Hagen-Mitte.
Wie aus Reibung ein für alle Seiten – aus denkmalschutztechnischer Perspektive – akzeptables Ergebnis erzielt werden kann, zeigt sich am Beispiel des Hauses der Ruhrkohle im Gerichtsviertel.
Verborgene Schätze
Als Teile der Stadtverwaltung noch in dem expressionistischen Bau des Hagener Architekten Ernst Kohlhage untergebracht waren, schlummerten viele Schätze, die das Haus zu einem Kunstwerk machen, verborgen hinter Linoleum und Rigips. Viele Jahre davor hatte die Kohlehandelsgesellschaft Mark in diesem Gebäude ihren Sitz, einstmals ein Zusammenschluss kleinerer Händler aus Hagen. Das Gebäude ist als Denkmal auch Symbol für den Strukturwandel von Kohle (früher) zu Dienstleistung (heute). Denn heute residieren Firmen aus dem Bereich Beratung, Wirtschaft oder Hausverwaltung im Inneren der alten Mauern.
Zehn Jahre stand das Gebäude vor dem großen Umbau leer. „Was kann man aufgeben an Zeugniswert und was erhält man dafür im Gegenzug an Zeugniswert? Das war eine wichtige Frage, die sich bei der Zusammenarbeit zwischen Investoren und Denkmalschutz immer wieder gestellt hat“, erinnert sich Ina Hanemann.
Immer wieder hohe Hürden
Bei der rund zwei Millionen Euro teuren Sanierung, die durch mehrere Investoren getragen wurde, ist so ziemlich alles begutachtet und bewegt worden, was den Bau prägt. Und dabei stand man immer wieder vor Hürden, die Denkmalhüterin Hanemann und die Investoren vor knifflige Aufgaben stellten: „Der Eingangsbereich darf bei einem Gebäude dieser Art zum Beispiel niemals verändert und umgestrichen werden. Es muss lebensnah bleiben“, sagt Hanemann. Andreas Lohmeyer, als Rechtsanwalt und Notar mit seinem Unternehmen im Gebäude ansässig: „Man kann zum Beispiel auch nicht einfach eine besprühte Außenwand reinigen, weil die Fassade erhalten bleiben muss. Mit Sandstrahl-Technik hätte man da zum Beispiel einen Substanzverlust gehabt.“
Nach Abschluss aller Arbeiten präsentiert sich hier im Gerichtsviertel ein Gebäude mit einem durchweg expressionistischen Farbspektrum. „Zahlreiche erhaltene Symbole zeigen die Dynamik des Baus“, freut sich auch Christiane Bergfelder, die unter anderem mit der Wirtschaftsprüfungskanzlei Bergfelder und Hösterrey hier beheimatet ist, „wir sind stolz auf das Resultat.“
Das ist Ina Hanemann auch: „Es ist mein Anspruch, gewisse Gebäude über die Ewigkeit zu bringen. Wenn man Investoren findet, die den Wert eines Gebäudes zu schätzen wissen, ist so etwas mit vielen Kompromissen machbar.“