Hagen. . Die geplante Exhumierung des Prof.-Fritz-Kühn-Kunstwerks „Galaktische Stahlwand“ aus den Katakomben des ehemaligen Busdepots in Oberhagen droht zu einer unendlichen Geschichte auszuarten. Die Idee, es an die Rückseite der Rathaus-Galerie zu montieren, musste die Stadt gestern verwerfen.
Die Erben des Ost-Berliner Bildhauers (1910-1967) legten jetzt in einem Schreiben an die Stadt Hagen ihr Veto gegen die Idee ein, das 125 Quadratmeter große Objekt (22,40 Meter breit, 5,60 Meter hoch) an der Rückseite der Rathaus-Galerie über der Zufahrt zu Tiefgarage und Ladezone zu installieren. Achim und Helgard Kühn, die als Sohn und Schwiegertochter des längst verstorbenen Künstlers die Nachlassverwaltung der Werke übernommen haben, führten im Gespräch mit dieser Zeitung ästhetische, urheberrechtliche und zeithistorische Gründe für ihre Entscheidung an.
Zu Beginn dieses Jahres hatte der Hagener Architekt Jürgen Thormählen, der immer wieder sein waches Auge auf die im ehemaligen Rathaus demontierte Kunst richtet, an die 196 in Kisten verpackten Stahlplatten (78 x 78 Zentimeter) mit einem Gesamtgewicht von sechs Tonnen erinnert. Und da parallel dazu sich eine öffentliche Diskussion über die eher schmucklose Rückseite des neu entstehenden Shopping-Tempels entlang der Potthofstraße entwickelte, lag der Vorstoß nahe, dort das monumentale Objekt zu installieren. Doch zunächst sah sich die Stadt nicht imstande, die Extra-Kosten von etwa 35 000 Euro zu stemmen.
"Alle Signale stehen auf Grün"
Doch vor drei Wochen konnte Baudezernent Thomas Grothe vermelden: „Alle Signale stehen auf Grün – die galaktische Kunst kommt doch!“ Bezirksvertretung Mitte, der Galerie-Investor sowie Unternehmen und private Sponsoren hatte die Finanzierung ermöglicht.
Ideen für passenden Standort sind willkommen
Um doch noch einen passenden Standort für das Kühn-Kunstwerk zu finden, wird seitens der Nachlassverwalter angeregt, die Bürgerschaft um Ideen für einen geeigneten Standort für die „Galaktische Stahlwand“ zu bitten.
Ein Vorstoß, der von OB Erik O. Schulz ausdrücklich unterstützt wird: „Jeder ernst gemeinte Vorschlag wird von uns im Hinblick auf eine eventuelle Umsetzung geprüft, damit die Montage des Kunstwerkes doch noch zu einem glücklichen Ende kommt.“
Die 1937 gegründete Atelier-Werkstatt des Berliner Bildhauers, Fotografen, Autors von Kunst- und Fachbüchern sowie Restaurators war als Folge der deutschen Teilung auf das Gebiet von Ost-Berlin geraten.
Viele Architekten der jungen Bundesrepublik waren begeistert von der Kreativität des Stadtbildhauers und bezogen ihn auch nach dem Bau der Berliner Mauer kontinuierlich in ihre Projekte ein. So auch in den Neubau des Hagener Rathauses.
Seit gestern überlagern jedoch technische und inhaltliche Bedenken der Kühn-Erben die endlich gefundene finanzielle Lösung: „Die Montage an einer Außenwand widerspricht den urheberrechtlichen Grundbedingungen“, erinnert Nachlassverwalterin Helgard Kühn daran, dass die Stadt die monumentale Wandgestaltung einst für 15 000 D-Mark für den Innenbereich beauftragt habe. Nur dort entwickelten die geätzten und mit Edelstahlbürsten geschliffenen Stahlplatten ihre angedachte ästhetische Wirkung. Zudem habe das Objekt ja auch eine politische Symbolik, weil es zur Zeit des Kalten Krieges eine Ost-West-Brücke geschlagen habe. Diese Intention gelte es zu bewahren. Darüber hinaus gebe es kaum eine umsetzbare technische Möglichkeit, das Werk für den Außenbereich zu versiegeln: „Dazu müssten die Platten sandgestrahlt und verzinkt werden“, sieht Helgard Kühn keine Chance, die von ihrem Schwiegervater gestalteten Original-Oberfläche zu erhalten: „Die Kunst geht dann flöten.“
Rost nagt an der Kunst
Eine Einschätzung, die Udo Block, stadtbekannter Fotograf und einst der Rathaus-Bauleiter, ausdrücklich unterstreicht. Ihm wurde 1965 von Prof. Kühn persönlich eine Stahlplatte als Dankeschön überreicht, die seitdem in seiner Wohnung hängt. Als Block diese einmal vier Wochen in seiner Garage zwischenlagerte, setzte sie sofort Rost an . . .