Hagen-Vorhalle. Die evangelische Kirchengemeinde in Vorhalle verkauft das Gemeindehaus an der Vorhaller Straße an Architekt Tobias Wabbel. Er wird den Kindergarten und die Gemeinderäumlichkeiten im Obergeschoss umbauen und an die Kirche vermieten. Alle Seiten profitieren.
Die evangelische Kirchengemeinde in Vorhalle, zuletzt durch personelle Querelen, die Temperatur-Diskussion in der Kreuzkirche und eine eineinhalb Jahre lang nicht besetzte Pfarrstelle in die Schlagzeilen geraten, verkauft ihr Gemeindehaus an der Vorhaller Straße an den Hagener Architekten Tobias Wabbel.
Was zunächst nach einem Verlust klingt, verschafft der schrumpfenden Gemeinde wichtige Planungssicherheit. Und: Der evangelische Kindergarten im Erdgeschoss wird von Wabbel gemäß den Anforderungen des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) um- und ausgebaut. Eine Situation, von der alle beteiligten Parteien profitieren. Wabbel, der Kindergarten und die Gemeinde.
U3-Betreuung wird ausgebaut
Viele Eltern waren zur Informationsveranstaltung ins Gemeindehaus gekommen. Für sie von besonderem Interesse: Was wird aus dem Kindergarten? „Er wird an diesem Standort bleiben und ausgebaut“, erklärte Andrea Döhring, Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft des Hagener Kirchenkreises. In Zukunft wird in den umgebauten Räumlichkeiten eine U3-Betreuung für Kinder ab einem Jahr möglich sein.
Insgesamt werden dann 55 Kinder in drei Gruppen betreut werden. Die Räumlichkeiten werden um die vom Kinderbildungsgesetz geforderten Schlaf-, Neben-, und Personalräume erweitert. Auch eine geräumige Küche wird hinzukommen. Der Kirchenkreis mietet die Räumlichkeiten von Käufer Tobias Wabbel dann zurück.
Land und Kommune tragen Großteil der Kindergartenkosten
Im Rahmen des KiBiz kommen Land und Kommune für einen Großteil der Mietkosten auf. Der Kirchenkreis trägt zwölf Prozent der Kosten. „Alle im Kirchenkreis sind sicher, dass sich die Investition hier in Vorhalle lohnt“, sagt Döhring. Zum Kindergarten gehört auch ein großes Außenareal.
Tobias Wabbel hat das Gebäude nebst Grundstück erworben. Zum endgültigen Abschluss des Geschäfts fehlt nur noch eine Genehmigung der evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld.
20-jähriger Mietvertrag
Im Obergeschoss des Gebäudes soll weiterhin das Gemeindeleben stattfinden. Alle Räume werden renoviert, der große Saal wird künftig mit einem Raumteiler geteilt werden können, was die Energiekosten senken soll. Im Obergeschoss werden zwei Räume für das Personal des Kindergartens geschaffen. Pfarrerin Frauke Hayungs: „Die neue Raumaufteilung kommt den Anforderungen der Gemeinde in Zukunft sehr entgegen. Und: Als Gemeinde hätten wir das Geld und somit diese Chance gar nicht gehabt.“
Der Mietvertrag ist auf 20 Jahre festgesetzt. Die Langfristigkeit ermöglicht es dem Architekten und Investor, der Gemeinde die Räumlichkeiten zu einem äußerst günstigen Preis zu vermieten. Die Mietkosten kann die Gemeinde von den Zinsen ihrer Rücklagen stemmen. Die Rücklagen könnten nämlich nicht zur Zahlung der Mietbeträge genutzt werden.
Kinderbibelwoche wird ausgelagert
„Bis Anfang August dieses Jahres würde ich gern mit allem fertig sein“, sagt Wabbel, der keine Angaben zum Kaufpreis machte. Lärm- und staubintensive Arbeiten sollen, wenn möglich, am Wochenende erledigt werden. Die Renovierung beginnt im großen Saal, damit Kindergartengruppen im Umbauverlauf hierhin ausweichen können.
Die Kinderbibelwoche wird wegen des Umbaus in diesem Jahr ausgelagert. Der Tagesstart wird jeweils in der Kreuzkirche stattfinden, das Hauptprogramm in der Grundschule an der Liebfrauenstraße.