Hagen. Mark Fahnert ist Kriminalbeamter in Hagen. Wenn er keinen Dienst hat, dann schreibt er. Und zwar Krimis. Von den Anforderungen an einen guten Kriminalroman und der Notwendigkeit, den polizeilichen Alltag manchmal spannender darstellen zu müssen als er ist, erzählt er im Gespräch.

So ein Tatort im Ersten gaukelt einem eine Menge vor. Staatsanwälte, die in einer Tour mit den Ermittlern Kaffee trinken und Kommissare, die bei Bedarf auch mal Einbrecher spielen, um an Informationen zu kommen. Die polizeiliche Wirklichkeit wird für ein Mehr an Spannung stark verzerrt. Mark Fahnert weiß das. Besser als jeder andere. „Es gibt eine Realität und eine Anforderung, einen spannenden Krimi zu schreiben“, sagt er. Wenn also ein Polizist einen Krimi schreibt, müsste doch ein gleichsam spannendes wie realistisches Werk entstehen, oder? Ein Kaffeegespräch mit einem Hagener Kriminalbeamten, der sich mittlerweile Debüt-Autor nennen kann.

Erdgeschoss des Polizeipräsidiums auf der Hoheleye. Fahnerts Büro. Außerhalb der offiziellen Bürodienstzeiten ist der Kriminalbeamte für alles zuständig, was die Direktion „K“ betrifft. Alle unaufschiebbaren Maßnahmen. Vom Einbruch bis zum Mord. Fahnert schwebt in diesem Feld zwischen dem Streifendienst und einem Ermittler. 13 Jahre hat er in Köln gearbeitet, sechs Jahre bei der Autobahnpolizei. Fahnert kennt den polizeilichen Alltag. Von der Straße bis ins Büro.

Idee kam schon vor 20 Jahren auf

Wenn die Schreiberei mal Zeit zum Fernsehen lässt, schaut Fahnert gerne „Castle“. Vermutlich, weil die US-Serie so nah an seiner eigenen Wirklichkeit ist. Richard Castle ist darin ein Krimiautor, der einer Polizistin zunächst bei Ermittlungen hilft, weil zwei Morde exakt so wie in einem seiner Romane geschehen sind. Später begleitet Castle die Ermittlerin auch weiterhin bei ihrer Arbeit.

Fahnert ist kein Castle. Der 40-Jährige ist ein Mann, der das Schreiben liebt. Seine erste Idee ist 20 Jahre her. So viel Zeit verging, bis tatsächlich sein erstes Buch erschien. „Edom“ heißt das Werk. „Mitten in der Nacht machen zwei Streifenpolizisten auf dem Melatenfriedhof eine grausige Entdeckung. Ein Wachmann liegt erschlagen in einem geschändeten Grab. Die Spur führt die Ermittler zu Stanislav Loev, der davon besessen ist, eine uralte Sage wahr werden zu lassen“, lautet der Klappentext. Man kriegt Lust, weiterzulesen.

Leserunde im Internet

Kein Autor dieser Welt kann behaupten, dass es ihm nicht wichtig sei, dass seine Texte sich verkaufen. Dass das, was er zu Papier bringt, nachgefragt wird. „Ich schreibe trotzdem nicht, um Millionär zu werden“, sagt Fahnert, „ich schreibe, weil ich Menschen einige Stunden Spaß am Lesen bereiten möchte. Das ist alles.“ Ein Jahr lang hat er an seinem Debüt-Roman „Edom“ geschrieben. Noch ist das Werk nur bei den E-Book-Händlern zu bekommen. Ende Juni wird es auch im Buchhandel zu kaufen sein.

Auf der Internetseite „Lovelybooks“, einem Treffpunkt für Buchenthusiasten, hat Fahnert eine Leserunde initiiert. Zwölf Menschen lesen „Edom“ dort aktuell und schicken Fahnert online ihre Kritik dazu. Es sind die ersten Momente, in denen man nach einem Jahr Schaffenszeit und 280 geschriebenen Seiten erste Feedbacks erhält.

Viele Polizisten "haben verborgene Talente"

Und wie viel polizeiliche Wahrhaftigkeit steckt nun im Debüt-Roman? „So viel wie möglich war“, sagt Fahnert, „ich wollte nicht dem aktuellen Trend folgen, dass die Figur des Polizisten immer krank ist, so wie in schwedischen Krimis zum Beispiel. Den Superbullen wollte ich auch nicht darstellen. Polizei funktioniert nur als Team, das ist mir wichtig. Und Polizisten erschießen auch bei einem Einsatz nicht mal eben jemanden. Der reale Rattenschwanz, der daran hängt, ist gigantisch.“

Dass ein Polizist privat den Schreiber macht, hält Fahnert übrigens nicht für ungewöhnlich. „Es gibt 40.000 Polizisten in NRW. Und viele von denen haben verborgene Talente.“