Hagen. . Das Herrenhaus ist und bleibt das Sorgenkind des Ensembles Haus Harkorten in Haspe. Jetzt soll ein Makler einen finanzstarken Käufer für das prachtvolle Gebäude aus dem 18. Jahrhundert finden. 375.000 Euro soll der Bezahlen. Und eine Million in das Haus stecken.

Es braucht einen Prinzen. Und weil ein simples Küssen vielleicht nicht reicht, besser einen, der richtig knutschen kann. Und wenn er so auf seinem Ross über die lange Allee in Richtung des prächtigen Gutshauses reitet, dann sollte die Kutsche mit der dicken Eichenkiste voller Gold hinter ihm herrollen.

Reiche Knutsch-Prinzen, die derartige Objekte wachküssen, findet man leider nicht an jeder Ecke. Deshalb hilft das Internet bei der Suche. Investoren nennt man solche Prinzen heute. Und ein solcher wird gesucht. „Für eines der Top-Denkmäler Haus Harkorten“ – wie es im Internet heißt.

Auf Prinzen-Suche

Jasmin Schulz und Wieland Rahn heißen die Makler, die seit einigen Wochen auf Prinzen-Suche für eine der interessantesten Immobilien des Landes sind. Dabei hatte es durchaus kritische Stimmen gegeben, als im selbstbewussten Hagener Westen offenbar wurde, dass das Immobilienbüro aus Gevelsberg sich jetzt um den Verkauf kümmern soll. „So ein Haus ist für einen Makler eine spannende Herausforderung“, sagt Wieland Rahn, „aber Geld verdienen lässt sich damit nicht.“

Prächtiger Eingang: das Haus Harkorten.
Prächtiger Eingang: das Haus Harkorten. © WP Michael Kleinrensing

375.000 Euro ruft der Makler im Auftrag des Besitzers Hans Hermes auf. Die Goldkiste, die der Prinz mitschleppt, muss aber schwerer sein. Und zwar wesentlich. Denn rund eine Million Euro muss ein potenzieller Investor mitbringen, um das 20-Zimmer-Einfamilienhaus aus dem Jahr 1756 halbwegs auf Vordermann zu bringen.

Kein Renditeobjekt

Kein Pappenstiel. Auch nicht für einen Prinzen. Das weiß auch Wieland Rahn: „Das Haus Harkorten ist trotz seiner hervorragenden Grundsubstanz bestimmt kein Renditeobjekt. Aber es trägt den Mythos der Geschichte in sich. Es braucht jemanden, der mit viel Liebe und mit viel Kohle an diese Sache herangeht.“

Der Fantasie sind im Grunde keine Grenzen gesetzt. Bis auf die, die der Denkmalschutz an der ein oder anderen Stelle zieht. Aber das sind Detailfragen. „Hier ist vieles denkbar“, sagt Wieland Rahn, „ein Konzern könnte seine Hauptverwaltung einrichten. Ein Restaurant mit ausgewählten 5-Sterne-Zimmern wäre toll. Oder eine Beautyfarm könnte sich ansiedeln . . .“

Keine Konkurrenz

Nicht vom Tisch ist auch die Idee, Künstlerateliers und eine Galerie im Haus Harkorten einzurichten (siehe Zusatztext). „Das ist eine Option“, sagt Wieland Rahn. Ob ein Mäzen daherkommt oder ob der Gedanke einer Stiftung doch noch reift – für Rahn spielt das eine untergeordnete Rolle. „Wir sehen eine Stiftung nicht als Konkurrenz. Wichtig ist doch, dass sich hier etwas tut.“

Eine Sanierung ist bis unter das Dach erforderlich.
Eine Sanierung ist bis unter das Dach erforderlich. © WP Michael Kleinrensing

Damit etwas passiert, lässt Wieland Rahn, Vorstandsmitglied im Immobilienverband Deutschlands, auch seine Kontakte spielen: „Wir versuchen, möglichst viele Kollegen für dieses Objekt zu sensibilisieren. Eine Vermarktung des Herrenhauses ist schwierig, aber bestimmt nicht unmöglich.“

Fördermodelle

Zumal der Denkmalschutz nicht nur Hürden aufbaut. „Es gibt durchaus indirekte steuerliche Fördermodelle als auch eine direkte Förderung“, so Rahn, „hinzu kommen zinsgünstige Kredite, die über die NRW-Bank abgerufen werden können.“

Immerhin: Die aufwändige architektonisch-zeichnerische Erfassung des Hauses, das von rund 3000 Quadratmetern Grundstück umgeben wird, ist abgeschlossen. Zum Gebäude zählen noch Antiquitäten sowie Kunstwerke, die derzeit separat eingelagert sind und mit veräußert werden.

Die wüsste so ein richtiger Prinz wohl zu schätzen...