Vorhalle. . Die Bezirksvertretung Nord hat sich dagegen ausgesprochen, die alte Turnhalle an der Nöhstraße unter Denkmalschutz zu stellen.
Die Bezirksvertretung Nord hat sich dagegen ausgesprochen, die alte Turnhalle an der Nöhstraße unter Denkmalschutz zu stellen. Stattdessen solle das Gebäude demontiert und im Freilichtmuseum aufgestellt werden, heißt es in einem einstimmigen Beschluss des Bezirksparlaments.
Bezirksvertreter Peter Timm (SPD), der in Vorhalle wohnt, sagte, er werde am laufenden Band auf die Absicht der Denkmalbehörde, die baufällige Halle zum Denkmal zu erklären, angesprochen: „Die Leute halten das für kompletten Unsinn.“
Ein Denkmal verfällt bereits
Selbst altgediente Turner, die jahrzehntelang in der Halle Sport getrieben hätten, lehnten den Denkmalschutz für die Immobilie ab, so Timm: „Auch für mich persönlich ist es nicht nachvollziehbar, so ein marodes Gebäude bewahren zu wollen.“ Mit dem Gut Niederste Hülsberg gebe es bereits ein Denkmal in Vorhalle, das vor sich hinrotte. Winfried Dorn (CDU) fügte hinzu, für die alte Turnhalle dürfe man nicht einen Euro ausgeben: „Das ist die reinste Luxusdiskussion, die die Denkmalschützer hier angezettelt haben.“
Doch die wohldemonstrierte Einigkeit der Bezirkspolitiker, selbst wenn dahinter der geballte Bürgerwille steht, dürfte folgenlos bleiben. Politiker hätten gar nicht das Recht, eine Denkmalentscheidung außer Kraft zu setzen, teilte ein Sprecher der Stadt Hagen mit: „Es sei denn, sie können nachweisen, dass die Begründung für das Denkmal fehlerhaft ist.“ Dazu müssten sie quasi ein wissenschaftliches Gegengutachten liefern. Dennoch wolle Ina Hanemann, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde im Rathaus, in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung noch einmal erläutern, warum die Halle in der Nöhstraße denkmalwürdig sei. Ins Museum dürfe sie auf keinen Fall verlagert werden, denn im Falle einer Demontage verliere sie augenblicklich den Denkmalwert.
Turnhallenbau der 20er Jahre
Dabei ist das Hagener Denkmalamt nur Vollstrecker einer übergeordneten Behörde. Es waren Mitarbeiter der Oberen Denkmalbehörde in Münster, die die wegen Baufälligkeit gesperrte Turnhalle während eines Aufenthalts in Hagen entdeckten und zum Denkmal deklarierten.
TSV braucht eine Halle
Die Gebäudewirtschaft Hagen (GWH) hat den Zutritt zur Turnhalle in der Nöhstraße aus statischen Gründen gesperrt. Zwar ist keine unmittelbare Gefahr im Verzug, doch ein Windstoß könnte das Gebäude aus Vollholz im schlimmsten Fall zum Einsturz bringen.
Der TSV Vorhalle, mit 1400 Mitgliedern einer der größten Sportvereine in Hagen, weicht seitdem mit seinen Gruppen in andere Stätten aus, die häufig provisorischen Charakter haben. Der TSV wünscht sich wieder eine zentrale Halle.
Die 1928 errichtete Halle sei bedeutend, weil sie belege, wie die Stadt in den damaligen wirtschaftsschwachen Jahren ihrem Auftrag, Sportmöglichkeiten für die Bevölkerung zu schaffen, nachkam, heißt es in einem Gutachten: „Für Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, baugeschichtliche Gründe vor. Das Gebäude belegt den Stand des Turnhallenbaus der 20er Jahre und die sorgfältige, handwerklich solide Bauausführung.“ Deshalb bestehe an der Erhaltung des Gebäudes ein „öffentliches Interesse“.
Trumpf im Ärmel
Öffentliches Interesse, wenn die Bürger dagegen sind? Peter Timm kann nur den Kopf schütteln: „Ein sinnloses Vorhaben ist das, die Leute grinsen nur noch über diese Art von Denkmalschutz.“
Doch die Denkmalschützer haben einen Trumpf im Ärmel. Es gebe zwei Interessenten, die die Halle kaufen und denkmalverträglich nutzen wollten, heißt es aus dem Rathaus. Die Bezirksvertretung habe jedenfalls nicht die Befugnis, eine Entscheidung der Oberen Denkmalbehörde aus Münster einfach aufzuheben.