Hagen / Hohenlimburg. Feuchte Wände, Schimmel, Gestank: Um den Standort der Förderschule Wilhelm Busch in Hohenlimburg ist ein heftiger Streit entbrannt. Die Schulleiterin weist auf schwere Mängel hin, der Werkhof dagegen sieht sich einer Kampagne ausgesetzt.
Welche Zustände herrschen eigentlich an der Wilhelm-Busch-Schule in Hohenlimburg? Glaubt man den Worten von Schulleiterin Christine Wolter, geht es dort zu wie in der New Yorker Bronx: „Das ist hier ghettomäßig, anders kann ich es nicht ausdrücken.“ Die Wilhelm-Busch-Schule ist eine Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung. Am Standort in Halden, wo die Erst- bis Viertklässler unterrichtet werden, scheint alles in Ordnung zu sein.
Anders stellt sich angeblich die Situation für die älteren Schüler und ihre Lehrer in der Obernahmer in Hohenlimburg dar: feuchte Wände, ein verkommener Schulhof, Gestank – Schulrätin Vera König, seit sechs Jahren im Amt, spricht von einem „tiefgreifenden Problem“.
Kein zweiter Fluchtweg
Diese umständliche Formulierung stellt sich im Alltag laut Schulleiterin Wolter folgendermaßen dar: Der naturwissenschaftliche Raum sei ebenso gesperrt wie die Lehrküche, weil ein zweiter Fluchtweg fehle. Seit März 2013 streike die Telefonanlage der Schule: „Ich bin faktisch nicht erreichbar“, so Wolter. Wenn es regnet, dringe Wasser durch undichte Stellen in ihr Büro ein, notdürftig habe sie einige besonders große Ritzen mit Krepppapier abgedichtet: „Trotzdem riecht es modrig.“ Am schlimmsten soll es in dem von Schimmel befallenen Keller des Gebäudes aussehen: „Ob Gesundheitsgefahr besteht, ist zwar noch nicht untersucht worden, aber durchaus anzunehmen“, so Schulrätin König: „Es besteht dringender Handlungsbedarf.“
Ortstermin des Schulausschusses
Die Mitglieder des Hagener Schulausschusses wollen sich demnächst vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten machen. Manch einer von ihnen kann nicht nachvollziehen, dass der erst 2007 mit vielen Vorschusslorbeeren eröffnete Schulstandort dermaßen heruntergekommen sein soll: „Ich kann mich erinnern, dass bei der Einweihung das fortschrittliche pädagogische Konzept gefeiert wurde“, so Friedrich-Wilhelm Geiersbach (SPD). Es dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, die Stadt gehe als Schulträger verantwortungslos mit jungen Menschen um: „Wird da nicht etwas aufgebauscht?“ Auch Hannelore Fischbach (CDU) erklärte, die Gestaltung des Außengeländes der Schule sei regelrecht „angepriesen“ worden. Tatsächlich hatte Rektorin Wolter 2007 ausdrücklich erklärt, die Räume erfüllten „voll umfänglich alle Voraussetzungen zur Durchführung eines ordnungsgemäßen Schulbetriebes entsprechend des Konzeptes unserer Förderschule“.
Radikale Kehrtwende
Warum dann jetzt diese radikale Kehrtwende und der rabiate Ghetto-Vergleich? Waren die massiven Schäden vor sieben Jahren schon bekannt? Wenn ja, warum wurde die Schule dann trotzdem in Betrieb genommen? Oder sind die Beeinträchtigungen erst in den letzten Jahren entstanden, etwa durch Vandalismus oder unsachgemäßes Lüften? „Wie mir scheint, ist der Aufenthalt in der Schule derzeit hochgradig gefährlich“, gab Thomas Walter (CDU) seine Eindrücke wieder. So hat die Bezirksregierung in ihrer Qualitätsanalyse festgestellt, das Gebäude weise einen problematischen baulichen Zustand auf: „Wir haben die Stadt Hagen aufgefordert, die Situation zu verbessern“, so Behördensprecher Söbbeler.
Auf Miete angewiesen
Es geht auch um viel Geld. Der Werkhof, dem die Immobilie gehört, erhielt allein im Jahr 2012 450.000 Euro an Miete von der Stadt, ab 2013 stehen pro Jahr immer noch 376.000 Euro im Haushaltsplan. Ohne diese Einnahme stünde der Werkhof vor der Insolvenz. Geschäftsführer Ralph Osthoff sieht im jetzigen Vorgehen der Schulleitung eine Kampagne mit dem einzigen Ziel, aus dem Industriegebiet Obernahmer wegzukommen und in das demnächst leer stehende Gebäude der Hauptschule in Vorhalle umzuziehen: „Deshalb wird unser Gebäude regelrecht schlecht geredet. Dabei sind die Mängel marginal.“
Ausgestattet ist die Schule jedenfalls vom Feinsten, es gibt eine Metall- und eine Holzwerkstatt, einen Sportraum mit Boxgeviert und gepolsterten Wänden, Fachräume und ein Fitnessstudio. „Ich glaube, in keiner anderen Hagener Schule wird so ein Service geboten wie hier“, so Jörg Meier, Architekt des Werkhofes.
Ohne riesigen finanziellen Schaden für die Stadt, davon ist er überzeugt, wird die Schule kaum ausziehen können: Der Mietvertrag besitzt Gültigkeit bis 2027.