Emst. . Ein 15-köpfiger VHS-Kurs, der sich einmal im Monat im AWo-Kulturhof Auf dem Kämpchen 16 trifft, hat Anekdoten aus dem Stadtteil Emst in einem Buch gesammelt.

Sie haben eine Menge zu erzählen über das, was sich heute so tut in ihrem Stadtteil, aber noch viel mehr aus der Zeit, als die heute ­schicken Reihenhäuser noch kleine Sprossenfenster zierten, es noch „Drogerie Gödde“ und die Gaststätte „Turmstübchen“ gab: die Mitglieder der Arbeitsgruppe Emst. Dahinter verbirgt sich ein 15-köpfiger VHS-Kurs, der sich einmal im Monat im AWo-Kulturhof Auf dem Kämpchen 16 trifft.

Und da das Emster Trüppchen, das sich größtenteils seit Jahrzehnten kennt, nicht möchte, dass die Erinnerungen und Anekdoten von damals in Vergessenheit geraten, hat es sich entschlossen, die Erlebnisse und Geschichten in einem Buch zusammenzufassen: Das 300-seitige Werk trägt den schlichten Titel „Emst“ – natürlich in Sütterlin geschrieben – und liegt druckfrisch vor. „Wir haben erst einmal 100 Exemplare drucken lassen“, sagt Marco Sawatzki. „Wenn die Resonanz groß ist, können wir ja nachlegen.“

Der VHS-Kurs trifft sich seit sieben Jahren im Kulturhof. „Immer am gleichen Ort, eben hier im Vorsteherhof, wie das Gebäude eigentlich heißt. Er wurde 1789 erbaut“, erläutert Sawatzki. Er hat die Kursleitung vor vier Jahren übernommen, ist selbstverständlich selbst Emster und mit 39 Jahren der Benjamin der Gruppe. „Ja, die älteste Teilnehmerin ist 88. Der Altersdurchschnitt dürfte hier bei 75 Jahren liegen“, schätzt Sawatzki beim Blick durch den Saal. Viele Lebensjahre und viel Erlebtes an einem Tisch . . .

Schultenhof und Kriegsbaracken

Wer den Teilnehmern zuhört, erfährt im Kulturhof einiges über den grünen Stadtteil und eine Menge davon, was sich in den letzten Jahrzehnten auf Emst getan hat. Wichtig – auf Emst, denn nur ein Nicht-Emster würde „in Emst“ sagen. . .

Der älteste Hof auf Emst, der Schultenhof, lag An der Egge am Emster Siepen. Der ursprüngliche Fachwerkbau brannte 1890 ab und wurde durch einen Ziegelsteinbau ersetzt. 1911 wurde der Hof samt Land von Theodor Becker (Schulte genannt) an die „Gartenvorstadt-Gesellschaft” verkauft, bis Mitte der 50er Jahre war er verpachtet und bewirtschaftet vom Bauern Sudbrack. Das Bauernhaus wurde 1963 abgerissen und 1970 durch ein Wohnhaus ersetzt.

Ob Schultenhof, Kriegsbaracken oder Volksschule Emst – beinahe jeder hat Überliefertes oder selbst Erlebtes mitzuteilen.

Mit vielen Abbildungen und Karten gespickt

Das gut 300-seitige Buch „Emst“ enthält zahlreiche Abbildungen, Karten sowie Kartenausschnitte und liegt seit kurzem druckfrisch vor.

Das im DIN-A-4-Format gebundene Werk ist zum Selbstkostenpreis von 20,80 Euro bei „Lotto und Schreibwaren Pirschke“ Emster Straße 109, erhältlich.

„Angefangen hat alles mit dem Sammeln von Geschichten und alten Schwarz-Weiß-Fotos in Mappen. Wir haben das Material nach Straßenzügen und Quartieren geordnet und in Kapitel eingeteilt“, so ­Herausgeber Sawatzki. Er ist Schulleiter an der Stadtpark-Hauptschule in Lüdenscheid und kennt sich demzufolge aus mit der Selektion von Texten und Bildern. Außerdem: Wer mit pubertierenden Jugendlichen umzugehen weiß, der kommt auch mit „Emster Urgesteinen“ zu Recht und schafft es, einen roten Faden in ein Thema zu bringen.

Seltene Dachform

„Uns interessiert auch, was hier bautechnisch passiert ist“, betont Sawatzki. So gibt es den alten Wasserturm am höchsten Punkt von Emst – an der Annaberghöhe – schon lange nicht mehr. Viele Monate haben Kinder das opulente Baugerüst, das vor dem Abriss montiert wurde, als Kletterspielzeug benutzt.

Oder die Tonnen-Dächer in den Straßenzügen hoch über Hagen: es handelt sich um eine seltene Dachform, die bis heute erhalten blieb.

Teilnehmerin Lore Ackermann weiß Anekdoten aus dem Birkenhain zu erzählen, und die anderen Männer und Frauen nicken, ergänzen oder berichten aus ihrem Viertel. Aus Bissingheim, aus dem Elmenhorst, vom Am großen Feld. Und die Stunden im Kulturhof vergehen wie im Flug. . .