Haspe. . Mit stilisierten schwarzen Spiralbewegungen stößt der Tod auf seinen Auserwählten nieder – die Ausstellung in der Kooperative K, die am Freitag eröffnet, heißt „Existenzielles“, und bildet die Reflexionen des Hagener Künstlers Werner Rappaport zu dem Abschluss des Lebens dar. Die fünfteilige Arbeit „Requiem“ ist bis zum 13. April zu sehen.

Wie die Stationen eines Kreuzwegs bildet der großformatige Bilderzyklus eine Leidensgeschichte ab. Doch am Ziel steht nicht die Erlösung durch den Gekreuzigten, sondern der Friede, den der Sterbende mit sich selbst schließt: Requiem aeternam: Die ewige Ruhe gib ihnen, Herr.

Mozarts Vertonung der lateinischen Totenmesse ist der musikalische Katalysator für die fünfteilige Arbeit „Requiem“ des Hagener Künstlers Werner Rappaport (1954 bis 2009) in der Ausstellung „Existenzielles“, die am heutigen Freitag in der Kooperative K eröffnet wird und dann bis zum 13. April zu sehen ist.

Mit der Präsentation wollen der Freundeskreis Rappaport und die Kooperative K anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Künstlervereinigung das Werk Rappaports in Erinnerung halten. „Rappa“, wie seine Freunde ihn nannten, gehörte nicht nur zu den Gründern der Kooperative K, er hat in der gesamten Hagener Kulturszene bedeutende Spuren hinerlassen, darunter zum Beispiel die Wandmalerei an der Fassade des alten Hochbunkers Ecke Dödterstraße/Tuchmacherstraße im Rahmen des weltweiten Wandmalprojekts „Mural-Global“ zur Agenda 21.

In Rappaports Kunst geht es um das Existenzielle. In „Requiem“ um den Tod, der in stilisierten schwarzen Spiralbewegungen auf seinen Auserwählten geradezu niederstößt. Rappaport malt das wütende Aufbegehren, das trotzige „Warum ich?“, aber auch die tröstliche Ergebenheit in ein Schicksal. In „Dies illa“ weitet eine archaische Jakobsleiter den Blick vom persönlichen Leid zur symbolisierten kulturgeschichtlichen Menschheitserfahrung, bevor sich dann im Agnus Dei die blauen Tore zur Ewigkeit öffnen.

Soziale Verantwortung

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Der in Aachen geborene Rappaport hat die soziale Verantwortung des Künstlers stets ernst genommen und sich auch zeitlebens für Flüchtlinge und Verfolgte engagiert, für diejenigen also, die sich selbst schlecht wehren können. Aus eigener Betroffenheit wusste er, welcher Willkür Flüchtlinge ausgeliefert sein können.

Denn nachdem Rappa­ports Ausweis bei einem Verdächtigen eines geplanten Terroranschlags gefunden wurde, geriet der Künstler in das Visier der Staatsanwaltschaft. Erst das Bundesverfassungsgericht machte seinerzeit der Verfolgung ein Ende. Diese kafkaesken Erfahrungen von Hilflosigkeit und Entpersönlichung haben Rappa­ports Schaffen geprägt.

In seinem Zyklus „Erklärt Pereira“ in Anspielung auf den gleichnamigen Roman von Antonio Tabucchi setzt sich Rappaport mit dieser Situation auseinander. Ein wandfüllendes Verfolgungsbild steht im Mittelpunkt und wird von abstrakten Großformaten begleitet.

Gewalt ballt sich hier in aggressiven schwarzen Klumpen auf der Leinwand. Doch im Verlauf der einzelnen Stationen hellt sich der Bildraum auf, entflechten sich die Knoten, der Gewalt tritt die Freundschaft entgegen, bis sich schließlich unter dem Titel „Armfrei“ die abstrakten Zeichen zu tanzenden Paaren befreien.

Einflüsse leben weiter

In der Mitte des Raumes sind übermannsgroße Stäbe platziert, die nicht nur Skulptur sind, sondern mit denen man richtig spielen kann. Heike Demleitner vom Freundeskreis: „Dieses Spielerische ist eine schöne Verbindung zum Thema der Ausstellung.“ Eine Serie von Kleinformaten zeigt schließlich Rappa­ports Blick auf seine eigene Krebserkrankung, „Ungeheuerbesieger“ hat er die Arbeiten genannt, die das Fremde in seinem Inneren zum Gegenstand machen wollten.

Der Freundeskreis Rappaport möchte das Werk des Künstlers in seiner Stadt mit Ausstellungen und anderen Aktivitäten lebendig halten. „Es geht darum, dass die Arbeiten Bestand haben“, erläutert Helga Juchmann die Ziele des Vereins. „Die Einflüsse Rappaports in der Kunst bleiben, sie leben weiter“, so Gerulf Mintenig.

Über 1000 Werke betreuen die Freunde als Nachlass, doch dieses künstlerische Erbe soll kein museales Archiv bilden. Im Gegenteil, die Arbeiten sind verkäuflich, damit Rappaports Impulse möglichst weithin fruchtbar bleiben.