Hagen..
Nach mehr als 40 Jahren ist Schluss: Feuerwehrchef Horst Wisotzki feiert heute seinen 60. Geburtstag und tritt in die Ehrenabteilung der Feuerwehr ein. Die Hagener Feuerwehr verabschiedet ihren Chef, der immer auch Kamerad geblieben ist.
„Horst Wisotzki hat sich auch immer für den Menschen hinter der Uniform interessiert, das ist nicht selbstverständlich – für Horst Wisotzki doch! Die Nachfrage nach erkrankten Kollegen, Kameraden, Angehörigen oder Ehrenkameraden gehörte und gehört bei ihm immer an den Anfang oder das Ende eines Gespräches oder Telefonats. Da konnte es noch so hektisch sein, dafür hatte er immer Zeit“, würdigt Frank Drägert vom Verband der Feuerwehr der Stadt Hagen den Leitenden Branddirektor.
„Wisotzki hat sich stets für die Belange der Feuerwehr Hagen eingesetzt und immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr und die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr gehabt. Ob es sich um technische oder organisatorische Notwendigkeiten handelte oder auch mal jemand mit Sorgen und Nöten gekommen ist, Bitten und Vorschläge vorbrachte – Horst Wisotzki ist immer für jeden da gewesen.“
Kein Hochschulstudium
Sein beachtenswerter beruflicher Lebenslauf liest sich in Kurzform wie folgt: Vor mehr als 40 Jahren wurde der gelernter Betriebsschlosser, der seine Ausbildung bei der Varta und sein Gesellenjahr bei der damaligen Feldmühle absolviert hatte, am 1. Juni 1971 in die Feuerwehr Hagen aufgenommen. Das war zwar nicht gerade sein Kindheitstraum, aber ein guter Job. Zudem konnte er so ein Versprechen einlösen, das er seinem Großvater gegeben hatte: niemals ein Gewehr in die Hand zu nehmen.
Im Jahre 1979 absolvierte er den Gruppenführer-Lehrgang an der früheren Landesfeuerwehrschule NRW mit Erfolg und wurde zum Brandmeister und später zum Oberbrandmeister befördert. Fünf Jahre später nahm Horst Wisotzki mit Erfolg am Zugführer-Lehrgang teil.
Innerhalb von drei Jahre wurde er zum Brandinspektor, Brandoberinspektor und am 1. Juli 1990 zum Brandamtmann befördert. Er kletterte weiter auf der Karriereleiter, wurde schließlich Oberbrandrat und war stellvertretender Amtsleiter der Feuerwehr in Hagen. Zum 1. Oktober 2001 übertrug die Stadtspitze ihm die Amtsgeschäfte als Amtsleiter der Feuerwehr Hagen.
Horst Wisotzki war der einzige Leitende Branddirektor in NRW ohne Studium. Doch der gelernte Schlosser kam stets auch ohne akademisches Wissen, Englisch oder Computer aus. Das relevante Fachwissen hatte er in seinem Kopf gespeichert. Nicht selten überzeugte er politische Gremien mit freihändigen und stets fundierten Vorträgen.
Überzeugen statt anweisen
Das passt zu seiner Strategie: überzeugen statt anweisen. Womit er feuerwehrintern gut fuhr, das funktionierte auch extern. So machte sich Wisotzki in den vergangenen 15 Jahren besonders um die technische Ausstattung der Feuerwehr verdient. Er begleitete sowohl den Neubau der Wache Ost als auch die Errichtung neuer Gerätehäuser in den Bezirken.
„Neben seinem umfassenden Fachwissen und seiner hohen Verantwortung für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger unser Stadt und den damit verbundenen Anforderungen an das Amt und seine Person sah er nicht nur die Vorgänge, sondern auch den Menschen.
Er war und ist stets hilfsbereit – und wenn es aus verschiedenen Ecken des Amtes hieß ‘geht nicht!’, bei Horst Wisotzki hieß es immer ‘na, schauen wir mal – das kriegen wir schon irgendwie hin!’. Dazu beigetragen hat unter anderem auch seine ganz eigene, sehr persönliche Form der Ansprache. Wenn er Mitarbeiter anderer städtischer Ämter – auch führende Vertreter – mit den Worten begrüßte: ‘Guten Morgen Herr so-und-so, ich hoffe für Sie, dass sie Ihr Vermögen schon auf Ihre Ehefrau überschrieben haben!’, dann war nicht nur diesem Menschen klar, in dieser Besprechung sind Ergebnisse zu erzielen!“, erinnert sich Drägert.
Überzeugter Gewerkschafter
Auf der Jahresdienstbesprechung Anfang 2011 bekam der Leiter der Feuerwehr Hagen das Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbandes verliehen. Die höchste Auszeichnung, die einem Feuerwehrmann in Deutschland verliehen werden kann. Ein Herzensanliegen blieb dem Feuerwehrchef und überzeugten Gewerkschafter allerdings verwehrt: die Beförderung aller seiner Kameraden, die teilweise schon Jahre berechtigterweise darauf warten. Dafür war Wisotzki mehrfach höchstpersönlich auf die Straße gegangen.
Ein Einsatz, der den Feuerwehrleuten nicht verborgen blieb. „Und so fällt es den Angehörigen der Feuerwehr Hagen natürlich schwer, sich für all das zu revanchieren, für all die Unterstützung, die wir erfahren durften. Es bleibt uns nur anzubieten: ‘Wenn Du mal dringend Unterstützung brauchst, unsere Telefonnummer kennst Du ja: 112. Wir kommen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Verlass Dich drauf!’“, formuliert Drägert stellvertretend für sicherlich sehr viele Hagener Feuerwehrleute.