Hagen. Selten war das Bahnchaos in Deutschland so groß wie dieser Tage. Das volle Ausmaß der Sturmschäden, die Stum “Ela“ Montagnacht verursachte, ist noch nicht bekannt. Während Hagen weitgehend verschont wurde, werden Bahnfahrer trotzdem von den Auswirkungen des Unwetters geplagt.

Donnerstag Mittag. Es ist drei Tage nach dem Sturm, und im Hagener Hauptbahnhof wundert sich kaum noch jemand über die weißen Bänder, die auf der Anzeigetafel neben fast jedem angeschlagenen Zug herlaufen. „Zug fällt heute aus“, „Verspätung zirka 35 Minuten“, „Fährt nur bis Witten“ steht da. Die Menschen in der Bahnhofshalle schauen entnervt auf ihre Handys. Blicken auf die Tafel. Reihen sich in die Schlangen vor der Information und im Reisezentrum ein.

Das Unwetter tobte am Montagabend vor allem im Ruhrgebiet – Hagen blieb weitestgehend verschont von „Christian“. Dennoch ist der Bahnverkehr betroffen, denn auf den Strecken liegen Bäume, Oberleitungen sind beschädigt. Mittlerweile hat sich die Situation etwas entspannt: Pendler nach Bochum, Dortmund oder Düsseldorf müssen sich jedoch noch immer einer Geduldsprobe stellen.

So wie Lara Bergmann. Sie ist Studentin, ihre Uni ist in Dortmund. Wie sie zur Vorlesung kommt? „Nach Witten fährt ja ein Zug“, erzählt die 21-Jährige, „danach gibt es nur noch Busse und Straßenbahnen. Ich versuche, mit dem Bus von Witten über Dortmund-Oespel zu fahren. Hoffentlich fährt von da die H-Bahn. Eine andere Möglichkeit habe ich nicht.“

Schienenersatzverkehr im Stau

Dienstagmittag, der Tag nach dem Sturm. Seit Stunden geht nichts im Ruhrgebiet, Reisende stehen in der Hitze, wer aus Bochum nach Hagen will, wartet vergeblich auf den Schienenersatzverkehr. Denn der steht in der Gegenrichtung im Stau. In Hagen hat die Information in der Bahnhofshalle bis in die Abendstunden geöffnet: Die Fahrgäste wollen wissen, wie sie heimkommen.

Da können schonmal die Emotionen hochkochen. Eine Reisende stürmt wütend davon, tritt gegen die Absperrungen neben der Warteschlange. Dem Deutsche-Bahn-Mitarbeiter in der Information stehen die Schweißperlen auf der Stirn. „Sie müssen doch dafür sorgen, dass die Leute nach Hause kommen“, ruft die erzürnte Frau ihm noch zu.

Autobahnen füllen sich

Wieder Donnerstag, wieder in der Hagener Bahnhofshalle: Mehrere Reisende stehen mit prall gefüllten Koffern vor der Anzeigetafel. „Wir wollen nach Sylt, aber unser Zug hat Verspätung. Jetzt verpassen wir wohl unseren Anschlusszug“, erzählt Barbara Butscheidt. Sie sieht die Situation gelassen, steht entspannt neben ihren Koffern: „Viele meiner Bekannten sind Dienstag zuhause geblieben, die nach Bott­rop fahren mussten. Schließlich sind die Autobahnen auch dicht.“

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Weil viele Pendler auf das Auto umsteigen, gebe es auch mehr Stau im Ruhrgebiet. „Es ist schon ärgerlich, was man jetzt für einen zusätzlichen Zeitaufwand hat“, meint auch Elisabeth Neugebauer. Die 68-Jährige pendelt von Hagen nach Gevelsberg und fährt im Zweifelsfall einfach mit dem Bus. „Das ist jedesmal eine Weltreise. Aber was will man machen, die Bahn kann ja auch nichts für das Unwetter.“

Lara Bergmann wünscht sich allerdings eine bessere Informationspolitik der Bahn: Im Internet und über Handy-Apps seien keine aktuellen, verlässlichen Informationen zu erfahren: „Ich habe vorher mit zwei Apps nach einer Verbindung geschaut“, erzählt die Studentin, „und zwei unterschiedliche Ergebnisse erhalten. Und beide stimmten nicht!“