Hagen. . Suche nach Fachkräften: 75 Studierende der Universitäten Siegen, Wuppertal und Bochum haben mit der Deutschen Bahn einen Trip in die Vergangenheit gewagt. Mit einem roten Schienenbus rumpelten sie über das Gleisnetz in Hagen. Der Klassiker ist quasi das Rekrutierungscamp des Konzerns.

Der rote Schienenbus schleicht über das riesige Gleisnetz des Rangierbahnhofs Hagen-Vorhalle. An Bord: 75 Studierende der Universitäten Siegen, Wuppertal und Bochum. Sie gehören zu den künftigen Fachkräften, mit denen die Deutsche Bahn gerne in die Zukunft fahren würde – und das ausgerechnet mit einem Trip durch die Vergangenheit.

Der urige Bahn-Klassiker aus den 1960er Jahren ist praktisch das Rekrutierungscamp des Konzerns, der Rangierbahnhof, der zu den zehn größten seiner Art in Deutschland zählt, soll die Neugier wecken.

Auch Frauen zeigen Interesse

Zu den Fahrgästen des Schienenbusses, den der Förderverein Schienenbus zur Verfügung gestellt hat, gehört auch Caroline Baune. Die Münsterländerin studiert an der Universität Siegen im vierten Semester das Fach Bauingenieurwesen.

Praktika im Hoch- und Wasserbau hat sie bereits gesammelt, am Donnerstag schnupperte sie bei der Deutschen Bahn hinein. Nach jungen Fachkräften wie der 21-Jährigen hat das frühere Staatsunternehmen längst seine Fühler ausgestreckt und versucht mit besonderen Aktionen wie dieser Schienenbus-Exkursion sie und die ihresgleichen für eine berufliche Laufbahn zu begeistern.

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„Das geht am besten, wenn wir die Eisenbahn erlebbar machen“, sagt Maren Weber vom Personalmanagement. Detlef Albrecht, Leiter der Abteilung Personalmarketing und Rekrutierung, ergänzt: „Unsere Mitarbeiter hatten in den Jahren 2010/11 ein Durchschnittsalter von 46 Jahren. Innerhalb der nächsten zehn Jahre verabschieden sich 80.000 in den Ruhestand, davon 10.000 in NRW.“

Die freiwerdenden Stellen sollen bis zum Jahr 2020 mit ebenso vielen Kräften neu besetzt werden. Gesucht werden neben Bauingenieuren auch Verkehrswirtschaftsingenieure, die dann im Bauwesen oder eben im Verkehr arbeiten könnten.

Bahn-Exkursion zum vierten Mal

Das hört Irina Beljayeva aus Wuppertal gerne. In anderthalb Jahren will sie ihr Studium abschließen. Möglicherweise wird sie dann eine von 3500 Auszubildenden, die jährlich bei der DB einsteigen. Noch aber hält sie sich alle Optionen offen. „Die Bahn ist ein Ziel von mehreren, bleibt aber auf jeden Fall im Rennen“, sagt die 20-Jährige.

Sie liegt damit absolut auf einer Linie mit dem 18-jährigen Pascal Wallnitza, der die Uni Wuppertal ebenfalls einmal als Verkehrswirtschaftsingenieur verlassen will. Und dann? „Auf jeden Fall möchte ich mit Verkehr und Infrastruktur zu tun haben. Ich interessiere mich für alles, was sich bewegt. Und die Bahn ist ein gern genutztes und interessantes Verkehrsmittel.“

Beide schließen sich nach der Fahrt über den Rangierbahnhof einer Gruppe an, die durch die Werkstatt und die Betriebsleitstelle der Abellio geführt wird. Alternativ stehen Besichtigungen der Lok-Servicestelle der Bahn-Tochter Schenker, die Stellwerke Vof und Estw und des Hauptbahnhofes an. Zum vierten Mal macht die DB Netz-AG den Studierenden der drei Universitäten aus dem Sieger- und Bergischen Land sowie aus dem Ruhrgebiet dieses Angebot.

Fahrplan gegen Fachkräftemangel

Maren Weber hofft, auch in Zukunft junge Berufseinsteiger begrüßen zu dürfen, die durch diese Exkursion erst richtig neugierig geworden sind. Denn wie hart der Fachkräftemangel die Unternehmen trifft, haben diese auch ein Stück weit selbst in der Hand. Die Bahn hat die Weichen in dieser Hinsicht auf Zukunft gestellt.