Hagen. . Der mögliche Einstieg des Lüner Entsorgungsunternehmens „Remondis“ bei der Hagener Enervie sorgt weiter für Diskussionen. Eine entscheidende Frage dabei: Welches Ziel verfolgt das Unternehmen. Wir haben in Lünen nachgefragt.
Der mögliche Einstieg des Lüner Entsorgungsunternehmens „Remondis“ bei der Hagener Enervie sorgt weiter für Diskussionen. Eine entscheidende Frage dabei: Welches Ziel verfolgt das Unternehmen, das in den vergangenen Jahren einen rasanten Wachstumskurs ( im Schnitt rund 17 Prozent plus beim Umsatz pro Jahr seit 1995) gefahren hat? Unsere Zeitung hat in Lünen nachgefragt.
Wie mehrfach berichtet: Remondis will die 19,06 Prozent der Enervie AG kaufen, die die RWE abstoßen will. Oder besser gesagt: Sie hat sie bereits gekauft. Das Geschäft könnte nur noch verhindert werden, indem die bisherigen Anteilseigner – vor allem also die Stadt Hagen mit ihren 42,66 Prozent – ihr Vorkaufsrecht ausüben und damit Remondis die Anteile vor der Nase wegschnappen würden.
Schon länger in Energieerzeugung
In der im derzeitigen Kommunalwahlkampf heftig geführten Debatte um die mögliche Ausübung des Vorkaufsrecht schwingt vor allem eine Frage mit: Sind die 19,06 Prozent Enervie-Anteile, die Remondis von der RWE übernehmen will, nur ein Anfang? Wird das Unternehmen versuchen, auch von anderen Anteilseignern Aktien zu kaufen, um so größeren Einfluss oder gar eine Mehrheit zu bekommen? Die Antwort aus Lünen fällt recht knapp aus: „Bei der angestrebten Akquisition geht es lediglich um die 19,06 Prozent der Anteile, die RWE verkauft. Alles Weitere wird die Zukunft zeigen. Wichtig ist uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“
Selbstbewusster tritt Remondis hingegen auf, wenn es um das Thema geht, was ein Spezialist in der Abfall- und Wasserwirtschaft einem Energieunternehmen wie Enervie bringen kann. Remondis begegne dem Thema Energieerzeugung und -vermarktung seit vielen Jahren in unterschiedlichen Bereichen, so ein Unternehmenssprecher: Man betreibe eine Vielzahl von Biogas- und Co-Vergärungsanlagen zur Produktion von Biogas mit Einspeisung in das überregionale Gasnetz und erzeuge in unterschiedlichen Anlagen auch selber Strom – vom kleinen Blockheizkraftwerk bis hin zu Biomassekraftwerken, Wirbelschichtkraftwerken und Müllheizkraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung.
Neue Märkte erschließen
Im Bereich der Wasserwirtschaft betreibe Remondis unter anderem Anlagen zur Wasserversorgung und Wasseraufbereitung sowie Kläranlagen, aus deren organischen Abfallprodukten wiederum Biogas zur direkten Verstromung und Einspeisung ins Netz gewonnen werde. Dementsprechend, so der Sprecher, bringe Remondis für Energie „wertvolle Erfahrungen gerade auch im Hinblick auf eine Erweiterung des Portfolios im Bereich erneuerbarer Energien und der Vermarktung von Energieerzeugnissen ein“.
Remondis sei als eines der größten Privatunternehmen der Wasser- und Recyclingwirtschaft in einer Vielzahl von Geschäftsfeldern rund um das Thema der nachhaltigen Wirtschaft tätig. Eine solche Partnerschaft könne dazu beitragen die aktuellen Schwierigkeiten der Enervie im Bereich Stromerzeugung zu überstehen.
Enervie als Energieerzeuger und Dienstleister
Man werde als Minderheitsbeteiligter konstruktiv Einfluss auf die Ausrichtung von Enervie als Energieerzeuger und Dienstleister nehmen. „Zum Beispiel durch eine Integration alternativer Erzeugungskapazitäten, sowie die Verknüpfung von Dienstleistungen rund um die Themen Stoffstrommanagement und Energievermarktung.“
Und welche unternehmerischen Vorteile verspricht sich Remondis selbst durch den Einstieg bei Enervie? „Wir möchten unser bestehendes Engagement im Bereich Versorgung weiter ausbauen und so die Energiesparte als eine der Säulen des Kerngeschäfts rund um das Thema Nachhaltigkeit verstärken.“