Hagen. . 900 Mitarbeiter, eine Bilanzsumme von 272 Millionen Euro, 44 Millionen Euro Umsatz und Investitionen von fast vier Millionen Euro – bevorzugt an Unternehmen aus Hagen und der direkten Umgebung. Innerhalb dieses Rahmens sieht sich die Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG) weiter auf Erfolgskurs.
„Wir sind keine Klitsche“, blickt Geschäftsführer Christoph Köther durchaus zufrieden und selbstbewusst auf seine Kennzahlen des Jahres 2013.
Nachdem es im Vorjahr gelungen war, den Fehlbetrag des städtischen Tochterunternehmens erstmals wieder in den einstelligen Millionen-Bereich zu drücken, präsentiert Köther für 2013 ein Zahlenwerk, in dem der Fehlbetrag noch einmal um 600.000 Euro auf zuletzt 8,6 Millionen Euro gesenkt werden konnte: „Das ist ein großer Erfolg, auf den wir alle stolz sind. Zumal dieses Ergebnis nicht auf Leistungseinschränkungen, sondern auf Einsparungen auf der Kostenseite fußt – trotz höherer Energiepreise und Tariferhöhungen.“
Die Fahrpreis-Erhöhungen des VRR hätten lediglich die angesichts des demografischen Wandels rückläufigen Fahrgastzahlen aufgefangen. 2007 lag der Zuschuss der Stadt Hagen (Köther: „Das sind die Kosten zur Erbringung einer Dienstleistung der Daseinsvorsorge“) noch bei erschreckenden 20 Millionen Euro.
So läuft’s bei Hagenbad
Hagenbad schließt das Jahr 2013 mit einem um 135.000 Euro besseren Ergebnis als im vorangegangenen Geschäftsjahr ab. Damit lag das Minus für die Bäder noch bei 4,5 Millionen Euro (inkl. 1,5 Mio. Kapitalkosten). Das ist die beste Bilanz seit Bestehen des Unternehmens, was besonders dem Erfolg des Westfalenbades zu verdanken ist. „Bereits im dritten Jahr hintereinander wurde die Halbe-Million-Marke an Besuchern übertroffen“, so Köther – exakt 521.000 Badegäste. Dank des warmen Sommers zählte Hagenbad insgesamt 656.000 Nutzer.
„Damit war der Beschluss des Rates zum Bäderkonzept der richtige Weg“, unterstreicht Köther. Der mit Branchen-Auszeichnungen dekorierte Sauna- und Wellnessbereich, der ja zuletzt ausgebaut wurde, fährt sogar Gewinne ein und lockt mehr Besucher an als in den kühnsten Prognosen prophezeit. Eine Entwicklung, die Hagenbad spätestens 2015 überlegen lässt, nach Bildschirm-Sauna und neuem Ruhehaus weitere Investitionen zu tätigen.
So läuft’s bei den Bussen
Ähnlich positiv auch der Trend bei der Hagener Straßenbahn, die im Jahr 2013 noch ein Minus von 11,6 Millionen Euro einfuhr – vor 20 Jahren lag das Defizit noch bei etwa 26 Millionen Euro. „Wir haben die Prozesse weiter optimiert und damit die Effizienz gesteigert.“ Trotz demografischen Wandels und geringerer Fahrgastzahlen stellt sich das Ergebnis eine viertel Million Euro besser dar als 2012. Und durch die Direktvergabe des Rates wurde das Unternehmen bereits für die nächsten zehn Jahre beauftragt, das Hagener Busnetz zu bedienen.
Ein Stück Zukunftssicherung, das natürlich auch mutige Investitionen leichter fallen lässt. So werden bis Mitte 2015 etwa vier Millionen Euro in ein neues Betriebsleitsystem investiert, das die gesamten Abläufe im Busverkehr noch ein Stück effizienter macht. Denn am derzeitigen Service-Standard will Köther auf gar keinen Fall Abstriche machen: „Wir werden auch in Zukunft nicht auf Ergebnisverbesserungen auf Kosten von Qualität setzen.“
So läuft’s bei BSH/Werkhof
Schwarze Zahlen meldet die HVG auch beim Werkhof sowie beim Betrieb für Sozialeinrichtungen Hagen (BSH), die sich in der Vergangenheit beide im ökonomischen Nirgendwo bewegten. Beide Gesellschaften erzielen wieder positive Jahresergebnisse, wenn auch auf niedrigem Niveau. So geht das Seniorenzentrum Buschstraße, das zuletzt zu gering ausgelastet war, inzwischen neue Wege und bietet auch Angebote für junge Pflegebedürftige an.
Diese wohnen in einem separaten Bereich und haben dort die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Der Werkhof wiederum hat sein Spektrum erweitert. Seit 2013 zählt die Einrichtung zu einem vom 13 Trägern, in denen Schülern eine qualifizierte Berufsorientierung geboten wird. Das Spektrum umfasst technische und kaufmännische Berufe.
So läuft es in Zukunft
Trotz zum Teil verschlechterter Rahmenbedingungen ist es der HVG im vierten Jahr in Folge gelungen, das Bilanzergebnis im Vergleich zum Vorjahr zu verbessern. Der Fehlbetrag von 8,6 Millionen Euro ist das beste HVG-Resultat seit dem Stadtwerke-Verkauf an die Mark-E. Ein Trend, der sich durch das Wegbrechen der Enervie-Dividende (7,25 Millionen Euro) zumindest in den nächsten beiden Jahren nicht fortsetzen lässt. „Unsere kontinuierlich positive Entwicklung wird zumindest rein optisch vehement gestört“, nimmt der HVG-Geschäftsführer diese absehbare „signifikante Verschlechterung“ mit der Faust in der Tasche zur Kenntnis.
Immerhin hat sein Haus durch erfolgreiches Wirtschaften den Hagener Haushalt in den vergangenen sechs Jahren um mehr als 30 Millionen Euro entlastet. Jetzt muss Köther den Dividende-Ausfall durch einen Griff in die HVG-Rücklage ausgleichen, weil der Nothaushaltskommune die Mittel fehlen, hier einzuspringen: „Als solide wirtschaftender Kaufmann würde man das nicht tun. Eigentlich ist es ein Witz, dass die HVG hier für den Ausgleich sorgen soll.“ Gleichzeitig zeigt sich Köther überzeugt, dass der Energie-Versorger mit Milliarden-Umsatz die aktuelle Durststrecke überwindet: „Ich persönlich glaube an die Enervie.“