Hagen. Politiker und Parteien sind bei Facebook aktiv – auch in Hagen. Doch was nutzt Facebook den Parteien? Welche Diskussionen müssen sie auf ihren eigenen Seiten aushalten? Fest steht: In den Hagener Parteien gibt es im Umgang mit Facebook noch Nachholbedarf.
Eigentlich war es eine Demonstration gegen das geplante Umspannwerk in Garenfeld. Die Bürgerinitiative „Menschen unter Strom“ forderte vor der Ratssitzung mehr Unterstützung durch die Politik. Ein Transparent dürfte der SPD gar nicht gefallen haben. „Miese Tour – SPD-Zensur“ stand darauf zu lesen. Und es spielt an auf die SPD-Facebook-Seite.
Auf der Seite (aktuell 297 Freunde) waren Kommentare verschwunden, die sich auf das Umspannwerk Garenfeld bezogen. „Geschrieben wurden zunächst Beiträge von Menschen, die nicht einmal Mitglied der Initiative sind“, sagt Markus Kecker, einer der Sprecher von „Menschen unter Strom“. „Als die verschwunden waren, sind zahlreiche andere Kommentare gepostet worden.“
Flut von Kommentaren
Eine ganze Flut war es, die sich in kurzer Zeit über die Facebook-Seite ergoss. Eine Flut, wie sie die Partei noch nicht erlebt hatte. Unter Posts, die keinen direkten Bezug zu Garenfeld hatten. „Diese Wucht hat uns überrascht. Wir machen das ja nicht hauptberuflich, sind keine ausgebildeten Experten für soziale Netzwerke“, sagt Nesrin Öcal, die als Pressesprecherin die Facebook-Seite moderiert. „Es ergab sich für uns ein Bild von wahllosen und beliebigen Posts, die zwar nicht unmittelbar beleidigend waren, aber doch geprägt von persönlichen Unterstellungen. Und weil nicht ein ernsthafter Versuch dahinter steckte, mit uns ins Gespräch zu kommen, haben wir gemeinsam entschieden, Posts zu löschen.“
Die Partei setzt bewusst einen eigenen Post zum Thema Garenfeld. Sie teilt einen Link, in dem Andreas Kroll, Ratskandidat für den Hagener Norden, erklärt, an welchen Stellen er sich für die Garenfelder Belange eingesetzt hat. „Vielleicht“, sagt Öcal, „hätten wir erst Posten und die Diskussion kanalisieren und dann löschen sollen.“
Diskussion gewollt
Unter dem neuen Post gilt: Feuer frei. „Zumindest, so lange keiner persönlich beleidigt oder angegangen wird“, sagt Öcal. „Die Menschen, die sich auf unserer Seite äußern, müssen ja nicht unsere Standpunkte vertreten. Wir wollen eine Diskussion und werden diese auch zulassen.“ Das gelte selbst, wenn sich Vertreter anderer Parteien zu Wort meldeten.
Denn auch die SPD-Vertreter mischen sich auf Facebook in Diskussionen ein. „Allerdings würde ich persönlich das nicht auf den Seiten der anderen Parteien tun“, sagt Nesrin Öcal, „das fände ich nicht fair. Und ich gebe mich auch auf Facebook als SPD-Mitglied zu erkennen.“
Facebook-Präsens ist kein Ersatz für normalen Wahlkampf
Teile des normalen Wahlkampfs soll Facebook bei der SPD nicht ersetzen. „Es ist schwer zu sagen, welchen Einfluss unsere Präsenz auf Wähler hat und ob wir gezielt Leute erreichen, an die wir sonst nicht heran kommen“, sagt Öcal, „aber man bekommt doch zumindest ein leichtes Gespür dafür, was den Menschen gefällt und was nicht.“
Auf Facebook unterwegs sind auch die anderen Parteien. „Wir glauben, dass Facebook eine immer stärkere Rolle spielen wird“, sagt Christoph Purps, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes. Bei der Union (154 Freunde) kümmert sich der Pressesprecher. Der letzte Post der Partei stammt allerdings vom 6. Februar. „Wir müssen mal gucken, wie sich unsere Seite im Wahlkampf entwickelt.“
Auf kleiner Flamme weiterentwickeln
Zugenommen haben die Beiträge auf der Facebook-Seite der Hagener Grünen. Wenngleich sich der Auftritt mit der umständlichen Beschreibung „Bündnis 90/Die Grünen KV Hagen“ (75 Freunde) kaum finden lässt. „Facebook ist nicht unser strategisch wichtigstes Instrument“, sagt Frank Steinwender, „ich finde auch, dass politische Diskussionen auf einer anderen Ebene stattfinden sollten.“ Innerhalb der Partei habe es durchaus Diskussionen um Facebook gegeben.
Dabei habe auch der Datenschutz eine gewichtige Rolle gespielt. „Aber es ist eben auch ein Weg, über den man Menschen erreichen kann, an die man sonst nicht herankommt. Hier können wir auch Mitteilungen einstellen, die andere Medien nicht berücksichtigen.“
Zurückhaltend ist die freie Wählergemeinschaft „Hagen aktiv“ (101 Freunde), die seit zwei Jahren bei Facebook ist. „Mitglieder mahnen immer wieder an, dass wir in diesem Bereich noch aktiver werden müssen“, sagt Oberbürgermeister-Kandidat Dr. Josef Bücker, „ich glaube aber eher, dass soziale Netzwerke eine geringe Bedeutung haben. Facebook kann sich auf kleiner Flamme weiterentwickeln. Wir zählen im Wesentlichen auf andere Medien und verschicken Mitgliederbriefe.“