Hagen. Harte Zeiten für die Enervie-Beschäftigten, harte Zeiten auch für die Stadt und die Bürger: Weil die Kraftwerkssparte des heimischen Versorgers in Folge der Energie-Wende weiterhin Millionen-Verluste einfährt, hat Vorstandssprecher Ivo Grünhagen intern einen weiteren Personalabbau angekündigt.
War ohnehin schon eine Reduzierung von derzeit rund 1400 Beschäftigten auf 1200 bis Ende 2015 vorgesehen, soll dieses Ziel nun noch einmal verschärft werden. 2017 soll es nur noch knapp 1100 Mitarbeiter geben. Die Stimmung in der Belegschaft beschreibt Gesamtbetriebsratsvorsitzender Thomas Majewski schon jetzt als sehr angespannt.
Und auch für den städtischen Haushalt und die städtische Tochter HVG sieht es schlecht aus: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es auch in den kommenden zwei Jahren keine Dividende für die HVG und damit für die größte Anteilseigner, die Stadt Hagen, geben wird – zumindest nicht in der kalkulierten Höhe. Denn die Verluste der Kraftwerkssparte von zuletzt etwa 40 Millionen Euro können durch die Vertriebs- und Netz-Erlöse, so die sich abzeichnenden Bilanz-Zahlen für 2013, nur noch mit Mühe aufgefangen werden. So fließen gerade noch zehn Millionen Euro in die Rücklage, für eine Ausschüttung an die Aktionäre gibt es aktuell keinerlei Spielräume mehr.
Ausbau Garenfeld entscheidend
Nach Informationen unserer Zeitung ist inzwischen ebenfalls klar, dass die Bundesnetzagentur die drei Enervie-Kraftwerke in Herdecke, Werdohl und Kabel als systemrelevant einstuft. Sprich: Enervie darf sie nicht abschalten.
Jedenfalls so lange, wie nicht auf einem anderen Weg gesichert werden kann, dass die stabile Energieversorgung für Südwestfalen garantiert ist. Dazu ist der umstrittene Ausbau des Umspannwerkes in Garenfeld notwendig, der dann einen Zufluss in die isolierte, südwestfälische Versorgungsinsel in ausreichendem Maße durch die überregionalen Höchstspannungsnetze garantieren würde. Mit dem Ende des Ausbaus in Garenfeld wird aber im besten Fall erst in sechs bis sieben Jahren gerechnet. Bis dahin müssen die Enervie-Kraftwerke also auf jeden Fall noch vorgehalten werden.
Wie jedoch eine mögliche Vergütungsregelung für die Vorhaltung aussehen wird, ist völlig unklar. Harte Verhandlungen bis hoch zur Bundesregierung stehen an.
"Möglicherweise neue Chancen" durch Remondis
Dass in dieser Situation auch noch RWE beabsichtigt, seinen 20-Prozent-Anteil an der Enervie-Gruppe zu verkaufen und damit wahrscheinlich ein neuer, privater Anteilseigner mit Schwerpunkt Entsorgungswirtschaft (Remondis) einsteigen wird (wir berichteten), sorgt zumindest nicht für ein größeres Maß an Sicherheit bei den Beschäftigten, wie Gesamtbetriebsratschef Majewski weiß: „Bei der Vielzahl unserer Probleme wäre mir lieber gewesen, wenn dieser Wechsel zum späteren Zeitpunkt kommen würde.
Inhaltlich kann ich nicht viel zu Remondis sagen. Ich bin da offen, es kommen möglicherweise neue Chancen hinzu. Wichtig ist mir ein zeitnahes Gespräch mit dem neuen Anteilseigner über seine Strategie.“
Und Unruhe bringt im Mai dann auch noch einmal der Umzug in die neue Firmenzentrale auf Haßley. Eine 40-Millionen-Euro-Investion, die auf den ersten Blick so gar nicht in die schwierige Lage des Unternehmens passen mag, die Vorstandsvorsitzender Ivo Grünhagen aber weiterhin unterm Strich als Sparmaßnahme sieht und verteidigt.