Hagen. Gerade die überzeichneten Charaktere machen den Charme dieses Stücks aus. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Schwesternpaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte, und den Kontakt zueinander abgebrochen hat. Die Premiere stimmt den Regisseur zufrieden.
Die kurzweilige Boulevardkomödie „Seitensprung mit Onkel Jutta“ hat am Wochenende Premiere im Hasper Hammer gefeiert. Das Ensemble der Komödie Hagen hat die deutschsprachige Erstaufführung auf die Bühne gebracht. Das Stück lebt vor allem von skurrilen Situationen, bissigen Dialogen und einer motivierten Besetzung.
Die etwa zweistündige Komödie von Hunter Drayman stammt ursprünglich aus Großbritannien und hatte erst letztes Jahr unter dem Titel „No Auntie from Calcutta“ (deutsch: „Kein Tantchen aus Kalkutta“) seine Uraufführung. In der englischen Off-Theater-Szene entwickelte es sich schnell zum Geheimtipp und fand über Umwege den Weg nach Haspe.
Wahnwitzige Wortakrobatik
„Das Stück wurde uns über mehrere Ecken zugespielt. Stefan Schroeder hat es zu uns herangetragen und ich habe es gemeinsam mit ihm ins Deutsche übertragen“, sagt Regisseur Daniel Jäger. Der britische Humor ist auch bei der deutschen Adaption erhalten geblieben – was bei der teilweise wahnwitzigen Wortakrobatik nicht allzu leicht gewesen sein muss. Auch für die Schauspieler ist das eine besondere Herausforderung. Vor allem, wenn sich die Charaktere gegenseitig anschreien und dabei mit komplizierten Wortsalven aufeinander feuern.
Gerade die überzeichneten Charaktere machen den Charme dieses Stücks aus. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Schwesternpaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte, und den Kontakt zueinander abgebrochen hat. Durch das meist zweigeteilte, liebevoll gestaltete Bühnenbild können die Szenen schnell zwischen den Welten der beiden hin und her wechseln. Die krassen Gegensätze und parallelen Dialoge sorgen dabei immer wieder für Lacher.
Kurzweilige Unterhaltung und Situationskomik
Erst durch eine Einladung ihres verschollenen Onkels Jutta begegnen sich die beiden wieder. Er möchte eine von ihnen zu seiner Alleinerbin erklären und lädt dafür beide auf sein Anwesen ein. Die Handlung nimmt Fahrt auf und es beginnt ein rasanter Wettkampf um das Erbe – und die Ehemänner. Dabei weiß besonders Niklas Peternek als Korbinian in dem etwas überdrehten Gewusel mit angenehm ruhigem Spiel zu überzeugen.
Die Stärke von „Seitensprung mit Onkel Jutta“ ist die leichte, kurzweilige Unterhaltung. Situationskomik und Wortwitz funktionieren. Doch leider scheitert das Stück an dem Versuch, den Charakteren Tiefe zu geben. Vor allem im dritten Akt verliert sich das Stück in Küchenpsychologie. Die Dialoge wirken runter gebetet und wenig authentisch. Die Charaktere bleiben flach und unscharf. Im vierten Akt nimmt die Komödie wieder an Fahrt auf und glänzt erneut mit verrückten Momenten und pointiertem Witz.
Von dem rasanten Erzähltempo ist die eingespielte und harmonierende Truppe zu keinem Zeitpunkt überfordert. „Wir hatten das Gefühl, das Stück passt zum aktuellen Ensemble. Hier können wir mal eine andere Facette von uns präsentieren“, sagt Regisseur Jäger.
Zu kurze Probenzeit
Geprobt dabei wurde erst seit zwei Monaten. „Zu kurz“, wie Regisseur Jäger findet, „die meisten sind ja berufstätig. Da können wir leider nicht täglich proben. Man probiert vorher viel aus. Und dann ist Premiere, dann muss man sich geeinigt haben.“
Mit dem Ergebnis war der Regisseur trotzdem zufrieden. Seitensprung mit Onkel Jutta“ ist seichte Unterhaltung mit einer skurrilen Handlung und Schauspielern, deren Spaß am Spiel ansteckt.