Hagen-Halden. Der Schultenhof in Halden wird in diesem Jahr 800 Jahre alt. Ein Besuch dort ist wie eine Zeitreise – nur dreieinhalb Kilometer von der Hagener City entfernt. Seine Besitzer, Elisabeth und Klaus Rehpenning, haben dafür gesorgt, dass der Hof noch so gut erhalten ist.

Den Kaffee zu trinken, dauert länger als gewöhnlich. Weil der Kopf staunend durch den hohen Raum kreist. Geschichte schwebt durch das Gebälk. Ortsgeschichte. Familiengeschichte. Klaus Rehpenning sitzt oft in diesem Raum, um sich einfach nur zu erfreuen. Der Hausherr ist stolz. Stolz darauf, dass dieses historische Schmuckstück immer noch so eine faszinierende Wirkung hat. Sein Schultenhof in Halden wird in diesem Jahr 800 Jahre alt. Eine Zeitreise. Nur dreieinhalb Kilometer von der Hagener City entfernt.

Das hier ist aus der Kategorie „niemals erwartet“. So dürfte es den meisten Bürgern gehen, wenn sie mal Gelegenheit bekämen, hier hineinzuschnuppern. Eine jahrhundertealte Deele. Ein altes Korn- und Backhaus, Stallungen, Silos und landwirtschaftliche Geräte aus einer fast vergessenen Zeit. „Wir pflegen alles hier sehr gründlich und wollen die Geschichte auch bewahren“, sagt Klaus Rehpenning. Man sieht und spürt das an jeder Ecke. Der Hof ist ein Eldorado für Freunde der Heimatgeschichte.

Älteste Nachricht stammt aus dem Jahr 1214

Die älteste Nachricht vom Schultenhof in Halden stammt aus dem Jahr 1214. Der Hof war ein Oberhof des adligen Damenstifts und Orts Herdecke und ein Erbpachtgut des Stifts, das auf jeweils 24 Jahre verpachtet wurde. Der Pächter hatte Anspruch darauf, dass der Hof an seinen Erben weiterverpachtet wurde. In einer originalen Pachturkunde von 1702, die im Stadtarchiv liegt, verpachtet die damalige Äbtissin des Stifts Herdecke, Wilhelmina Maria von Elverfeldt, den Hof an den „erbaren und frommen“ Henrich Schulte zu Halden.

1825 löste der damalige Hofinhaber Friedrich Blakenagel genannt Schulte die auf dem Hof ruhenden grundherrlichen Lasten ab. Das Anwesen ging in sein Privateigentum über. Bis 1906 wurde der Hof von der Eigentümerfamilie bewirtschaftet. Von 1906 bis 1957 war er dann verpachtet. Danach übernahm der heutige Hausherr Klaus Rehpenning als Erbe den Hof. Er lebt heute hier mit seiner Frau Elisabeth.

Einschnitt Anfang der 80er Jahre

„Anfang der 80er-Jahre“, sagt Klaus Rehpenning, „haben wir einen Einschnitt erlebt.“ Es war die Zeit, als der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Schultenhof, zu dem zuvor 60 Hektar Land gehörten, eingestellt wurde. Zur Schaffung des Gewerbegebietes Lennetal musste die Familie den weitaus größten Teil ihrer landwirtschaftlichen Flächen an die Stadt abtreten. „Davor hat es auf unserem Hof alles gegeben“, sagt Rehpenning, „von Getreide über Kartoffeln bis zu Raps.“ Bis die Bebauung im Gewerbegebiet begann, konnte Rehpenning die Flächen noch pachten. Danach war Schluss.

Heute gehören zum historischen Schultenhof noch rund 31 Hektar Flächen. Die Silos sind längst nicht mehr in Betrieb. Die letzten Kühe lebten bis 1969 hier. Die Stallungen wurden zu Pferdeställen umgebaut, die Reiter heute nutzen. Zum Gelände gehört auch eine Reithalle und ein Außentrainingsbereich. Rehpenning hat den 800 Jahre alten Hof in eine moderne Nutzungsweise überführt, ohne dabei die Spuren der so langen Vergangenheit zu verwischen. Das macht den Ort zu etwas historisch ganz Besonderem, in dem Wissen, dass eigentlich nur wenige Meter weiter die Großstadt pulsiert.

Es gibt keinen Tourismus hierher zum Schultenhof. Das Objekt taucht in keiner Broschüre auf. Es steht noch nicht mal unter Denkmalschutz. „Da bin ich auch froh drüber“, sagt Rehpenning, „sonst hätte ich doch hier gar nicht so viel machen können.“ Und doch würde sich der Besitzer freuen, den ein oder anderen Alteingesessenen oder auch einen Neubürger mal über seinen Hof zu führen. „Wer das möchte, darf sich gerne bei mir melden.“

Tradition verpflichtet

Klaus und Elisabeth Rehpenning sind heute 81 Jahre alt. „Wir würden uns freuen, wenn der Hof auch nach uns weiter Bestand haben würde.“ Einer der Söhne hat angekündigt, später hier leben zu wollen. „Das ist mir wichtig“, sagt Klaus Rehpenning. Er blickt auf das Wappen des Hofes. Über dem westfälischen Pferd ist der Schriftzug „Schultenhof“ zu lesen. Tradition verpflichtet. Klaus Rehpenning und seine Frau Elisabeth nehmen das ernst und erhalten uns allen damit ein 800 Jahre altes Stück Hagener Landwirtschaftsgeschichte.

Schilder haben sie an den Geländezufahrten angebracht. Darauf ist zu lesen: „Schultenhof: 1214 - 2014.“ Eine lange Zeit, in der sich die ganze Welt rund um den Hof verändert hat. Auch diejenigen, die auf ihm lebten und leben. Eines aber haben sie alle in sich getragen: die Identifikation und die Liebe zu diesem wahrhaft schönen Stück Halden.