Hagen-Mitte. . Als neuer Pfarrer der Stadtkirchengemeinde versucht Bernd Neuser Impulse zu setzen. Der zuletzt in Witten tätige 53-Jährige hat die seit dem Weggang von Anke Thimm, die nach gerade halbjähriger Tätigkeit in Hagen wieder das Handtuch geworfen hatte, verwaiste dritte Pfarrstelle übernommen.

Die evangelische Stadtkirchengemeinde hat einen neuen Pfarrer: Bernd Neuser (53), der zuletzt in Witten tätig war, hat die seit dem Weggang von Anke Thimm, die nach gerade einmal halbjähriger Tätigkeit in Hagen schon wieder das Handtuch warf, verwaiste dritte Pfarrstelle übernommen. Er komplettiert damit das Team der Geistlichen neben Frank Lehmann und Juliane im Schlaa.

Fast hat es den Anschein, als könnte die in den vergangenen Jahren von Mitgliederschwund und finanziellen Nöten gebeutelte Kirchengemeinde mit dem neuen Pfarrer mehr Glück haben als mit seiner Vorgängerin. Denn Neuser ist offenbar wie gemacht für eine Kirche, deren Tätigkeitsschwerpunkt in der Innenstadt liegt. „Ja, die Stadtkirchenarbeit ist einer meiner beiden Schwerpunkte“, bestätigt der Kirchenmann, der Vater einer sechsjährigen Tochter ist und schon als Stadtpfarrer in Witten für ungewöhnliche Projekte bekannt war. Auch in Hagen möchte Neuser liturgische Akzente wie Taizé-Gottesdienste setzen, als auch auf die Einwohner zugehen: „Mir schwebt ein Stand auf dem Markt vor.“

Als zweiten Schwerpunkt seiner Arbeit bezeichnet der Geistliche den christlich-islamischen Dialog. Er spricht türkisch, hat eine Zeit lang als Pfarrer einer evangelischen Gemeinde in Ankara gearbeitet und später die Islam-Beratungsstelle in Wuppertal geleitet. Die Hagener Innenstadt mit ihren vielen Moslems ist da natürlich ein passendes Betätigungsfeld: „Wir müssen regelmäßig Begegnungen mit Muslimen arrangieren, sonst gibt es irgendwann Konflikte.“ Denn die Islamophobie sei emotional geprägt und neige dazu, sich als Existenzangst zu verselbstständigen, wenn man nicht gegensteuere.

Neues Begegnungszentrum soll Nachbarschaft fördern

Mit Neuser, der am 2. Juni offiziell in sein Amt eingeführt wird, steuert die Stadtkirche also neue Ufer an. Dazu passt, dass in der Dödterstraße 10 ein neues Begegnungszentrum eröffnet wird: „Und damit eine Möglichkeit, mit der wir als Kirche mitten in der Stadt Nachbarschaft fördern wollen“, so Neuser.

In dem 120 Quadratmeter großen, angemieteten Raum sollen nicht nur die kirchlichen Senioren-, Familien- und Jugendgruppen zusammen kommen, er soll auch als Treffpunkt für die Bevölkerung dienen, für Mütter, die ihr Kind zur Musikschule bringen und für Menschen, die ansonsten keinen engen Bezug zur Kirche haben. „Wir müssen den Eigenimmobilienbestand reduzieren, weil er auf Dauer nicht finanzierbar ist“, so Presbyterin Silke Großjohann mit Blick auf das Noch-Jugendzentrum in der Yorckstraße und die seit langem ungenutzte Lutherkirche, die zum Verkauf stehen.

Kirche will in Hagener Innenstadt Flagge zeigen

„Trotzdem wollen wir weiterhin Flagge zeigen in der Stadt“, betont Pfarrerin im Schlaa. Mit dem Begegnungszentrum reagiert die Stadtkirche auch auf die besondere demographische Situation in der Innenstadt, wo die Gruppe der 45- bis 49-jährigen Einwohner am stärksten vertreten ist. Viele Singles leben hier sowie mehr als 50 Prozent der Alleinerziehenden in Hagen. „Es gibt im Umfeld der Johanniskirche viel soziale Not, der wir uns stellen möchten“, sagt Neuser: „Und dabei fragen wir nicht nach dem Taufschein.“

Andererseits hat die Stadtkirche nur noch 8600 Gemeindemitglieder, bis 2018 soll die Zahl Prognosen zufolge auf unter 7000 fallen. Da kommt ein engagierter Pfarrer mit neuen Ideen wie Bernd Neuser gerade recht.