Hagen. . Drei höchst unterschiedliche Parteien unterstützen den parteilosen Oberbürgermeister-Kandidaten Erik O. Schulz: CDU, Grüne und FDP. Dessen Positionen gehen aber nicht immer mit denen der Parteien einher. Insbesondere zu den Grünen gibt es Differenzen. Doch die stehen weiter hinter ihm.

Es ist ein­e Konstellation, die es so in Hagen noch nicht gegeben hat: Drei ganz unterschiedliche Parteien unterstützen einen parteilosen Oberbürgermeister-Kandidaten. Und Erik O. Schulz, getragen von CDU, Grünen und FDP, muss jetzt erfahren, dass es im Wahlkampf schnell Thema ist, wenn er zumindest mit Teilen seiner Jamaika-Unterstützungs-Koalition inhaltlich nicht übereinstimmt. Etwa beim Thema Ankauf der RWE-Anteile am Hagener Energieversorger Enervie. Und zwar gerade, weil die SPD und ihr OB-Kandidat Wisotzki Seit an Seit marschieren.

Ein Handicap für den Wahlkampf? Der Kandidat bleibt gelassen – und die ihn unterstützenden Parteien auch. „Dass ich Positionen äußere, die nicht eins zu eins mit den Wahlprogrammen der drei Parteien übereinstimmen, ist so in der parteiübergreifenden Kandidatur angelegt“, so Erik O. Schulz . „Es ist ja auch künftig die Aufgabe des Oberbürgermeisters, zwar eine Meinung zu haben, aber noch mehr zwischen den verschiedenen Positionen der Ratsparteien zu moderieren.“

Anderer Meinung als die Grünen

Bislang waren es vor allem Positionen der Grünen, bei denen Schulz andere Meinungen vertreten hat: Während sich die Grünen – vorbehaltlich des Gutachtens – für einen Ankauf der RWE-Aktien durch die Stadt ausgesprochen haben, ist Schulz weitaus offener. Wenn die Risiken kalkulierbar seien, sei er zwar dafür, „die historische Chance zu nutzen“, eine Mehrheit an der Enervie zu erlangen. Er kann sich aber auch gut eine private Beteiligung durch Remondis vorstellen.

Noch offensichtlicher sind die Unterschiede zwischen den Grünen und Schulz beim Thema Böhfeld. Während die Grünen ein Gewerbegebiet auf den bisherigen landwirtschaftlichen Flächen ablehnen, ist Erik O. Schulz dafür. Und auch beim Thema Baumschutzsatzung gibt es Differenzen. Bei der Podiumsdiskussion unserer Zeitung hatte sich Schulz gegen einen Wiedereinführung ausgesprochen – zum Unmut etwa von Grünen-Ratsfrau Hildegund Kingreen. Für Schulz ein lehrreiches Beispiel: „Wir haben uns nachher zusammengesetzt und über Wege gesprochen, wie die Baumschutzziele auch abseits einer Satzung erzielt werden könne.“

„Erik weiter mein Wunschkandidat“

Auch Grünen-Parteichefin Nicole Pfefferer sieht durch die inhaltlichen Differenzen die grüne Unterstützung für Schulz nicht gefährdet. Sie sagt sogar ganz offensiv: „Erik ist weiter mein Wunschkandidat.“ Dass er hier und da andere Auffassungen vertrete, mache es ja möglich, „dass wir als Grüne unsere Positionen noch deutlicher betonen können“. Auch von der Basis verspüre sie noch kein Grummeln.

Bei CDU und FDP ist Schulz bislang inhaltlich weit weniger angeeckt. Für CDU-Parteichef Christoph Purps wäre das aber nicht schlimm: „Es war von Beginn an klar, dass wir nicht unsere drei Parteiprogramme übereinander legen.“ Ähnlich sieht es FDP-Fraktionschef Claus Thielmann: „Wenn Schulz im Wahlkampf Meinungen äußert, die nicht unsere sind, dann ist das völlig in Ordnung. Dann werde ich aber versuchen, ihn zu überzeugen, dass die FDP-Positionen die besseren sind.“