Hagen-Vorhalle. In einem Haus in der Eugen-Richter-Straße bricht die Zwischendecke teilweise ein, in der Berliner Straße gibt es tagelang kein Wasser – nun müssen wir über ein Hochhaus in Brockhausen berichten, in dem wilde Zustände herrschen.

Die Feuerlöscher sind kaputt, die Notausgänge verschlossen, die Notschlüssel in den rot lackierten Kästen mit einschlagbarer Scheibe verschwunden, im Treppenhaus, das bei einem Feuer als Fluchtweg vorgesehen ist, stapeln sich Müll und Sperrholz. Weil fast alle Birnen aus den Fassungen geschraubt wurden, ist es nahezu düster, und auch die Notbeleuchtung, die den Weg zu den Ausgängen weisen soll, funktioniert nicht.

Als Feuerwehrchef Heinz Jäger die Zustände in dem zehnstöckigen Hochhaus an der Freiherr-vom-Stein-Straße in Brockhausen gewahr wurde, reagierte er umgehend: „Ich habe den Hausmeister angewiesen, den Flur leerzuräumen“, berichtete Hagens oberster Brandschützer. Das Treppenhaus diene als erster Fluchtweg und müsse unbedingt freigehalten werden: „Da darf doch kein Holz gestapelt werden. Sonst kann es im Ernstfall brenzlig werden.“

Versprochener Klempner nicht erschienen

Das Hochhaus und einige der umliegenden Gebäude gehören sicherlich nicht zu den bevorzugten Wohnlagen der Stadt. Jäger hat inzwischen die Bauaufsicht verständigt, in der nächsten Woche wollen sich Mitarbeiter aus dem Rathaus ein Bild machen. Es ist schwer zu beurteilen, wer für die Missstände verantwortlich ist. Manchen Mietern ist es offenbar gleichgültig, wie es in ihrem Umfeld aussieht, andere werfen dem Eigentümer vor, er reagiere nicht auf Beschwerden, wieder andere sind sich der Gefahren, die mit dem mangelhaften Brandschutz verbunden sind bewusst: „Wenn es hier brennt, komme ich mit dem Buggy nicht raus“, so Sabrina Bühl (28), die mit ihrem Töchterchen (2) im vierten Stock wohnt, angesichts des zugestellten Treppenhauses.

Die junge Mutter ist einer der wenigen Mieter, die sich trauen, offen über die Misere zu sprechen. Schon seit fast einem Jahr habe sie kein Wasser mehr in der Küche, klagt sie: „Das Rohr ist kaputt.“ Zwar habe der Hausmeister die Zuleitung unterbrochen, damit die Wohnung nicht überschwemmt wird, doch der versprochene Klempner sei bis heute nicht erschienen: „Obwohl ich es immer wieder angemahnt habe.“ Seitdem schleppt sie ihr Wasser zum Spülen und Kochen mühsam aus dem Badezimmer herbei.

Vermieter: „Ich tue, was ich kann“

Dass manches im Argen liegt, weiß auch der Inhaber der Immobilie, dem in Brockhausen insgesamt acht Häuser mit 174 Wohnungen gehören. Er möchte nicht namentlich genannt, aber auch nicht für jeden Mangel verantwortlich gemacht werden: „Ich tue, was ich kann.“ Das Mieter-Klientel sei nicht einfach, die Birnen im Treppenhaus beispielsweise würden regelmäßig gestohlen. Wegen der Brandschutzanforderungen stehe er seit einigen Wochen in Kontakt zur Stadt Hagen, eine Fachfirma sei dabei, die Mängel zu beseitigen. Dass immer wieder Unrat und Holz im Treppenhaus gelagert würden, sei ihm ebenfalls bekannt: „Mindestens einmal im Monat lasse ich die Sachen entsorgen.“

Nun will er das Haus per Video überwachen lassen – in der Hoffnung, dass die Kameras die Sachbeschädigungen und Diebstähle eindämmen und zu mehr Ordnung im Haus führen.