Hagen. Der Hasper Ratsherr Jochen Weber (SPD) hat seinen Parteifreund, den Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser frontal angegriffen. Er wirft ihm vor, in Sachen Brandt-Brache Eigeninteressen zu vertreten, weil seine Frau als Architektin involviert sei.
Das Votum war wenig überraschend: Nach dem Stadtentwicklungsausschuss hat gestern auch der Rat den Weg für ein Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum auf der Brandt-Brache in Westerbauer geebnet. Eine Flächennutzungsplanänderung und ein vorhabenbezogener Bebauungsplan wurden auf den Weg gebracht.
Was in der Debatte vielmehr aufhorchen ließ, waren die Worte vom altgedienten SPD-Ratsherrn Jochen Weber. Der hielt nicht nur ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Einzelhandel auf der Brache, weil er negative Auswirkungen für die Geschäftswelt im Hasper Zentrum befürchtet. Er attackierte vor allem seinen Parteifreund, den Hasper Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser. Dem warf er vor, Politik im Eigeninteresse zu betreiben.
"Der Staatsanwalt soll's prüfen"
Zum Hintergrund: Thiesers Frau Karla ist Architektin und betreut für die Firma Brandt seit Jahren die Brache. Thieser habe sich zwar im Rat und in der SPD-Fraktion zurückgehalten. In der Bezirksvertretung Haspe habe er allerdings hinter den Kulissen massiv Druck gemacht für das Projekt. Da letztlich der Rat die rechtlichen Voraussetzungen für die Umnutzung der Brandt-Brache beschließen müsse, hätten die Stadt-Juristen zwar keine Probleme gesehen. Doch Weber warf Thieser mangelnde politische Hygiene vor. Und er setzte noch oben drauf: „Der Staatsanwalt soll’s prüfen.“
Dietmar Thieser, im Urlaub von unserer Zeitung mit Webers Frontalgriff konfrontiert, zeigte sich gelassen: „Ich habe mich in den Gremien immer bei dem Thema rausgehalten. Aber natürlich sage ich als Bezirksbürgermeister, dass ich es gut finde, dass sich in Westerbauer endlich was tut.“ SPD-Fraktionschef Mark Krippner hatte die Abstimmung übrigens freigegeben. Und so stimmten nicht nur die Grünen, sondern auch ein großer Teil der SPD-Fraktion mit Jochen Weber gegen die Investorenpläne für die Brandt-Brache.