Hagen/Düsseldorf. Der Hagener Energieversorger Enervie will seine konventionellen Kraftwerke stilllegen - weil sie unrentabel sind. Doch ein Ausstieg würde die Versorgungssicherheit in Südwestfalen gefährden. Hilfe erhofft man sich vom Land NRW. Das Wirtschaftsministerium hat dazu einen “Runden Tisch“ der Energieversorger eingerichtet.
Obwohl der Runde Tisch zur Stilllegung konventioneller Kraftwerke in Südwestfalen am Montag im NRW-Wirtschaftsministerium mit dem Austausch von Positionen ohne greifbares Resultat zu Ende ging, zeigte sich der regionale Hagener Energieversorger Enervie zufrieden. „Wir hoffen, dass wir im Verlauf der nächsten Wochen substanzielle Fortschritte erzielen“, sagte Unternehmenssprecher Uwe Reuter. „Wir freuen uns, dass eine neue Gesprächsebene erreicht ist, die der Bedeutung des Themas angemessen ist“, fügte er hinzu. Ein neuer Termin sei für Ende Juni geplant.
Enervie-Vorstandssprecher Ivo Grünhagen dankte dem Wirtschaftsministerium NRW, insbesondere der Initiative von Staatssekretär Dr. Horzetzky: „Es gibt damit eine Plattform, um dieses für die Region Südwestfalen und das Unternehmen wichtige Thema unter allen Beteiligten noch einmal lösungsorientiert zu diskutieren.“
Deutschlandweites Problem
Der Runde Tisch zum Thema Versorgungssicherheit in Südwestfalen war ins Leben gerufen worden, weil die Wirtschaftlichkeit des Betriebs konventioneller Kraftwerke wegen des zunehmenden Einsatzes erneuerbarer Energien immer stärker in Frage gestellt wird. Das sei ein deutschlandweites Problem, das aber regional sehr unterschiedliche Auswirkungen habe, hätten nach Ansicht des NRW-Wirtschaftsministeriums die Teilnehmer des Runden Tisches einvernehmlich festgestellt: neben Staatssekretär Dr. Horzetzky Enervie-Vorstandssprecher Grünhagen sowie Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers Amprion und der Bundesnetzagentur.
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Das machte auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin klar: „Wir sind der Ansicht, dass die Probleme von Enervie kein spezifisch südwestfälisches Problem widerspiegeln, sondern dass wir eine generelle Lösung brauchen“, sagte er in Essen. „Es kann nicht sein, dass allein die betroffene Region für die Kosten aufkommen muss.“
Hintergrund: Enervie will seine unrentablen Kraftwerke stilllegen, kann das aber nicht, weil das die Versorgungssicherheit in der Region gefährden würde - eine Engstelle lässt die Versorgung der Region aus dem Übertragungsnetz nicht zu. „Dem Wirtschaftsministerium geht es nun um die Frage, wer die Kosten für den Weiterbetrieb der Enervie-Kraftwerke zu bezahlen hat“, sagte Horzetzky. Es sei weiter zu prüfen, wie Kosten, die sich aus Unregelmäßigkeiten im gesamten deutschen Energiemarkt ergäben, getragen werden könnten. Dies könne die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des regionalen Wirtschaftsstandortes beeinflussen, fügte der Staatssekretär hinzu - in der Tat würden ohne Beseitigung des Engpasses durch Amprion Betriebe und Privathaushalte durch höhere Strompreise zusätzlich belastet. Das Wirtschaftsministerium sei „sehr an einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, so Horzetzky.
Informations-Termin
Amprion-Sprecher Dr. Andreas Preuß sprach von einem „Informations-Termin in ruhiger, sachlicher Atmosphäre.“ Amprion und Enervie stünden in einem eindeutig geregelten Vertragsverhältnis, und der Übertragungsnetzbetreiber werde seinen Teil der Verpflichtungen genau erfüllen. Die Bundesnetzagentur, die Enervie formell aufgefordert hat, die Versorgungssicherheit im Südwestfalennetz zu gewährleisten, wollte sich als Beteiligte in einem laufenden Verfahren nicht äußern.