Hagen. Die Nominierung von Erik O. Schulz zum OB-Favoriten der Jamaika-Allianz hat in Hagen am Montagabend bereits ein kleines Erdbeben ausgelöst – die SPD konterte ihrerseits gestern Abend mit dem nächsten Nominierungs-Paukenschlag: Horst Wisotzki tritt für die Genossen für das Oberbürgermeisteramt an.

Der Unterbezirksvorstand wählte den 62-Jährigen Ex-Feuerwehrchef gestern zu seinem Spitzenkandidaten. Ein Votum, das eine SPD-Vollversammlung am Freitag, 14. März, in der Stadthalle noch bestätigen soll.

SPD-Chef: „Idealbesetzung“

„Horst Wisotzki ist nicht nur mein Wunschkandidat, sondern vor allem die Idealbesetzung für das OB-Amt“, beschrieb der SPD-Parteichef den Hasper gestern als einen charakterstarken Kandidaten mit einem Höchstmaß an Führung- und Verwaltungskompetenz. Qualitäten, die offenbar auch die breite Bürgerschaft dem einstigen Leitenden Branddirektor, unter dessen Regie 800 haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrleute in Hagen agierten, zusprechen. Denn als im Oktober vergangenen Jahres bekannt wurde, dass Wisotzki in Westerbauer für ein Ratsmandat antrete, entstand in den Sozialen Medien prompt eine euphorische Diskussion darüber, ob der langjährige Gewerkschaftler nicht eine Idealbesetzung für den OB-Job sei. „Ich habe immer klar meine Meinung gesagt – vielleicht deswegen“, gab sich Wisotzki angesichts dieses spontanen Zuspruchs seinerzeit bescheiden-überrascht. Für Schisanowski jedoch das bestätigende Signal, einen profilierten Kandidaten gefunden zu haben, der Zustimmung über die Parteigrenzen hinweg findet.

Gleichmäßige Lastenverteilung

Dennoch ereilte Wisotzki im Dezember der Ruf des SPD-Chefs aus heiterem Himmel. Zumal er erst seit August 2012 Mitglied bei den Genossen ist: „Als Führungskraft der Feuerwehr gehört es sich nicht, in einer Partei zu sein.“ Ein Fall für den Familienrat. Zusammen mit Ehefrau Anita, seiner Schwägerin und dem inzwischen 90-jährigen Vater Horst sen., der zehn Jahre lang als Bezirksvorsteher in Haspe agierte, hat er abgewogen: „Mein Papa hat mich gewarnt – vor der Last des Amtes und der öffentlichen Aufmerksamkeit.“ Aber am Ende sei doch der Reiz der Aufgabe ausschlaggebend gewesen: „Ich will ein Oberbürgermeister sein, der für das Allgemeinwohl auf Redlichkeit und soziale Kompetenz setzt.“ Ein durchaus ambitionierter Anspruch. „Warum? Ich verlange nichts, wofür ich nicht auch selber stehe.“ Die Lasten der Haushaltskonsolidierungen seien einfach nicht gleichmäßig verteilt. „Es geht um Gerechtigkeit: Manche Stadtteile und Personengruppen leiden unter dem Sparkurs deutlich mehr als andere. So trifft beispielsweise die Sportstättennutzungsgebühr einfach die Falschen“, verspricht Wisotzki bereits im Wahlkampfmodus, die Lasten auf mehr Schultern in Hagen verteilen zu wollen.

Auch interessant

Von Martin Weiske

Dabei schien seine Kandidatur vor drei Wochen plötzlich nahezu ausgeschlossen. Am 27. Dezember ereilte den Vorsitzenden der Fußballer von Blau-Weiß Haspe, der auch Mitglied im Hasper Heimat- und Brauchtumverein ist, daheim ohne Vorwarnung ein Herzinfarkt. Seine einstigen Kollegen holten den 62-Jährigen zurück ins Leben. Nach dem Setzen eines Stents und der Reha in Lüdenscheid fühlt sich Wisotzki heute wieder voll auf dem Damm: „Ich lebe jetzt intensiver und trenne das Wesentliche von dem Unwichtigen. Meine Vitalwerte sind bestens, ich habe eine zweite Chance bekommen, gehe jetzt regelmäßig ins Fitness-Studio, habe das Rauchen aufgegeben und stelle gerade meine Ernährung auf mediterrane Küche um.“

40 Jahre Feuerwehr

Der Ur-Hagener ist kein echter „Iämpeströter“ – stammt also nicht direkt aus dem Dunstkreis der Enneper Straße. Denn Wisotzki wurde 1951 in Vorhalle geboren, und fand erst über Oberhagen den Weg nach Haspe, wo er seine Volksschulzeit an der Harkort-Schule verlebte. Ab 1966 absolvierte er eine dreijährige Betriebsschlosser-Lehre bei der Varta, arbeitete anschließend anderthalb Jahre als Pumpenschlosser bei der Papierfabrik Kabel, bevor er im Juni 1971 als Feuerwehrmann-Anwärter seine 40-jährige Karriere bei der Feuerwehr startete und dort in den letzten zehn Jahren seine Kollegen nicht nur dirigierte, sondern vor allem durch seine Leidenschaft faszinierte. Seinen damaligen Führungsstil der persönlichen Ansprache, der auf Miteinander statt Konfrontation und Überzeugungsarbeit statt Befehlston setzte, will er auch in seiner Rolle als Oberbürgermeister umsetzen.

Prioritäten setzen

Allerdings kombiniert mit einer inhaltlichen Erwartungshaltung, die er in einem Eckpunktepapier mit klaren Maximen fixiert hat: „Wir müssen Prioritäten setzen. Elementar für die Menschen sind Bildung und Schule sowie Sicherheit und Ordnung. Was ist aus der Ordnungspartnerschaft geworden, was ist mit der Stadtsauberkeit? Müssen Busse als Teil der sozialen Infrastruktur nicht auch in den Abendstunden fahren?“ Außerdem will der SPD-Kandidat die Sportförderung stärken: „Das ist unsere breiteste Massenbewegung und damit eine wichtige Sozialeinrichtung, die Werte wie Teamfähigkeit und Integration stärkt.“

Teamspieler

Gleichzeitig erwartet der Ex-Feuerwehrchef hohe Flexibilität von den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, schließt aber betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich aus. Zudem möchte er auf Grundlage von Gegenseitigkeit auf mehr interkommunale Zusammenarbeit setzen, neue Gewerbeflächen entwickeln und auf den Verkauf von Tafelsilber verzichten: „Für eine Privatisierung der Daseinsvorsorge – beispielsweise Wasser und Müll – stehe ich nicht zur Verfügung.“

Ehrenwerte Ziele, die der 62-Jährige mit einem starken Team um sich herum anzugehen gedenkt: „Es gibt genügend kluge Köpfe in der Verwaltung, die nur darauf warten, ihre Stärken einbringen zu können.“ Aber über allem steht: Das Miteinander ist für Wisotzki oberstes Credo: „Ich strebe keine Parteienkoalition an, sondern ich will ein Bündnis mit den Menschen in unserer Stadt.“