Hagen. . Manfred Schiborowski glaubte wegen seiner Behindeurng schon gar nicht mehr daran, dass er jemals einen Job finden würde. Doch jetzt steht er hinter der Fleischtheke des Vollsortimenters Real in Bathey. Er habe die Chance seines Lebens erhalten, sagt er.

Die Frau stand ratlos vor der Fleischtheke. Steak möge sie so gerne, erklärte sie. Aber jedes Mal, wenn sie eins in die Pfanne lege, gehe das in die Hose. „Ich habe ihr erklärt, wie sie es machen muss“, sagt Manfred Schiborowski. „Und als sie zum nächsten Einkauf kam, hat sie gestrahlt und mir erzählt, wie lecker es geschmeckt hat.“

Das sind sie, diese Momente, die Schiborowski, 58 Jahre alt und schwerbehindert, so sehr mag. „Ich habe gerne Kontakt zu Menschen“, sagt der gelernte Metzger, „ich freu’ mich doch, wenn ich helfen kann.“

Jahreslang nur Absagen

Jahrelang aber war er es selbst, der Hilfe brauchte. Weil er frustriert zu Hause saß, sich nur mit Mini-Jobs über Wasser halten konnte, eine Bewerbung nach der anderen auf den Weg gab, aber nichts außer Absagen zurückkamen. „Nichts zu tun – das ist nichts für mich“, sagt er, „das war frustrierend.“

Renate Jantz ist eine, die ihm in dieser schwierigen Phase geholfen hat. Sie arbeitet beim Jobcenter, ist Arbeitsvermittlerin für Schwerbehinderte und Rehabilitanden. Bei 963 Hagenern, die sie und ihre Kollegen derzeit betreuen, und bei 38 gestellten und 31 bewilligten Fällen im Jahr, ist Manfred Schiborowski auch für sie so etwas wie ein Glücksfall.

Eingeschränkt durch ein Nervenleiden

Eingliederungshilfe heißt der Zuschuss, den das Jobcenter an den Vollsortimenter Real zahlt. Dafür, dass das Unternehmen jemandem eine Chance gibt, der eingeschränkt ist. Manfred Schiborowski hat Probleme mit der Bandscheibe und ist durch ein Nervenleiden eingeschränkt. „Bei Hitze juckt die Haut“, sagt er, „aber in der Fleischabteilung sind die Temperaturen ja eher kühl.“

Und so hat Schiborowski seinen Arbeitgeber, bei dem er seit Juli beschäftigt ist, längst überzeugt. „Es gibt mit Sicherheit Konkurrenten, bei den wandern Bewerbungen von Menschen mit Behinderung direkt in die Rundablage“, sagt Markus Kulisch, Geschäftsstellenleiter Bathey, „wir haben aber in der Vergangenheit sehr positive Erfahrung gemacht. Es spielt keine Rolle, ob jemand behindert ist oder nicht. Wenn es passt, dann passt es.“

Ältere Mitarbeiter mit viel Potenzial

Solche Erfahrung machen die Mitarbeiter des Jobcenters Hagen nur selten. „Manfred Schiborowski ist ein Beispiel dafür, dass ältere Arbeitnehmer jede Menge Potenzial mitbringen, das nur abgerufen werden muss“, so Sprecher Thorsten Opel, „leider sehen das viel zu wenige Arbeitgeber so.“ Für Schiborowski ist die neue Stelle so etwas wie ein Sechser im Lotto. So drückt er es selber aus. „Damit hatte ich nach all den Jahren nicht mehr gerechnet.“, sagt er, „allen, die daran mitgewirkt haben, bin ich unendlich dankbar. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man wieder gebraucht wird.“