Hagen-Mitte. Straßenkarneval in der Hagener Innenstadt: 55.000 Narren feierten gemeinsam mit Prinz Holger I. und seiner Lieblichkeit Monika II. beim Rosenmontagszug. Dabei bekam vor allem die Hagener Politik von den organisierten Jecken was auf die Narrenkappe.

Ein Prinz parkt ein. Besser: Er lässt einparken. Was man bei den Dimensionen von Zugmaschine und Prinzenwagen durchaus verstehen kann. Er lässt einparken, weil er – karnevalistische Premiere -- seinen Zug einmal so richtig genießen will. Und so zogen sie vorüber, die 53 Festwagen, Fußgruppen und Begleitfahrzeuge.

An Holger I., seiner Lieblichkeit Monika II. und an den mehr oder weniger Prominenten, die den Rosenmontagszug 2014 aus dem Gehege verfolgten. Das stand – der Baustelle zur Rathaus-Galerie sei’s gedankt – vor dem Sparkassen-Karree statt auf dem Friedrich-Ebert-Platz.

Zumindest die Politiker, die sich mit oder ohne Narrenkappe auf die umzäunte Tribüne verirrt hatten, bekamen reichlich auf eben diese. „Ob Sport, Kultur & Kinderstätten – Hagen ist nicht mehr zu retten“, teilte Witt-Schwatt Peaper­statt aus. Noch drastischer und kaum druckreif formulierten es die Heidefreunde Boelerheide, die das Stadtwappen im Allerwertesten einer Pappmaschee-Figur verschwinden ließen. Und auch der DGB versenkte den Rathaus-Turm im Planschbecken: Hagen geht Baden.

Reichlich Pessimismus

Reichlich karnevalistischer Pessimismus, den neben dem Noch-Oberbürgermeister Jörg Dehm auch diejenigen vernehmen mussten, die sich nach der Kommunalwahl am 25. Mai in seinen Sessel setzen wollen. Horst Wisotzki, SPD-Kandidat ohne jede Verkleidung, und Erik O. Schulz, Mann einer Jamaika-Koalition immerhin mit blau-gelber Narrenkappe, hatten sich pflichtgemäß im Gehege eingefunden.

Davor sorgten mit Sven Söhnchen ein SPD-Ratsherr und ehemaliger Prinz sowie seine damalige Lieblichkeit Silke dafür, dass im närrischen Tohuwabohu des Straßenkarnevals kein Jeck den Überblick verlor. „Der Bücker will in Hagen nichts werden“, so Söhnchen beim Blick in Zylinder von Loßrock Domenico, der einen neuen OB aus dem Hut zaubern wollte, „sonst wäre er im Karneval vertreten.“

Fünf Kapellen im Zug

Vertreten waren dafür immerhin fünf Kapellen. Und die mit der weitesten Anreise sorgten für die beste Stimmung bei den 55 000 Narren am Wegesrand: die Schalmeinenkapelle der Narrenzunft „Zaisonarria“ aus Zaisertshofen im Allgäu und die Showband „Viebergo“ aus dem niederländischen Enschede. Wobei letztere im Slalom die Zugstrecke zwischen Frankfurter Straße und Wehringhausen zurücklegte und vermutlich am Spätnachmittag das Vierfache des Weges in den Beinen hatten.

Die besten Ideen im Zug stammen auch am Rosenmontag aus dem Hagener Norden. Eine davon war das Heide-Fon aus Boelerheide, das von der Miss Liberty abgehört wird. Dass die NSA den Rosenmontagszug überwachen ließ, ist nur ein Gerücht. Die Drohne, die über den Narren kreiste, gehörte keinem ausländischen Geheimdienst, sondern einem heimischen Videoteam.