Hagen. . Nimmt die Kriminalität ab? Im Zuständigkeitsgebiet der Staatsanwaltschaft Hagen, in dem rund 770.000 Menschen leben, wurden im vergangenen Jahr weniger Strafermittlungsverfahren eingeleitet als im Jahr davor. Ganz genau waren es 1206 Fälle weniger in 2013.

„Ein leichter Rückgang von 2,3 Prozent“, freut sich Leitende Staatsanwältin Heike Becher, „sinkende Eingangszahlen machen alle, die mit Strafverfolgung zu tun haben, froh und wir hoffen, dass es auch so anhält.“ Über Arbeitsmangel konnten sich die 37 Staatsanwälte (darunter 17 Frauen) und 10 Amtsanwälte (davon sechs Frauen) trotzdem nicht beklagen: 51.972 Ermittlungsverfahren gingen im vergangenen Jahr über ihre Tische.

Die meisten Ermittlungen eingestellt

Die Zahlen wurden gestern auf der Jahrespressekonferenz der Staatsanwaltschaft Hagen präsentiert. Das Einzugsgebiet der Strafverfolgungsbehörde umfasst neun Amtsgerichtsbezirke und reicht von Wetter, dem südlichen EN-Kreis, über Schwerte und Hagen hinweg in den Märkischen Kreis.

Nur jedes siebte Ermittlungsverfahren landete schließlich vor Gericht: 5928 Anklagen wurden 2013 an die zuständigen Richter abgegeben, die meisten davon an die Amtsgerichte (5821 Anklagen) – in 107 Fällen kam es zu einem Strafverfahren vor dem Hagener Landgericht. 4232 mal wurde der Erlass eines Strafbefehls beantragt. „Die Zahlen beweisen, dass wir Strafverfolgung auf hohem Niveau betreiben“, so die Chefin der Staatsanwaltschaft.

Die meisten Ermittlungsverfahren wurden jedoch eingestellt: 31.763 Fälle insgesamt. Darunter allein 13.910 Anzeigen, die sich als unbegründet herausstellten („kein Tatverdacht“) und 4110 Verfahren wegen Geringfügigkeit (ohne Geldauflage). In 1482 Fällen erfolgte eine Einstellung gegen Geldbuße.

Neues Projekt hilft Jugendlichen

Dadurch flossen 310.000 Euro an gemeinnützige Organisationen und 446.000 Euro in die Staatskasse. Im Jahr 2012 habe es noch mehre Tötungsdelikte in Hagen gegeben, so Presseprecher Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli. 2013 dagegen nicht einen Mordfall, aber drei versuchte Tötungsdelikte. Die latente Angst in der Bevölkerung, dass durch mehr Ausländer im Land die Kriminalitätszahlen anstiegen, könne man „nicht bestätigen“, sagte Heike Becher..

Als erfolgreich hat sich das in Schwerte erprobte Pilotprojekt „Staatsanwalt vor Ort“ herausgestellt. Es wurde deshalb nun auf den gesamten Hagener Landgerichtsbezirk ausgeweitet. Bei allgemeinen Strafsachen gegen Jugendliche und Heranwachsende (bis 21 Jahre) richtet sich die Zuständigkeit des Staatsanwalts jetzt nicht mehr nach dem Familiennamen des Beschuldigten, sondern wird durch dessen Wohnort bestimmt. Dadurch kennt der Jugendstaatsanwalt „vor Ort“ recht schnell „seine Pappenheimer“ und steht als örtlicher Ansprechpartner mit Schulen, Heimen, Sozialarbeitern und Jugendtreffs in direktem Kontakt.

Eigentlich müsste es „Staatsanwältinnen vor Ort“ heißen, denn zu acht Frauen gesellt bisher nur ein einziger Mann. Für Hagen ist Dorothée Jacobi, die selbst aus der Volmestadt stammt, verantwortliche „Staatsanwältin vor Ort“, für den Amtsgerichtsbezirk Schwelm und damit auch für Breckerfeld ist es Melissa Fleitmann.

2013 wurden der Staatsanwaltschaft Hagen 7987 Jugendstraftaten bekannt – gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von neun Prozent.