Hagen. Der Wechsel des Ratsherrn Jacques Kempkens von Hagen Aktiv zur Alternative für Deutschland (AfD) ist derzeit das beherrschende Thema in der Politszene. Jetzt gibt es neue Vorwürfe gegen Kempkens, die sein Ehrenamt als Vorsitzender der Werbegemeinschaft betreffen.

Seit gut einer Woche sorgt der Fraktionswechsel von Jacques Kempkens von Hagen Aktiv zur Alternative für Deutschland (AfD) für Wirbel. Jetzt stehen neue Vorwürfe gegen das Ratsmitglied und den ehemaligen Vorsitzenden der City-Werbegemeinschaft im Raum.

Überspitzt geht es um überhöhte Rechnungen, die PR-Agentur-Inhaber Kempkens im Zusammenhang mit dem Schaufensterwettbewerb dem Werbegemeinschafts-Vorstand Kempkens gestellt haben soll. Und um nicht abgeführte Gelder an die Wählergemeinschaft, für die Kempkens in der Bezirksvertretung Mitte saß. Das geht aus Unterlagen hervor, die unserer Zeitung vorliegen. Kempkens selbst weist die Anschuldigungen zurück (siehe Interview).

Überhöhte Rechnung

Mit seiner Agentur „PIM – Promotion in Motion“ organisierte Kempkens für einen sechsstelligen Betrag die Schaufensterwettbewerbe 2009 und 2010 noch selbst. 2011 erbrachte er in diesem Zusammenhang Leistungen für die Werbegemeinschaft. 3000 Euro waren in den Protokollen der Vorstandssitzungen festgelegt, auf knapp 4000 Euro belief sich die Rechnung, die Kempkens dem Verein stellte, den er führte. Aufgerufen wurde u.a. ein Betrag von 700 Euro für 25 Stunden für ein Maskottchen im Kostüm und 1800 Euro für Schlüsselanhänger. Der Vorwurf: Nachweise darüber wurden nie eingereicht.

„Da ist nichts dran“

Über seine Situation und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe sprachen wir mit Jacques Kempkens:

Frage: Wie haben Sie die letzten Tage empfunden?

Jacques Kempkens: Die letzten Tage waren nicht einfach. Ich habe gewusst, was auf mich zukommt. Aber so etwas perlt nicht einfach an mir ab. Die Kampagnen im Internet sind so nicht in Ordnung. Ich kann nachvollziehen, wie sich Christian Wulff gefühlt hat.

Es stehen viele Vorwürfe gegen Sie im Raum. Es geht um ihr Ehrenamt als Vorsitzender der Citygemeinschaft und ihre Werbeagentur. Sie sollen dem Verein überhöhte Rechnungen gestellt haben . . .

Kempkens: Dieses Nachtreten geht mir auf die Nerven. Da ist nichts dran. Es ist alles korrekt gelaufen. Der Vorstand ist seinerzeit entlastet worden. Wenn ich aus freien Stücken nicht zurückgetreten wäre, hätten man mich zum dritten Mal gewählt.

Sehen Sie es im Nachhinein als glücklich an, dass ihre Firma für die Citygemeinschaft tätig war, deren Vorsitzender Sie ja waren?

Kempkens: Ich kann mir nichts vorwerfen. Im Gegenteil: Wenn davon die Rede war, Aufträge über das Internet abzuwickeln, habe ich immer dafür plädiert, sie an Hagener Unternehmen zu vergeben. Aufträge wurden, wenn der Preis stimmte, auch an Mitglieder des Vorstandes bzw. Beirates vergeben, vom Bühnenbau bis hin zu Brötchen bei Versammlungen.

Haben Sie wie andere Hagen-Aktiv-Mitglieder einen Teil der Mandatsgelder, die Sie als Mitglied der Bezirksvertretung Mitte erhalten haben, gespendet?

Kempkens: Mandatsgelder abzuführen, ist eine Kann-Bestimmung. Ich habe gegen die Regel gestimmt, meine Wahlkämpfe teilweise selbst bezahlt sowie gut 1000 Euro an Hagen Aktiv gespendet.

Ein Umstand, der bei der Kassenprüfung aufstieß. Wörtlich heißt es in einer Mitteilung an den Vorstand: „Hier wurden 15 Prozent unseres Jahresbudgets an ein Vorstandsmitglied ausgegeben. Es wäre schön, wenn eine solch hohe Summe näher erklärt werden könnte.“

Auch für Hagen-Agentur tätig

Daneben war Kempkens im Rahmen des Schaufensterwettberwerbs als „Privatperson“ (wie er sagt) auch für die Hagen-Agentur tätig, die die Händler-Ausstellung 2011 organisierte und erhielt dafür einen höheren vierstelligen Betrag. Er warb in Geschäften für den Wettbewerb, was Vorstandsmitglieder von einst als „originäre Aufgabe“ des Vorsitzenden bezeichnen.

Aufgeschlagen sind die Vorwürfe auch beim jetzigen Vorstand der City-Werbegemeinschaft, Wladimir Tisch, der für die Hagen-Agentur arbeitet: „Ich werde eine Sondersitzung des Vorstand einberufen. Wir müssen das aufklären.“

Gelder nicht abgeführt

Bei Hagen Aktiv steht das Thema Kempkens weiter im Fokus. Denn auch finanziell fühlt man sich von Kempkens an der Nase herumgeführt. Während üblicherweise Mandatsträger 20 Prozent ihrer Bezüge (freiwillig) an die Wählergemeinschaft Spenden, hat Kempkens als Mitglied der BV Mitte das nicht getan. Ein höherer vierstelliger Betrag fehlt daher in der Kasse.