Hagen. . Auf einer Bürgerversammlung wurden konkrete Pläne für das Areal der Firma Brandt im äußersten Westen der Stadt vorgestellt.
Es gibt Sorgen. Aber die Erleichterung überwiegt. Zumindest bei der Bürgerinformation, zu der die Stadt Hagen die Menschen aus Haspe und Westerbauer eingeladen hatte. Im Fokus stand ein Sorgenkind, ein Schandfleck, der vielen seit Jahren gehörig auf den Wecker geht: das Areal der Firma Brandt im äußersten Westen der Stadt. Dass sich zumindest auf dem Gelände nördlich der Bundesstraße 7, wo sich ehemals Keksfabrik und Verwaltung befanden, nun etwas entwickeln könnte, mögen viel noch gar nicht glauben.
Die Sorgen indes kommen vorwiegend aus dem Hasper Zentrum. Und weil sie mit Dr. Hans Vietmeier vor allem ein Jurist vortrug, lässt das für einen schnellen Fortgang des Großprojektes nichts Gutes ahnen. Er vertritt die Gemeinnützige Wohnstätten Genossenschaft (GWG). Ein Unternehmen, das mit dem Torhaus gerade ein Millionenprojekt im Hasper Zentrum an Stelle des Bunkers umsetzt und nun die Konkurrenz zum Stadtteilzentrum fürchtet. Im dem gehören der Genossenschaft nahezu alle Immobilien rund um den Hüttenplatz. Und so hat die GWG, die weitere Investitionen plant, naturgemäß ein hohes Interesse an einem florierenden Kern-Haspe.
Keine Konkurrenz
„Die Zahlen, die hier vorgebracht werden, scheinen mir nicht plausibel“, so Vietmeier mit Blick auf ein Einzelhandelsgutachten, das Jörg Lehnherdt zuvor vorgestellt hatte. In dem war der Mitarbeiter der BBE-Handelsberatung zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Nahversorgungszentrum (abgesehen von einem Drogeriemarkt) keine neue Konkurrenz für das Hasper Zentrum bedeute. „Ich glaube“, so Vietmeier weiter, „dass sich gerade für die beiden Geschäfte, die im Zentrum die meiste Frequenz bringen – nämlich Rossmann und Real – eine neue Konkurrenzsituation ergibt.“
Unumstritten sind zumindest die Fakten, die Architektin Karla Thieser, Gattin des Hasper Bezirksbürgermeisters Dietmar Thieser, vortrug: 32 000 Quadratmeter Fläche hat das Brandt-Areal. Neben Einzelhandel (Kaufpark, Aldi, Drogeriemarkt und Tiernahrung) soll ein Gesundheitszentrum entstehen, in das sich auch die Evangelische Stiftung Volmarstein einbringen will. Ein Bistro könnte von Menschen mit Behinderung geführt werden.
Daneben gibt es die Idee eines so genannten „Pued“, wie er bereits in Dortmund-Eving realisiert wurde. Ältere Menschen sollen versorgungsnah in dem Stadtheil wohnen können, in dem sie auch bislang gelebt haben. Daneben soll die Werkstatt, die unter Denkmalschutz steht, für Dienstleister nutzbar gemacht werden. Die Verwaltung der Firma Brandt soll zur Ennepe hin in ein Bürogebäude einziehen, zur B7 hin entsteht ein weiteres Bürohaus. Vier Mehrfamilienhäuser aus dem Bestand müssen weichen.
Bevor Neues entstehen kann, muss Altes verschwinden. Und zwar in gigantischen Dimensionen. „220 000 Kubikmeter umbauter Raum müssen entfernt werden, bevor das Gelände überhaupt baureif ist“, so Karla Thieser, „aber Investor und Betreiber stehen bereit.“
Kaufpark und Aldi erweitern
Betreiber, die es zum Teil an anderen Stellen im Stadtteil gibt und die ihre bisherigen Niederlassungen aufgeben. Das gilt zumindest für Kaufpark (bislang vis-à-vis) und Aldi (Kölner Straße). Für beide gilt: Am neuen Standort wollen sie ihre Fläche vergrößern. Kaufpark um 300 Quadratmeter auf dann 2000, Aldi sogar um 400 Quadratmeter auf dann 1200. „Allerdings“, so betont Baudezernent Thomas Grothe, „darf an den bisherigen Standorten kein zentrenrelevanter Einzelhandel angesiedelt werden.“ Das soll, so der Gedanke der Planer, übermäßige Konkurrenz für das Hasper Zentrum verhindern.
Kein Konzept für Areal südlich der B7
Während es nun auf dem Gelände nördlich der B7 vorangehen könnte, gibt es noch kein Konzept für das Brandtgebäude südlich der Straße.
Anwohner beschweren sich über den miserablen (optischen) Zustand des Gebäudes und wucherndes Unkraut auf den Gehwegen.
Was Jörg Lehnherdt (BBE) zu untermauern versuchte: „Wir gehen von einem Gesamtumsatz von 19,6 Millionen Euro aus, 12 Millionen kommen von den beiden Altstandorten“, so der Gutachter, „für das Hasper Zentrum rechnen wir mit einem Abfluss von zwei Prozent des Gesamtumsatzes. Und der liegt immerhin bei 50 Millionen Euro.“