Hagen. . Bastian Rissling gehört zu einem Team ehrenamtlicher Wetterenthusiasten der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm, das täglich Temperatur, Niederschlag, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit misst.

Das Studium der Geowissenschaften hat Bastian Rissling (31), obwohl es ihn vielleicht zu seinem Traumberuf geführt hätte, schweren Herzens unterlassen: „Weil die Aussichten, als Meteorologe einen Job zu finden, nicht gerade rosig sind.“ Stattdessen hat er eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker durchlaufen und arbeitet in der IT-Branche.

Seine Leidenschaft, die Wetterbeobachtung und das Erfassen von Windgeschwindigkeiten, Niederschlagsmengen und Temperaturen, betreibt er heute nebenbei, quasi semiprofessionell: Rissling gehört zu einem Team ehrenamtlicher Wetterenthusiasten der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm, das täglich Temperatur, Niederschlag, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit misst.

Rissling notiert die Daten in seinem Wetterbuch und leitet sie an das städtische Amt für Statistik weiter: „Ich war schon in der Schule ein Wetter-Fan“, berichtet der Hobby-Meteorologe, der zudem drei private Klimastationen in Dahl und Hohenlimburg unterhält.

Das oberste Gebot

Er tritt damit in die Fußstapfen von Günter Röttler, der 30 Jahre lang als einer Art Hagener Wetterpapst fungierte, und von Manfred Kundt, der in den vergangenen vier Jahren der inoffizielle Chefmeteorologe der Stadt war. „Oberstes Gebot ist auch für mich, das Wetter pünktlich, regelmäßig und gewissenhaft zu messen und zu notieren“, so Rissling.

Seit 1956 wird an der Sternwarte das Hagener Wetter aufgeschrieben. Seitdem kann man nachverfolgen, ob und an wievielen Tagen die Sonne geschienen oder es geregnet hat, welches die höchste und welches die niedrigste Temperatur war. Die Thermometerhütte an der Sternwarte ist speziell für die Wettererfassung konstruiert worden und liefert exakte Daten. Zum einen messen Meteorologen die Temperatur stets im Schatten, die Verkleidung aus Lamellen lässt jedoch den Wind passieren und über den Fühler streichen: „Außerdem ist die Station weiß gestrichen, so dass sie sich, anders als Thermometer für den Hausgebrauch, kaum aufheizt“, berichtet Rissling. Die Windgeschwindigkeit und Windrichtung werden per Anemometer (Windmesser) auf dem Eugen-Richter-Turm erfasst.

Digitales Archiv

Rissling ist derzeit dabei, ein digitales Wetterarchiv anzulegen, indem er die jahrzehntelang von Röttler und Kundt notierten Werte in einem Computer überträgt. Die Arbeit ist zwar noch nicht beendet, doch eine Erkenntnis hat er bereits gewonnen: „In Hagen ist es im Schnitt wärmer geworden, wenngleich ich noch nicht genau sagen kann, um wieviele Zehntel Grad.“

Auch die seit einiger Zeit verstärkt auftretenden Überschwemmungen und starken Stürme seien Indikatoren für einen Anstieg der Temperatur. Wie drastisch der Klimawandel ausfallen wird, das weiß natürlich auch Bastian Rissling nicht zu prophezeien.