Boele. . 35.000 Narren säumten beim Rosensonntagszug bei herrlichem Wetter die Straßen. Es war wie immer: Der Hagener Norden versteht es, zu feiern. 42 Prunkwagen und Fußgruppen zählte der Zug.
Seinem Hausarzt Dr. Geitmann einen Spezial-Orden zu verleihen, war sicherlich kein Fehler. Schließlich konnte Patrick I. so den Spruch „Feiern, bis der Arzt kommt“ wörtlich nehmen. Genau wie rund 35.000 weiterer Boeler Jecken. Und das bei Traumwetter.
Der Ordensverleiher Patrick I. ließ es sich mit seiner Herzdame Lisa I. gestern richtig gut gehen. Schließlich war das Oberloßrockpaar – übrigens das jüngste, das es je gab -- für einen Tag Chef und Chefin im Hagener Norden. Wobei „es sich gut gehen lassen“ in Boele Grenzen kennt. Von wegen protzen und prahlen – da ließ der 21-Jährige die Kirche im Dorf, warf vom Prunkwagen statt teurer Lindt-Schokolade die preiswerte „Gut und günstig“-Variante. Richtig so . . .
Umzugs-Splitter
Oh weie – da schaute man auf der Straße und auf der Amtshaustreppe gleichermaßen verdattert aus der Wäsche: Etliche Narren hatten gestern keinen oder kaum Handy-Empfang. Nicht ständig „on“ zu sein – das geht doch gar nicht. Karneval hin oder her . . .
Als Peter Pan fühlte er sich sichtlich wohl, nicht nur, da er beim Vornamen nicht lange grübeln musste: Peter Mook, Ehrenamtsbeauftragter der Stadt, hatte sich in die bequeme Kutte des Kindes, das niemals erwachsen wird, geschmissen. „Doch beim Rosenmontagszug werde ich zwischen Peter-Pan- und Kuh-Kostüm hin- und her switchen“, verriet Mook. Den tierischen Wunsch erfüllt er einer Kollegin, die das gefleckte Gewand „soooo süß“ findet.
An Weiberfastnacht waren sie voll angesagt, und gestern auch: Helene-Fischer-Hits, wo man auch hinhörte. Aber niemand hört WDR-4-Schlager à la „Atemlos“ – ja, ja, schon klar. . .
Er war „mein Lebensretter“ – nun ja – beinahe . . . Norbert Brodel, Rosensonntags-Zugleiter. Nach dem Umzug kein Kollege in Boele mehr weit und breit in Sicht, mein Auto nicht vor Ort, keinen Cent in der Tasche – für mich lief’s gestern Nachmittag richtig gut. . . Aber in der Karnevalszeit ist Dreistigkeit erlaubt; also hielt ich das erst beste Auto an, fragte den Fahrer, ob er Richtung Innenstadt fahre. „Nein, eigentlich nicht.“ Eigentlich . . . Durch Zufall war mein Retter besagter Norbert Brodel, der die Bratwurst von Schneppendahl ein wenig warten ließ und zur Feier in die Loßrockhalle etwas später kam. Nun ja, ich kam jedenfalls bequem und pünktlich zum Arbeitsplatz zurück. Und sage fürs Chauffieren nochmals 1000 Dank. (yh)
Zwei Zellen im Keller
„Wir sind hier schließlich nicht in Limburg, sondern in Boele“, kommentierte denn auch Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister im Hagener Norden und Mit-Moderator des Sonntagszuges. „Und wer wie Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst glaubt, auftrumpfen zu müssen, wird in eine der beiden Zellen im Keller gesperrt.“ Tatsächlich – im Boeler Amtshaus gab’s vor x-Jahren Gefängniszellen. Und zwei der Kammern im Souterain existieren noch heute . . .
Was Patrick, der angehende Landschaftsgärtner, den Karnevalisten, die die Straßen säumten, außerdem in die Arme schmiss? Natürlich Blumen. Und seine Freunde von den Loßröcken hatten ihm zu Ehren den Prunkwagen „Bob der Baumeister/Gärtner“ gebastelt. Mit Baggerschaufel und allem, was dazu gehört. Apropos Wagen: Da waren echte Hingucker auszumachen – zauberhaft, märchenhaft oder mit politischer Botschaft. Ob „Zauberwelt“ oder „OB-Wahl 2014/ Kandidaten-Suche“ – es gab viel zu schauen und zu schmunzeln. „Wer bietet mehr? Leber für 25 000 Euro“ fragten die Heidefreunde mit ihrem Prunkwagen „Organspende“. Der großen Politik („NSA – Wir wissen schon, was Sie wollen“) wurde ebenso auf die Finger geschaut wie dem Treiben vor der eigenen Haustür (Hagenbad/ Hagen geht baden).
42 Prunkwagen und Fußgruppen zählte der Zug. Okay, früher waren es mal über 60 Nummern, aber das ist lange her . . . In Sachen „TÜV-Kontrolle“ lief’s ruhig ab, „zur Sicherheit haben die Prunkwagen-Chauffeure alle Papiere an Bord“, so Kohaupt.
35.000 Narren feiern in Boele
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Elf närrische Gesetze
Ach, die elf närrischen Gesetze , die gibt’s ja nicht nur beim Rosenmontagszug, sondern auch Boele: Diesmal wurde u.a. bestimmt, dass das Hilgenland weiterhin den örtlichen Vereinen als Festplatz zur Verfügung gestellt, das Boeler Krankenhaus renoviert wird und die Straßenschäden entlang der Helfer Straße behoben werden.
An Probleme dachte sie gestern übrigens nicht: Sophie I. Die Hagener Kinder-Prinzessin feierte auf der Amtshaustreppe ihren neunten Geburtstag. Mit so vielen Gästen, Liedern und so viel Tamtam . . . Das wird im nächsten Jahr wohl kaum zu toppen sein.
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