Sauerland. Die DB Regio NRW, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, verspricht den Fahrgästen in Südwestfalen rosarote Zeiten. Eine modernere Zugflotte soll das Sauerland-Netz ab Dezember 2016 attraktiver machen. Am Dienstag wurde der Verkehrsvertrag für den Betrieb des neuen Sauerland-Netzes unterschrieben.
Heinrich Brüggemann, Vorsitzender der Geschäftsleitung von DB Regio, ist bei der Feierstunde im Harenberg City Center in Dortmund die Freude anzumerken, dass sein Unternehmen die europaweite Ausschreibung von zwei Regional-Express-Linien (RE 17 Hagen - Kassel-Wilhelmshöhe und RE 57 Dortmund - Winterberg/Brilon Stadt) und vier Regional-Bahn-Linien (RB 43 Dortmund - Dorsten, RB 52 Dortmund - Lüdenscheid), RB 53 Dortmund - Iserlohn und RB 54 Unna - Neuenrade) gegen drei Wettbewerber für sich entscheiden konnte. „Ja, es ist ein Festtag für uns.“ Keinesfalls, so der Bahn-Manager, sei es selbstverständlich, dass das bekannteste deutsche Mobilitätsunternehmen den Zuschlag erhält.
Neue Fahrzeuge im ganzen Netz
Ab Ende 2016 sollen im kompletten Netz „Neubaufahrzeuge“ Reisende durch das Sauerland befördern - Dieseltriebwagen vom Typ Link des polnischen Herstellers Pesa. „Es erfordert schon Mut, ein Unternehmen mit dem Bau hochmoderner Wagen zu beauftragen, das in der Region wenig Erfahrung hat“, scheint Brüggemann noch immer über die eigene Kühnheit erstaunt zu sein. Es sei aber eine Entscheidung aus Überzeugung. Man sei mehrmals in Polen gewesen. „Die Produktionsstätte kann sich in Westeuropa sehen lassen.“ Die Entscheidung der DB Regio NRW für die osteuropäische Firma sei auch „ein Schritt zu mehr Wettbewerb auf Seiten der Hersteller“.
Ein Wettbewerb, der den Kunden zu gute kommen soll, die bislang häufig in veralteten und überfüllten Zügen Platz nehmen mussten. Thomas Gemke, Landrat des Märkischen Kreises und Verbandsvorsteher des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL), kann sich noch gut an seine täglichen Fahrten als Schüler auf der Strecke der Hönnetalbahn erinnern: „Wir nannten die vollen Schienenzüge immer Sardinenbüchsen.“ Die neue Fahrzeugflotte dagegen soll Berufspendlern, Touristen und Reisenden in große Zentren deutlich mehr Komfort bieten. „Es soll ein qualitativ gutes Netz sein.“ Zumal das Fahrgastaufkommen im Sauerland-Netz seit der Ausschreibung im Jahr 2004 um 40 Prozent gestiegen sei.
Trotz aller Feierstimmung verschweigt Gemke nicht, dass man sich nach wie vor Sorgen um die Infrastruktur im Sauerland-Netz macht. „Die Tunnelsanierung bleibt ein Dauerthema.“ Insbesondere die Pläne der Bahn, den Elleringhauser Tunnel bei Olsberg nur eingleisig zu sanieren, stoßen auf teils massive Kritik.
Nicht nur die Bahn kann ihren Beitrag zur Attraktivitätssteigerung des Sauerland-Netzes leisten, findet Martin Husmann, Vorstandssprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR): Auch die Bürgermeister sieht er in der Pflicht - u.a. in Hinblick auf die Anbindung von Bussen an Bahnhöfe.
Fahrzeiten sollen optimiert werden
Nach Angaben von Landrat Gemke sollen ab Dezember 2016 die Fahrzeiten im Sauerland-Netz optimiert werden. Konkrete Fahrplanverbesserungen ergeben sich z.B. in folgenden Bereichen: Der RE 17 wird künftig in Schwerte Anschluss an den RE 17 haben - wodurch eine Fahrt vom Hochsauerlandkreis nach Münster 53 Minuten weniger dauert. Reisende der RB 54 aus dem Märkischen Kreis können in Fröndenberg in den RE 57 steigen - dann verkürzt sich die Fahrzeit von Menden nach Dortmund um 22 Minuten. Und auf der „Touristenstrecke“ Dortmund - Winterberg soll es 36 Fahrradstellplätze in den Zügen geben.