Fachbereichs Jugend und Soziales, „und wenn, dann kämen nur zuverlässige Partner in Frage, deren Mitarbeiter ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen können.“
Die Betreuung
Seit 1. Oktober ist aus einer halben Stelle eine ganze geworden. Ein Sozialarbeiter kümmert sich um 591 Asylbewerber, Geduldete und Flüchtlinge an drei Standorten sowie in Wohnungen. „Wenn es bald vier oder fünf Standorte in der Stadt gibt – wie soll das gehen?“ fragt Goldbach. „Wir brauchen dringend eine weitere Stelle.“ Vor Ort kümmern sich Hausmeister um das Nötigste. Hinzu kommen Ehrenamtliche.
Die Gesundheit
Das Gesundheitsamt untersucht alle Neuankömmlinge. Fehlende Impfungen werden schnell nachgeholt. Bewilligt werden in der Regel die Behandlung von akuten Erkrankungen und Schmerzen. Bei Therapien ist das weitaus problematischer. Ausnahmen gibt es.
Die Kinder
134 Asylbewerber und Flüchtlinge, die 2014 nach Hagen gekommen sind, sind Kinder und Jugendliche. 52 sind zwischen null und sechs Jahren alt. Ihre Unterbringung in Kindertageseinrichtungen macht Probleme. Die Anmeldeverfahren sind gelaufen. Freie Plätze gibt es kaum. Erzieherinnen sind nicht geschult. Damit die Kinder schnell Deutsch lernen, ist eine Betreuung in Kindergärten wichtig. Es gibt Überlegungen, spezielle Gruppen für Flüchtlingskinder einzurichten.
An fünf Hagener Grundschulen sind derweil Startergruppen und an verschiedenen weiterführenden Schulen Auffangklassen eingerichtet worden. Auffangklassen anbieten sollen noch das Cuno-Berufskolleg II sowie die Fritz-Steinhoff-Gesamtschule in Helfe und die Realschule Emst. Dennoch kommt es vor, dass Jugendliche nicht lesen und schreiben können und in Klassen sitzen, in denen sie kein Wort verstehen können. Längst nicht alle Kinder bringen die Voraussetzungen und die Strukturen mit, die einen problemlosen Schulbesuch ermöglichen. Es besteht Schulpflicht, die sprachliche Vorbereitung ist aber nicht geregelt.
Die Finanzierung
Der Flüchtlingsstrom belastet den städtischen Haushalt. Von 2,45 Millionen Euro 2012 steigt der kommunale Zuschussbedarf auf 2,8 Millionen in diesem Jahr. An Landesmitteln gab es 2012 629.000 Euro, in diesem Jahr 1,13 Millionen Euro.