Hagen. . Es war ein ungewöhnliches Experiment, aber ein sehr erfolgreiches. Die Pressesprecher der Hagener Polizei sind eine Nacht lang auf Facebook-Streife gegangen und berichteten für rund 10.000 Menschen in Hagen live aus dem Streifenwagen. Die Resonanz war riesig.

Eigentlich müsste die Ortsmarke für diese Geschichte „Überall in Hagen“ lauten. Tino Schäfer und Ulrich Hanki, Pressesprecher der Hagener Polizei, haben in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein ungewöhnliches Experiment gewagt. Sie setzten sich in ein Dienstfahrzeug und gingen eine Nacht lang auf Facebook-Streife. 12 Stunden lang verfolgten rund 10.000 Freunde der Seite „Polizei Hagen“, was die beiden Beamten bei ihrem Trip durch die Stadt erlebten.

Als die beiden Beamten um Punkt 18 Uhr am Samstagabend in ihr Streifenfahrzeug stiegen, drückten spontan 337 User auf „Gefällt mir“ und wünschten eine „nicht zu heftige Nacht“ oder eine „ruhige Schicht.“ Die sollte es auch werden – eine für Polizeiverhältnisse ganz normale Nacht in Hagen. Für den Bürger dennoch äußerst spannend, was ein Polizeibeamter an „normalen“ Abenden so alles erlebt.

Erster Zwischenstopp: Ein gestohlener Peugeot mit Dortmunder Kennzeichen beschädigt vor dem Hagener Arbeitsamt einen parkenden Golf. Der Fahrer flüchtet. „Ich kann das Kennzeichen nicht erkennen“, postet ein User zum Anblick des Einsatzfotos und wollte gleich behilflich sein. Gesucht wird der Täter aber immer noch.

Nächster Halt: Stadtteil Haspe. Ein Brandmeldealarm erweist sich als harmloser Fehlalarm. Hanki und Schäfer hinterlassen per Facebook „schöne Grüße an die Kollegen von der Feuerwehr.“ 131 Menschen gefällt das, 15 andere diskutieren anhand des Fotos, in welchem Betrieb der Brandmelder wohl angeschlagen haben könnte. Blaulicht fasziniert die Menschen. Neugierde, Schaulustigkeit und das Gefühl, mal eine Nacht mitermitteln zu dürfen.

Weiter geht die Tour – und zwar in die Düppenbecker Straße, ins Rotlichtviertel. „Auch hier ist nichts los. Aber immer schön auf die EC-Karte aufpassen“, posten die Kollegen. Ein 65-jähriger Freier hatte sich in der vergangenen Woche hier mit einer Dame vergnügt. Er hatte allerdings kein Geld dabei und händigte der Prostituierten seine EC-Karte aus, damit die sich mal eben 100 Euro abheben gehen möge. Machte die clevere Dame auch und erleichterte den Herrn um satte 3000 Euro. Pech gehabt.

Zwei Partys beendet

Ein Blechschaden auf der Altenhagener Brücke riss so recht niemanden vom Hocker. Dafür aber, dass die Facebook-Polizisten wenig später eine Party im Ortsteil Vorhalle beenden wegen lauter Randale. Die User bedanken sich: „Traumhafte Aktion“ oder „Ich bin keine Spannerin oder so, aber mal dabei sein zu dürfen, ist echt klasse.“

Ein Mann wird wenig später an der Körnerstraße zusammengeschlagen, ein Drogendealer fliegt im Bahnhofsviertel auf, in Eckesey wird die nächste Fete beendet und die Kollegen messen Alkoholwerte in der Nähe einer großen Diskothek. Dazu ein User mitten in der Nacht: „Gegenüber dem Hauptbahnhof werden vor einem Laden schon den ganzen Abend Drogen gehandelt und ihr interessiert euch nur für die Geschwindigkeitskontrollen ?“ Die Kritik gehört zum Geschäft. Dafür posten auch die Polizeikollegen aus Stuttgart plötzlich etwas: „Super Aktion, eure Facebook-Streife. Euch noch eine ruhige Nacht.“

Das Experiment endet mit einer Verfolgungsjagd um 5 Uhr. Ein angetrunkener Fahrer flüchtet mit seinem Pkw vor der Polizei ins Gerichtsviertel. Der wilde Ritt endet mit einem Unfall in einem Vorgarten. Der Fahrer flüchtet zu Fuß wird aber später gestellt. „So lang keiner verletzt ist, ist alles gut, gute Arbeit!“, schreibt ein User. Ende der Facebook-Streife.

„Es war eher eine ruhige Nacht“, sagt Tino Schäfer, „aber die Resonanz war überaus positiv. Wir wollten transparent sein und ich glaube, das ist bei den Leuten gut angekommen. Dinge, die für uns manchmal nicht der Rede wert sind, sind für die Menschen extrem spannend. Wir werden die Aktion jetzt analysieren und dann entscheiden, ob wir es ein weiteres Mal machen.“