Hagen. Findet sich doch noch ein Prinzenpaar oder droht ein karnevalistischer Super-Flop? Rund eine Woche nach dem öffentlichen Aufruf des Festkomitees Hagener Karneval ist immer noch kein neues Prinzenpaar in Sicht. Auch Frauen dürfen sich gerne melden, heißt es aus dem Komitee.

Jetzt werden das erste Mal Gedanken laut, die sich zuvor niemand im Festkomitee Hagener Karneval überhaupt jemals zu denken gewagt hätte. Das Was-wäre-wenn-Szenario wird durchgespielt. Was passiert, wenn jetzt kein neues Hagener Prinzenpaar gefunden wird? Karnevalistisch betrachtet käme das einem Desaster gleich.

Vor rund einer Woche hatte sich das Festkomitee Hagener Karneval auf die Suche nach einem neuen Prinzenpaar gemacht. Zuvor waren die drei aussichtsreichsten Paare allesamt abgesprungen. Die Bilanz nach sechs Tagen: Ein einziger Anruf eines Ennepetalers, von dem das Festkomitee seither nichts mehr gehört hat. „Das wird wohl auch nichts“, sagt Moritz Padberg.

Die letzten beiden Prinzen kamen nicht aus Hagen

Wer sich vorstellen kann, Prinz oder Prinzessin zu werden, kann sich bei Moritz Padberg melden, 88 08 08 oder per Mail an praesident@karneval-hagen.de

Seit Beginn der 1980er-Jahre wählt das Festkomitee Hagener Karneval das Prinzenpaar aus.

Seit dem gab es nie die Situation, dass kein Prinz gefunden wurde.

Die beiden letzten Prinzen, Holger Kunz-Runge (Herdecke) und Erdinc Özcan-Schulz (Wuppertal) kamen dabei nicht aus Hagen.

Werbung für das "geilste" Amt der Stadt

Der Vorsitzende des Komitees ist in höchster Sorge und sieht, wie viele andere Jecken in der Stadt, nicht nur für die kommende Session, sondern insgesamt für den Hagener Karneval einen großen Imageschaden herannahen. „Es darf sich auch gerne eine Frau melden, die Prinzessin werden möchte“, wirbt er weiterhin für das in seinen Augen „geilste“ Amt der Stadt.

Was im Festkomitee alle befürchten, spricht er laut aus: „Was machen wir denn am 11. 11., wenn wir niemanden finden?“ An diesem Tag wird das vorherige Prinzenpaar im Rathaus verabschiedet und üblicherweise das neue Paar nebst Schlüsselübergabe inthronisiert. „Wird das Rathaus überhaupt aufgemacht? Oder findet die Verabschiedung des alten Paares angesichts der angespannten Haushaltslage dann überhaupt statt?“, fragt Padberg.

Es wäre ein Imageschaden

Zumindest diese Angst kann ihm Peter Mook vom Amt des Oberbürgermeisters nehmen: „Wir stellen für den 11.11. ja lediglich den Ratssaal zur Verfügung. Die restlichen Kosten übernimmt das Festkomitee. Trotzdem: Dem Hagener Karneval würde sein Zugpferd fehlen ohne Prinzenpaar. Wir würden das sehr bedauern.“ Mook erinnert sich an eine Zeit, in der Mitglieder der Verwaltung auch mal ins Prinzen-Ornat gestiegen sind. „Das ist angesichts der zeitlichen Belastung im Beruf aber gar nicht mehr denkbar.“

Moritz Padberg hingegen denkt das Horror-Szenario weiter. Demnach müsste auch der Prinzenabend am 10. Januar abgesagt werden. Ob der Rosenmontagszug in der City, der einen Tag nach dem Zug in Boele traditionell das karnevalistische Heimspiel des Hagener Prinzenpaares darstellt, überhaupt Sinn hat, das ist wohl auch fraglich. Neben der Außenwirkung wäre es auch ein wirtschaftlicher Schaden, der da auf den Hagener Karneval zukäme. Hans Stücker, Vorsitzender der Boeler Loßröcke, kann die Sorgen des Festkomitees bestens nachvollziehen. „Auch wir kämpfen oft darum, eine neue Symbolfigur zu finden.“

Gedankenspiele der Loßröcke

Im vergangenen Jahr sah es erst danach aus, als finde sich kein geeigneter Oberloßrock, ehe Patrick Engelbert seinen Hut in den Ring warf. „Wir haben bei uns auch schon überlegt, ob ein Oberloßrock es zweimal hintereinander machen könnte. Oder ob jemand Oberloßrock werden sollte, der das schon mal gemacht hat“, macht Stücker deutlich, wie schwierig es in Hagen mittlerweile ist, immer wieder Leute für die erste Reihe zu finden. „Ich kann mir den Hagener Karneval ohne ein Prinzenpaar nicht vorstellen. Das gäbe ganz sicher einen Knacks.“

Ähnlich denkt Edgar Riepe, zweiter Vorsitzender der Heidefreunde aus Boelerheide, der selbst in der Session 2002/2003 Prinz an der Seite seiner Ehefrau Marianne war. „Es wäre ein Schaden für den Karneval in Hagen.“ Er versteht aber auch die Bedenken, die mögliche Kandidaten haben könnten. „Man muss Freizeit opfern und es mit seinem Betrieb abstimmen. Das kriegt nicht jeder ohne weiteres hin.“

Personell in etwas ruhigerem Fahrwasser schippert die Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß Vorhalle, die den Vorhaller Bauern für jeweils zwei Jahre ernennt. Das schaffe zwar etwas Sicherheit, „auf der anderen Seite sind zwei Jahre aber auch eine lange Zeit“, sagt Grün-Weiß-Präsident Volker von Heill. „Ich bin aber optimistisch, dass das Festkomitee noch ein geeignetes Paar finden wird.“