Hagen. So alt wie Sophia Marl dürfen nicht viele Menschen werden. Sie feiert heute ihren 105. Geburtstag. Seit 75 Jahren ist sie Abonnentin des Hagener Theaters und nimmt für all ihre Erledigungen immer noch den Bus. Wie wird man so alt, Frau Marl?

„Soll ich nicht doch lieber ein Kleid anziehen? Das ist fürs Foto doch schöner.“ – „Nein, Frau Marl. Sie sehen toll aus. Wirklich.“ Und ich übertreibe nicht, als ich Sophia Marl versichere, dass ihr Outfit dem Anlass entsprechend passend gewählt ist. „Die weiße Bluse wirkt richtig frisch. Und dazu die schicke Weste . . .“ Der Anlass ist ein tatsächlicher: Sophia Marl wird 105 Jahre alt.

Und die alte Dame, die heute Geburtstag feiert, ist erstaunlich fit – körperlich und geistig. „Na ja, ich sehe nicht mehr gut, hab’ nur noch 12 Prozent Sehkraft und deshalb eine Sehhilfe“, winkt die patente Frau, die bis heute allein (mit Unterstützung eines Pflegedienstes und ihrer Verwandten) selbstständig in ihrer eigenen Wohnung lebt, ab. Zu Stadt- und Arztbesuchen benutzt die in Oberfranken geborene Frau noch immer wie selbstverständlich den Bus und fragt mich kopfschüttelnd: „Wieso auch nicht? Die Bushaltestelle ist doch gleich hier in der Nähe.“

Das Leben war nicht immer leicht

Was Sophia Marl, die in der Bredelle wohnt, so rüstig gehalten hat? Sie war über Jahrzehnte Mitglied im Kneipp-Verein, hat dort in einer Volkstanz-Gruppe getanzt. Und sie war stets eine leidenschaftliche Schwimmerin. In Hof wuchs Sophia Marl auf, kam in den 1930er-Jahren nach Hagen. Der Liebe wegen: „Mein Mann – er war von Beruf Kaufmann -- war Hagener. Wir haben 1936 geheiratet, in der Pelmke­straße gewohnt“, erzählt sie und ergänzt, dass sie viele Jahre als Hauswirtschaftslehrerin an einer Dortmunder Schule beschäftigt gewesen sei.

Ihr Leben sei nicht immer leicht verlaufen, erinnert sich die alte Dame, „mein Mann fiel 1945 bei einem Bombenangriff. Und mein Sohn starb mit gerade mal 30 Jahren.“ Doch Sophia Marl hat stets nach vorn geblickt. Ihre größte Freude waren (und sind) ihre Tochter Anne-Brigitte, ihre Enkelinnen Daniela und Alexandra und ihre Urenkelin Sina-Sophie.

Heute wird die passionierte Theaterfreundin, die seit 75 Jahren ein Abo für Aufführungen im Stadttheater hat, im Kreise ihrer Familie feiern. Wir gratulieren ganz herzlich.