Hagen. Die Messerattacke von Neuss hat die ohnehin notwendigen Maßnahmen beschleunigt. Das Jobcenter am Hauptbahnhof wird für 1,5 Millionen Euro umgebaut. 3000 Kunden wöchentlich werden künftig in einem viel moderneren Ambiente bedient. Auch das Viertel profitiert von der Maßnahme.
Das Jobcenter am Hauptbahnhof wird für rund 1,5 Millionen Euro umgebaut und zwei Jahre nach der tödlichen Messerattacke auf eine Jobcenter-Mitarbeiterin in Neuss vor allem sicherheitstechnisch auf den modernsten Stand gebracht. Obwohl der Umbau im laufenden Betrieb stattfindet, blicken Geschäftsführung und Belegschaft mit Vorfreude auf das Projekt. Während das Jobcenter seinen Mietvertrag am Standort um weitere zehn Jahre bis 2024 verlängert hat, muss die Sparda-Bank-Filiale im Erdgeschoss weichen.
3000 Kunden wöchentlich
Die Messerattacke von Neuss habe die ohnehin notwendigen Umbaumaßnahmen beschleunigt, sagt Geschäftsführerin Eva-Maria Kaus-Köster. Nach Neuss habe es viele „Trittbrettfahrer“ in Hagen gegeben, die die verängstigte Grundstimmung in der Belegschaft ausgenutzt hätten und Drohungen gegen die Jobcenter-Mitarbeiter ausgesprochen hätten.
Rund 600 Hagener kommen täglich in das sechsgeschossige Gebäude an der Ecke Berliner Platz/Am Hauptbahnhof. 2500 bis 3000 Kunden sind es in der Woche.
Diskretion bislang nur schwer herstellbar
Sie alle empfängt ein aus der Zeit gefallenes und heruntergekommenes Entrée. Die Scheibe hat einen Sprung, Grafitti prangen an manchen Wänden und insgesamt ist das Gebäude viel zu verwinkelt und von Barrierefreiheit Galaxien weit entfernt. „Auch die Situation am Schalter ist nicht optimal“, sagt Kaus-Köster. Die Leute stünden zu nah beieinander. Diskretion sei hier nur schwer herstellbar.
Die Sicherheitsbedingungen, aber auch die Tatsache, dass das Jobcenter während der Verhandlungen das alte Telekom-Gebäude auf dem Höing als Alternative ins Auge gefasst hatte, waren ausschlaggebend dafür, dass die Vermietungsgesellschaft aus Köln sich für den kostspieligen Umbau der Immobilie entschied. Die Bundesagentur für Arbeit und die Stadt Hagen tragen keine Umbaukosten, teilen sich aber die Miet- und Nebenkosten untereinander auf (städt. Anteil: 15,2 Prozent).
Sparda-Bank muss weichen
An der Stelle der SpardaBank-Filiale und der Spielhalle „Löwenplay“ (muss auch weichen) entsteht ein einladender, möglicherweise mit Glasoptik versehener Eingangsbereich, in dem ein Großteil der Kundenkontakte abgewickelt werden kann. Kaus-Köster: „Das wertet das Bahnhofsviertel sehr auf.“ Vorteil: Die Kunden irren nicht mehr durch alle Etagen, sondern suchen nur noch für spezifische Angelegenheiten den Weg in die oberen Geschosse. Die Fluchttüren (129 Stück) in den Mitarbeiterräumen werden so versetzt, dass die Mitarbeiter von ihren Schreibtischen aus im Notfall nach hinten flüchten können.
Es entstehen neue Büros nach modernsten Standards, ein Sozialraum, neue Besprechungsräume und insgesamt mehr Barrierefreiheit.
Bank auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten
Seit 15 Jahren ist die Sparda Bank an dieser Stelle mit einer Selbstbedienungs-Filiale vertreten. Zu Beginn auch noch mit Mitarbeitern, die in der Filiale präsent waren. Der Mietvertrag läuft nun aus und wird wegen der Erweiterung des Jobcenters im Erdgeschoss nicht verlängert. „Wir akzeptieren diese Entscheidung natürlich“, sagt Michael Lehr, Leiter der Filiale Hagen-Mitte.
Er und sein Team sind nun auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten, die möglichst unweit der bisherigen Filiale liegen sollten. „Der Standpunkt ist von der Frequenz her natürlich optimal für uns gewesen.“ Außerdem sei die Nähe zum Bahnhof optimal, weil ein nicht unwesentlicher Teil der Sparda-Kundschaft aus Eisenbahnern bestehe. Die Sparda-Bank ist im Stadtgebiet mit zwei Filialen (Friedrich-Ebert-Platz und Vorhalle) und eben mit der Selbstbedienungsstelle am Berliner Platz vertreten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir etwas finden“, sagt Michael Lehr.
Im Bahnhofsviertel zu bleiben, sei eine gute Entscheidung, befinden Geschäftsführung und Personalratsvorsitzende Karin Müller-Sieg: „Die meisten Kunden erreichen uns über das Busnetz und 25 bis 30 Prozent der Belegschaft kommt von außerhalb und kann somit die Bahn nutzen.“
Die erste Umbauphase bis Oktober betrifft den Eingangsbereich und die oberen Etagen, die zweite Phase (bis Frühjahr 2015) umfasst Arbeiten in der ehemaligen Spielhalle.