Hagen. . Die Fernuni sucht verstärkt die Öffentlichkeit. Zahlreiche Vortragsreihen sollen auch externe Interessierte anlocken. Bis zu 100 Veranstaltungen sind geplant, die Themen spannen sich von Mathematik und Informatik bis zu Rechtswissenschaften.
Bekannt genug ist die Fernuniversität Hagen. Fast 90.000 Studenten machen sie zur größten Hochschule im Land. Aber das reicht ihr nicht. „Man nimmt uns im Kern über unser Lehrsystem wahr“, sagt Prof. Rainer Olbrich, Prorektor für Forschung. „Das ist ergänzungsbedürftig. Unser Lehrsystem fußt auf breit aufgestellter Forschung.“ Und diese soll jetzt verstärkt an die Öffentlichkeit.
Die Idee ist nicht völlig neu. Schon lange gibt es Vortragsreihen, die sich nicht nur an die Wissenschaftsgemeinde wenden. Die Lüdenscheider Gespräche des Instituts für Geschichte und Biographie oder das Forum Philosophicum, wissenschaftliche Kongresse waren zum Teil öffentlich zugänglich, zu Antrittsvorlesungen waren auch die Bürger eingeladen. „Aber nun werden die einzelnen Bausteine unter einem Dach zusammengefasst“, erklärt Nils Szuka der Leiter des Arbeitskreises. „Hagener Forschungsdialog“ heißt nun, was sich an die Öffentlichkeit richtet.
80 bis 100 Veranstaltungen
„Wir erwarten im kommenden Jahr 80 bis 100 Veranstaltungen“, sagt Szuka. Es ist auch viel Neues dazugekommen: Die Mathematiker und Informatiker bieten Kolloquien an, die Rechtswissenschaftler veranstalten die Reihe Colloquia Juridica. Geeignet für Laien? Die Mathematiker verweisen darauf, dass der interdisziplinäre Gedankenaustausch automatisch eine gewisse Allgemeinverständlichkeit voraussetze, und Jurist Szuka zählt populäre Themen wie Scharia, Managergehälter oder Glücksspiel auf.
Der Leiter der Ludwigsburger Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen kommt natürlich auch deshalb nach Hagen (am 12. Februar), weil das hiesige Landgericht derzeit einen entsprechenden Fall behandelt. Und wenn heute (18 Uhr) ein niederländischer Experte auf über polizeiliche Ermittlungen in Clouds spricht, werden potenziell Interessierte aus Polizei und Justiz gesondert eingeladen.
Nicht mehr als Raumschiff begreifen
Veranstaltungsorte sind auch Lüdenscheid, Coesfeld und Frankfurt, aber Schwerpunkt ist Hagen. Damit die Hagener die Fernuni nicht mehr als Raumschiff begreifen, dass mit der Stadt gar nichts zu tun hat? „Die Anziehungskraft geht sicher über Hagen hinaus“, sagt Rainer Olbrich, der Sauerländer. Aber die Neubauten auf dem Camus böten inzwischen hervorragende Bedingungen. „Aber wir wollen auch in die Stadt“, betont Szuka, „ein Abend ist im Emil Schumacher Museum geplant.“
Und was steht inhaltlich an? Am 13. Januar ein Geschlechter-Klassiker: „Wie denken Männer und Frauen?“ Und am 15. Januar spricht Geschichts-Professor Peter Brandt in Lüdenscheid über seinen Vater: „Mit anderen Augen. Versuch über den Politiker und Privatmann Willy Brandt“.
Kein kompletter Abschied
Am 12. Februar hält Brandt seine Abschiedsvorlesung (zur Geschichte des umstrittenen Begriffs „Das Volk“), bleibt der Fernuniversität aber erhalten als Geschäftsführender Direktor des Dimitros-Tsatsos-Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften.