Haspe. Übervoll war am Mittwochabend der Hasper Hammer, als der DGB-Stadtverband Hagen zu seinem Neujahrsempfang eingeladen hatte. Dabei vereinte die politischen Lager die Sorge, dass die den Kommunen zugesprochene Unterstützung nicht so fließt, wie sich die Gemeinden dies erhoffen.

Ihre politischen Wurzeln liegen so weit auseinander wie Hagen und Honolulu. Manch heftigen Streit haben sie mit dem gebotenen Anstand in den vergangenen Jahren ausgefochten. Doch beim DGB-Neujahrsempfang im Hasper Hammer rückten der Stadtverbandsvorsitzende Jochen Marquardt und Oberbürgermeister Jörg Dehm (CDU) am Mittwochabend in vielen Punkten inhaltlich so dicht zusammen, dass man beinah befürchten musste, der Hagener Verwaltungschef habe sich beim Deutschen Gewerkschaftsbund beworben.

Zumindest die Vereinbarungen im Berliner Koalitionsvertrag betrachten die beiden unisono mit hohen Erwartungen, aber auch der gebotenen Skepsis: „Es gibt eine neue Qualität der Diskussion, die Kommunen sind ein großes Thema bei CDU und SPD – jetzt gilt es, das Niedergeschriebene umzusetzen“, empfahl Dehm den „alten und neuen Lichtgestalten, die in Hagen Verantwortung übernehmen“, die Entwicklung mit wachen Augen zu verfolgen und Versprochenes immer wieder einzufordern.

Sozial-Bündnis erhalten

Ähnliche Harmonie zwischen den beiden ungleichen Rednern bei der Bewertung des Bündnisses „Sozial gerechte Stadt Hagen“: „Die Stadt kann darauf nicht verzichten“, appellierte Dehm angesichts der beruflichen Neuorientierungen von Dechant Osthus und Superintendent Becker, die Arbeit fortzusetzen. Prompt versprach Marquardt, dass er zusammen mit Neu-Superintendentin Verena Schmidt auf den künftigen Dechanten zugehen werde, um genau das zu erreichen.

Doch dann war es mit dem Miteinander der beiden Hauptredner auch schon wieder vorbei. Marquardts Lieblingsthemen wie der Kampf um Arbeitsplätze, Arbeitszeitverteilung und -verkürzung, Minijobs, gerechte Vergütung, Mindestlohn oder auch Rente mit 67 wurden von Dehm bloß gehört, weniger goutiert. Dafür machte der DGB-Chef ganz neue Partner beim Ringen um Arbeitnehmerrechte aus: „Der Papst ist heute der beste Bündnispartner der Gewerkschaften. Allerdings hätte der Kollege wahrscheinlich Schwierigkeiten, in einer christlichen Partei in Deutschland aufgenommen zu werden.“

Mehr Unterstützung gefordert

Marquardt bezeichnete zudem den NRW-Stärkungspakt Stadtfinanzen, der Hagen alljährlich 36 Millionen Euro beschert, als „völlig unzureichend“. In einer Stadt wie Hagen würden die Fehlentwicklungen beim finanziellen Miteinander von Land und Bund wie unter einem Brennglas sichtbar: „Die Kunst, sich in die Tasche zu lügen, scheint sich zur Vollkommenheit zu entwickeln.“ Daher hätte der OB bei seiner Hauptstadt-Tour mit den Ruhrgebietskollegen auch das Thema Vermögenssteuer – wie vom Hagener Rat beschlossen – auf den Tisch bringen müssen.

Zwei weitere zentrale Forderungen des DGB-Chefs: Theater und Kultur soweit wie möglich erhalten und bei der Zukunft der Hagener Krankenhäuser nicht die konfessionellen Interessen, sondern die Gesundheitsversorgung der Bürger in den Vordergrund stellen. Eine letzte Mahnung richtete Marquardt an die heimischen Ausbildungsbetriebe: „Da kommen der doppelte Abiturjahrgang und die viel beschworenen demografischen Herausforderungen auf dem Facharbeitermarkt und bei uns sinken die Ausbildungsplatzzahlen – das kann ich nicht begreifen.“

Jede Menge Themenfelder, auf denen der DGB in 2014 anpacken möchte. Aber die Gewerkschaften zeigen sich auch partywütig. Beim Hagener Rosenmontagszug wird sich erneut ein närrisches Gefährt der Arbeitnehmervertretungen mit dem Motto „Hagen darf nicht baden gehen!“ einreihen. Eine Botschaft, die wiederum auch Oberbürgermeister Jörg Dehm locker mittragen könnte.